Anthropisches Prinzip

Aus aip-lexikon.com
Version vom 20. Juli 2024, 12:02 Uhr von Lutz (Diskussion | Beiträge) (1 Version importiert)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springenZur Suche springen

Keyword: Anthropisches Prinzip

Links: > Anthropos > Determinismus > Finalität

Definition: Das anthropische Prinzip stellt eine moderne Variante des Archetyps des > Anthropos dar. Es postuliert einen engen Zusammenhang zwischen den Eigenschaften des Universums und der menschlichen Existenz: "Weil es in diesem Universum Beobachter gibt, muss das Universum Eigenschaften besitzen, die die Existenz dieser Beobachter zulassen" (schwaches anthropisches Prinzip). Das starke anthropische Prinzip, wie es ursprünglich von dem britischen Physiker B. Carter hypothetisch formuliert wurde, geht noch einen Schritt weiter: "Das Universum muss (...) so beschaffen sein, dass es irgendwann unweigerlich einen Beobachter hervorbringt". (Carter, 1974, S. 291)

Information: Das anthropische Prinzip wurde als Ausdruck dessen formuliert, dass die Existenz hochkomplexer Strukturen wie etwa des menschlichen Organismus und des menschlichen Gehirns aufs Engste an eine unvorstellbare Zahl von Bedingungen geknüpft ist, deren Zusammentreffen und Zusammenspiel extrem unwahrscheinlich ist. So müssen zum Beispiel die vier fundamentalen Wechselwirkungen (Gravitation, elektromagnetische Wechselwirkung, starke und schwache Wechselwirkung) innerhalb sehr enger Grenzen genau aufeinander abgestimmt sein. Andernfalls könnten zum Beispiel im Inneren der Sterne nicht die Kernreaktionen ablaufen, die die zur Entwicklung des Lebens notwendigen chemischen Elemente aufbauen. Die Liste solcher Bedingungen, die als Voraussetzung der menschlichen Existenz angesehen werden müssen, ließe sich beliebig verlängern. Daraus erhebt sich die Frage, ob der Mensch nur das Produkt einer höchst unwahrscheinlichen Kette von Zufällen ist oder ob es ein noch unbekanntes fundamentales Naturgesetz gibt, nachdem das Universum sich nur so entwickeln konnte.

Literatur: Breuer, R. (1981]]): Das anthropische Prinzip.

Autor: L. Müller