Unus mundus
Keyword: Unus mundus
Links: > Anthropos > Archetyp > Einheitswirklichkeit > Mystik > Synchronizität > Unbewusstes, psychoides
Definition: Von dem Alchemisten Gerardus Dorneus hatte C. G. Jung den Begriff und die Idee des Unus mundus, der Einen Welt, aufgenommen. In dieser Welt sind die Ge- gensätze von Innen und Außen, von geistigen und materiellen Prozessen aufgehoben. Er bezeichnet damit auch manchmal seine Hypothese, "dass dem lebenden Stoff ein psychischer und der Psyche ein physischer Aspekt eignet"(vgl. Jung, GW 10, § 780). Oder auch, dass die Psyche irgendwie die Materie berührt und die Materie latente psychische Potenziale hat (vgl. Jung, GW 8, § 441). Bei seinen Forschungen zur Natur der Psyche ist Jung immer wieder auf die Frage der der Beziehung von Psyche und Materie gestoßen, hat dabei auch okkulte, spiritistische, parapsychologische Phänomene (> Parapsychologie > UFO) untersucht und sich mit (Quanten-)Physik beschäftigt. Er kommt zu der Annahme der Synchronizität und dazu, dass Materie und Psyche (> Geist "zwei verschiedene Aspekte ein und derselben Sache sind" (Jung, GW 8, § 418]]). Die Übergänge sind fließend. In diesen Übergangsbereich gehören auch der Begriff des psychoiden Unbewussten und das Phänomen der Transgressivität der Archetypen (> Feld, psychisches).
Information: Transgressivität, d. h. Überschreitung einer Grenze oder eines vorgegebenen Rahmens beschreibt die Tatsache, dass eine Gleichartigkeit eines äußeren und physischen mit einem inneren und psychischen archetypischen Phänomen besteht. Letztlich könnte eine solche Möglichkeit auf die Einheit von psychischer und physikalischer Energie in einem vom Bewusstsein nicht erkennbaren Feld, dem Unus mundus oder der > Einheitswirklichkeit hinweisen. Auch bei seinen Überlegungen zum Archetyp kommt Jung zu dem Ergebnis, dass das eigentliche Wesen des Archetyps bewusstseinsunfähig, also transzendent und damit psychoid ist (vgl Jung, GW 8, § 417]]). Jung bezieht sich immer wieder auf die zu seiner Zeit bekannten Tatsachen und Theorien der Physik und auf seine Zusammenarbeit mit W. Pauli. Er nimmt auch Bezug auf die Zahl, die verstanden werden kann als ein geistige Element, mit dem Psyche und Materie gemeinsam angeordnet werden können, als der Archetyp der Ordnung des Unus mundus. In der Annahme des Unus mundus und der Synchronizität wird der scheinbare Dualismus von Materie und Geist, von Körper und Psyche transzendiert und die Einheit des Seins postuliert. Für die Praxis der Psychotherapie ist es von unschätzbarem Wert, um das Eingebundensein des Einzelnen in die Einheit des Seins zu wissen und diese zu erfahren.
Literatur: Franz, M.-L. v. (1988): Psyche und Materie; Franz, M.-L. v. (1990): Zahl und Zeit; Neumann, E. (1955 b): Die Erfahrung der Einheitswirklichkeit und die Sympathie aller Dinge; Seifert, A., Seifert, T. (2001): So ein Zufall!
Autor: T. Seifert