Ich, integrales
Keyword: Ich, integrales
Links: > Anthropozentrismus > Entwicklungspsychologie > Filialisierung des Ich > Ich/Ich-Bewusstsein > Ich-Selbst-Achse > Kindheit/Kindheitsphasen > Narzissmus > Not-Ich > Selbst > Urbeziehung
Definition: Das integrale Ich ist ein von E. Neumann verwendeter Begriff, mit dem er das gesunde Ich bezeichnet, das sich aus einer geglückten > Urbeziehung heraus entwickelt hat. Es ist Ausdruck einer positiven > Ich-Selbst-Achse und Vorläufer des gefestigten Ichs, das dann im Erwachsenenalter im Zentrum des Bewusstseins steht. Überwiegen in der Urbeziehung negative Erfahrungen, ist z. B. der negative > Mutterarchetyp aktiviert, so kann sich der im > Selbst angelegte Ich-Kern nicht gesund entwickeln und es bildet sich ein negatives Ich bzw. ein > Not-Ich.
Information: Neumann bezieht für sein Konzept der Entwicklung des kindlichen Ichs nicht nur S. Freud und M. Klein mit ein und setzt sich damit kritisch auseinander, sondern auch die damals schon bekannten Arbeiten zur frühen Entwicklung des Kindes von J. Bowlby, E. Erickson, A. Portmann, René Spitz. Seine Vorstellungen werden teilweise auch von den neueren Ich- und Selbstkonzepten der > Psychoanalyse und der Säuglingsforschung (> Säuglingsforschung: Entwicklung der) bestätigt. Das positiv-integrale Ich zeichnet sich dadurch aus, das es fähig ist, von außen wie von innen kommende positive und negative Reize und Erfahrungen so aufzunehmen und zu integrieren, dass es dabei ganz bleiben kann, d. h. nicht zu Spaltungsvorgängen (> Spaltung) regredieren muss. Durch die Erfahrung mit und an der tragenden, schützenden und nährenden Mutter (> Container/Contained), die mit negativen Einwirkungen von außen wie z. B. Kälte oder von innen wie z. B. Schmerz umzugehen weiß, sie zumindest oft genug ausgleichen kann, wird es dem Kind möglich, diese Fähigkeit zur Beruhigung auch in sich selber zu finden und zu entwickeln. "So kommt es [...] zu einer positiven Toleranz des Ich, das auf der Basis der Sicherheits- und Vertrauensbeziehung zur Mutter imstande ist, die Welt und sich selber 'anzunehmen', weil es die dauernde Erfahrung der positiven Toleranz und des Angenommen seins durch die Mutter am eigenen Leibe erlebt." (Neumann, 1963, S. 63). Die positive > Urbeziehung und die daraus möglich werdende > Filialisierung des Ich zu einem positiv-integralen Ich, ist die Voraussetzung für die "anthropozentrische" Erfahrung des Kindes, d. h. zu einer gesunden narzisstischen Basis des Kindes in der Welt. In der Auseinandersetzung mit dem Narzissmus-Begriff (> Narzissmus) von Freud ist es für Neumann sehr wichtig den gesunden Narzissmus darzustellen, den er, um sich gegen den freudschen Begriff abzugrenzen als > Anthropozentrismus bezeichnet.
keine
Literatur: Neumann, E. (1963): Das Kind.
Autor: A. Müller