Affekt
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Definition: Unter Affekt (lat. affectus, abgeleitet von afficere: hinzutun, einwirken, Eindruck machen, stimmen, anregen, ergreifen) wird umgangssprachlich meist ein intensiver, reaktiver und vergleichsweise kurzzeitiger emotionaler (> [[Emotion) Erregungszustand verstanden, bei dem alle seelischen Funktionen, die Motorik und Teile des vegetativen Nervensystems beteiligt sind (u. a. Veränderung von Atmung, Kreislauf, Verdauung; Erscheinungen wie Schwitzen, Erröten oder Erblassen, Tränenausbruch).
Information: Im stärkeren Affektzustand sind das psychische Gleichgewicht, die Wahrnehmungs- und Urteilskraft, die Denk- und Einsichtsfähigkeit und die Impulskontrolle meist gemindert oder fehlen ganz. In der modernen Psychologie werden die Begriffe Affekt und > Emotion häufig synonym gebraucht, für die eher schwachen Emotionen wird gelegentlich auch der Begriff der Stimmung, für die eher starken Gefühle der Begriff „Leidenschaft“ (passion) verwendet.
C. G. Jung unterschied das Gefühl (> Fühlen) vom Affekt, obwohl es auch für ihn fließende Übergänge gab, „indem jedes Gefühl, wenn es eine gewisse Stärke erlangt, Körperinnervationen auslöst und damit zum Affekt wird.“ Affekte waren für ihn (im Gegensatz zum Gefühl) normalerweise nicht durch den Willen beeinflussbar. Intensive, durch heftige Körperinnervationen begleitete Affekte rechnete Jung nicht dem Gebiet der Fühlfunktion, sondern dem Gebiet der Empfindungsfunktion (> Empfindung) zu. (Jung, GW 6, § 681)
Die moderne Affektforschung, unter Einbezug der Hirnforschung, versteht unter Affekt einen Prozess, durch den Motorik, Physiologie, Denken und dann das kommunikative Handeln geordnet angesteuert werden. Die verschiedenen psychischen Funktionen werden also nicht voneinander getrennt gesehen, sondern vielmehr als ein komplexer, interaktiver Prozess. R. Krause unterscheidet sechs Komponenten des Affektes. Während die Handlungsbereitschaft der Willkürmotorik (als subliminale spezifische Innervation), die physiologisch-hormonale Komponente und die motorisch-expressive Komponente ohne kognitive Repräsentation möglich sind, verlaufen die Wahrnehmung der körperlichen Korrelate, die Benennung und Erklärung der Wahrnehmungen sowie die Wahrnehmung und Bewertung der situativen und sozialen Bedeutung unter Einschluss der Kognition. Die > Affektregulierung bezieht daher alle diese Ebenen mit ein.
Literatur: Damasio, A. R. (2000): Ich fühle, also bin ich; Krause, R. (1997/8): Allgemeine psychoanalytische Krankheitslehre; Kutter, P. (2001): Affekt und Körper; Roth, G. (2001): Fühlen, Denken, Handeln.
Autor: B. Gramich