Biologie
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Definition: Biologie (BIOS, griech.: Leben; logos, griech.: Wort, Wissenschaft) ist die Wissenschaft von der belebten Natur und den Gesetzmäßigkeiten im Ablauf des Lebens von Pflanze, Tier und Mensch. Der Begriff Biologie wird zuerst 1797 von Theodor Roose in seiner Schrift „Grundzüge der Lebenskraft“ verwendet. Im 19. Jh. etabliert er sich als „Wissenschaft vom Lebendigen“. Biologie untersucht und beschreibt die Erscheinungsformen lebender Systeme, ihre Beziehungen zueinander und zu ihrer Umwelt sowie die Vorgänge, die sich in ihnen abspielen. Für C. G. Jung ist die Biologie, wie alle naturwissenschaftliche Empirie, ein Versuch, die Psyche von außen nach innen zu begreifen, mit dem Gegenpol der Psychologie, als Erkenntnisweg von innen nach außen. Die Biologie als wissenschaftliche Grundlage gibt der Psychologie sicheren Rückhalt. In seinen Vorstellungen über die Energetik (> Energie) setzt sich Jung mit dem Unterschied zwischen psychischer Energie, die er als > Libido bezeichnet, auseinander und der Bio-Energie oder Vital-Energie des Körpers (> Körper). Zentral sind für Jungs Vorstellungen die Erkenntnisse der Evolutions- und Verhaltensforschung (> Ethologie > Evolutionäre Psychologie). In der Instinktgrundlage (> Instinkt) und den „pattern of behaviour“ der Verhaltensforschung sieht er eine körperpsychische Basis, die in seiner Konzeption des Archetyps (> Archetyp) wiederkehrt, bei der Körperliches und Psychisches, Äußeres und Inneres, Materie und Geist als Einheit (> Einheitswirklichkeit) verstanden werden. Allerdings hält er diesen einheitlichen Bereich, den er auch psychoid (> Unbewusstes, psychoides) nennt, in seiner Gesamtheit und > Komplexität für nicht bewusstseinsfähig.
Information: Der Archetyp hat für Jung einen Instinkt- und einen Geistespol. Der biologischen Finalität stellt er, auf psychischer Ebene, den Sinn als erlebte psychologische > Finalität gegenüber. Allerdings ist die Psyche für Jung nicht allein reduzierbar auf ein biologisches, physiologisches, sexuelles und triebhaftes Geschehen: „Die Seele ist ein Gebiet für sich mit seiner ihm besonderen Eigengesetzlichkeit. Man kann das Wesen der Seele nicht aus den Prinzipien anderer Wissensgebiete ableiten, sonst vergewaltigt man die eigentümliche Natur des Psychischen. Es lässt sich weder mit dem Gehirn, noch mit Hormonen, noch mit irgendeinem bekannten Instinkte identifizieren, sondern es muss wohl oder übel als ein Problem sui generis anerkannt werden. Die Phänomenologie der Seele erschöpft sich darum nicht mit naturwissenschaftlich erfassbaren Tatsachen, sondern begreift auch das Problem des menschlichen Geistes, welcher der Vater aller Wissenschaft ist, in sich.“ (Jung, GW 16, § 22) Jung versteht die Seele also nicht als Epiphänomen des Körpers, wiewohl sie auch ein biologischer Faktor ist. Psychologie ist eine Wissenschaft, die über Instinkthaftes oder Biologisches hinausgeht und > Bewusstsein, geistige Auffassungen, soziale, kulturelle moralische, kreative und religiöse Aspekte mit einbezieht.
Die moderne Neurobiologie (> Gehirn > Hirnforschung), die Säuglings- und Motivationsforschung wie auch die Ansätze der Evolutionären Psychologie (> Evolutionäre Psychologie) bestätigen die biopsychischen Vorstellungen der Analytischen Psychologie (> Analytische Psychologie) weitgehend, wenn auch mit neuen Begriffen. Allerdings tendieren manche der Auswertungen von modernen Forschungsergebnissen wieder zu einem eher kausal-reduktiven Ansatz, über den die > Analytische Psychologie gerade hinausführen will.
Literatur: Jahn, I. (Hrsg.) (2002): Geschichte der Biologie; Portmann, A. (1958): Zoologie u. das neue Bild vom Menschen; Obrist, W. (1999): Die Natur – Quelle von Ethik und Sinn.
Autor: S. Prager