Psychotherapie, stationäre

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Keyword: Psychotherapie, stationäre

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Definition: Ausgehend von Entwicklungen in Modellkliniken seit 1920 (G. Groddeck in Baden-Baden, E. Simmel in Berlin) und Modellabteilungen außerhalb der Psychiatrie, teils innerhalb der Inneren Medizin (V. v. Weizsäcker nach 1945) ist die stationäre Psychotherapie und > Psychosomatik inzwischen integraler Bestandteil des psychotherapeutischen Behandlungsfeldes in Deutschland. Unterschieden wird aufgrund des Sozialgesetzbuches zwischen verschiedenen Indikationsspektren der Krankenhaus-Behandlung in speziellen Krankenhäusern oder angegliederten Fachabteilungen und der Rehabilitations-Behandlung. Es gibt Institutionen analytischer und verhaltenstherapeutischer (> Verhaltenstherapie) Ausrichtung.

Information: Bei prinzipiell gleichem Diagnose-Spektrum (> Diagnostik) wie im ambulanten Bereich ergeben sich die Indikationen unter den derzeitigen Richtlinien v. a. aus:

1. der Schwere der Erkrankung (Schwere der ichstrukturellen Störungen, Schwere der Krankheits- und Symptomausprägung);

2. der momentanen Situation (drohende psychische oder körperliche Dekompensation, > Krise, > [[Suizidalität);

3. erforderlicher vorübergehender Herausnahme aus einem pathogen wirkenden Umfeld;

4. der bisherigen Unmöglichkeit, einen dringend erforderlichen therapeutische Prozess im ambulanten Rahmen in Gang zu setzen (Motivationsprobleme der Einsicht, Fixierung auf eine organische Ursache, Alexithymie);

5. bei komplizierenden, gleichzeitig bestehenden körperlichen Erkrankungen

Die spezifischen Bedingungen bestehen im besonderen Halt des stationären Settings und in der Kombination verschiedener Therapie-Verfahren i. S. des multimodalen, integrativen Zugangs. Die Gefahren bestehen in zu starker Labilisierung, Überstimulation und Dekompensation, Intensivierung regressiver Wünsche (> Regression), psychotischer Entgleisung (> Psychose) oder auch Verstärkung von > Abwehr und > Widerstand. Im analytischen Bereich besteht stationäre Psychotherapie aus einer analytisch oder tiefenpsychologisch orientierten Einzel- oder Gruppentherapie (> Gruppenpsychotherapie > Jugendlichenpsychotherapie, analytische > Kinderpsychotherapie, Psychotherapie, analytische) die von weiteren Therapien aus dem Bereich der Sporttherapien und Körpertherapien > Bewegungstherapie > Tanztherapie, Körperpsychotherapie) und kreativen Therapien (> Kreativität), > Gestaltungstherapie > Musiktherapie > Psychodrama, Entspannungsverfahren sowie Sozialtherapie, ggf unter Einbeziehung von > Familientherapie und Paartherapie, ergänzt wird.

Die Einbindung in einen besonderen halt gebenden Rahmen mit Verfügbarkeit von Therapeut und Pflegepersonal und gesicherter äußerer Versorgung (Verpflegung etc.) gibt dem Patienten die Möglichkeit zu tieferer [[> Regression]] in das > Unbewusste, dazu, sich damit verbundenen Labilisierungen des > Ich auseinanderzusetzen, Fixierungen und > Abwehr zu lockern und neue Lösungen innerer Konflikte und neue Einstellungen zu erarbeiten (> Finalität). Durch die verschiedenen beteiligten Bereiche (Psychotherapie/Spezialtherapie/Pflegebereich) werden verschiedene Komplexfelder (> Komplex) aktiviert, durch die vielfältigen Beziehungen verschiedene Übertragungsmodi (> Übertragung/Gegenübertragung) im Sinne von Eltern-Übertragungen und Geschwister-Übertragungen (> Eltern > Familie > Geschwister) hergestellt.

Unter der Perspektive der Analytischen Psychologie stehen die Körper-und Kreativtherapien für Zugangsmodi über verschiedene > Orientierungsfunktionen und Einstellungen, die dem Patient häufig vor der Fähigkeit zur Symbolisierung und Verbalisierung (> Denken > Deuten) und Symbolisierung (> Symbol) einen Zugang zum > [[Unbewussten über Akzentuierung der Empfindungsfunktion (> Empfindung), Fühlfunktion (> Fühlen) und > [[Intuition ermöglichen. Aufgabe in den analytisch orientierten Therapien ist dann u. a. die Bewusstmachung dieser Inhalte und die > [[Integration in den bewussten Veränderungsprozess mit Anbindung an den Ich-Komplex. Ergänzend zur Arbeit des Patienten ist daher, in enger Team-Zusammenarbeit aller beteiligten Therapeuten und des Pflegebereiches, eine Integration aller Aspekt des Behandlungsprozesses unabdingbar. Supervision von außen kann helfen, festgefahrene Behandlungssituationen zu verstehen. Es ist davon auszugehen, dass auch das Aufbrechen der Isolation, in der Menschen mit psychischen Erkrankungen sich häufig befinden, durch den Kontakt zu Mitpatienten eine nicht unerhebliche Bedeutung für den Heilungsprozess (> Heilen) besitzt. In der letzten Zeit haben in der stationären Psychotherapie störungsspezifische Ansätze eine zunehmende Bedeutung gewonnen.

Keine

Literatur: Dieckmann, H. (1979): Methoden der Analytischen Psychologie; Ermann, M. (1997): Psychotherapeutische und psychosomatische Medizin; Senf, W., Broda, M. (1996): Praxis der Psychotherapie.

Autor: B. Gramich