Polytheismus

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Keyword: Polytheismus

Links: > Archetypische Psychologie > Dualismus > Monismus > Monotheismus > Polarität

Definition: Polytheismus (griech. polys: viel, vielfach; griech. theos: Gott) bezeichnet die gleichzeitige Verehrung einer Vielzahl von Göttern, die meist nach Art menschlicher Personen vorgestellt werden (> Mythos > Personifikation), deren Beziehungen die jeweiligen soziokulturellen menschlichen Verhältnisse widerspiegeln. Polytheistische Vorstellungen finden sich in den antiken Religionen, im > Hinduismus in seiner volkstümlichen Form und bei verschiedenen Naturreligionen.

Information: keine

C. G. Jung sieht den polytheistischen (und polydämonischen) Geisteszustand, der dem des monotheistischen (> Monotheismus) vorausgeht, in der kollektiven (> Kollektiv > Kollektivpsyche > Unbewusstes, kollektives) Erfahrung beinhaltet. Die polytheistische Ebene entspricht der Vielfalt der Archetypen (> Archetyp), deren Charakteristika einst den Göttern und Dämonen zugeordnet waren. Er folgert: "Der Stufe von Animus-Anima entspricht der Polytheismus, dem Selbst aber der Monotheismus." (Jung, GW 9/2, § 427). In verschiedenen Beiträgen betont Jung den Umstand, dass unsere westliche Kultur aus den "krudesten Anfängen des Polytheismus" in eine hoch entwickelte orientalische Religion (monotheistisches Christentum) hineinfiel, "welche den imaginativen Geist des Halbwilden auf eine Höhe hob, die dem Grade seiner geistigen Entwicklung nicht entsprach.. Das Unterdrückte wird natürlich nicht entwickelt, sondern vegetiert in ursprünglicher Barbarei im Unbewussten weiter." (vgl. Jung, GW 13, § 70). J. Hillman (1979) hingegen betont die Wichtigkeit einer (psychologischen) polytheistischen Perspektive, die durch die archetypische und komplexhafte Struktur der Seele ohnehin nahegelegt wird. (> Archetypische Psychologie)

Literatur: Hillman, J. (1979): Die Psychologie: Monotheistisch oder polytheistisch?; Samuels, A. (1994): Die Vielgestaltigkeit der Seele.

Autor: H. Obleser