Emotion

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Keyword: Emotion

Links: > Affekt > Ärger > Aggression > Angst > Eifersucht > Ekstase > Empathie > Freude > Glück > Hass > Hoffnung > Interesse > Komplex > Langeweile > Leidenschaft > Liebe > Neid > Orientierungsfunktionen > Schuldgefühl > Scham > Trauer

Definition: Der Begriff der Emotion (lat. emovere: herausbewegen) wird unterschiedlich gebraucht. Hier soll er als Sammelbegriff für Stimmung, Emotion im engeren Sinne und Gefühl verwendet werden. Gelegentlich wird > Affekt anstelle des Begriffs Emotion gesetzt. Häufiger aber steht Affekt für eine heftige Gemütsaufwallung, für die aufwühlenden Veränderungen im Organismus. Menschen sind immer emotional gestimmt, meistens wird das aber erst wahrgenommen, wenn man sich verstimmt fühlt, wenn sich die Grundstimmung, etwa eine heitere Stimmung in eine gedrückte Stimmung, verändert hat.

Information: Das menschliche Leben ist von Anfang bis zum Ende von Emotionen begleitet, im Wachen und im Träumen. Von Geburt an unterscheiden wir zwischen angenehm und unangenehm. In den ersten Lebensmonaten entwickeln sich das Erleben und der Ausdruck von > Freude, > Angst, > Trauer, > Neugier, > Interesse, > Ärger, etwas später auch > Schuldgefühl, > Scham, > Neid.

Jede Erfahrung ist verknüpft mit Emotionen und jede Emotion hat eine bestimmte Erlebnisqualität und einen Anreiz zu bestimmtem Verhalten. Zentrale Lebensthemen, wie > Bindung, > Beziehung, Trennung, Selbstbehauptung, gehen von Emotionen aus. Emotionen werden anderen Menschen gegenüber ausgedrückt und vermitteln ihnen, was in uns vorgeht. Sie sind damit Basis der Kommunikation und regulieren das Zusammenleben.

Aber auch die Motivation zum Handeln stammt aus den Emotionen. Emotionen bilden den affektiven Kern unseres Selbsterlebens, der es uns ermöglicht, Kontinuität im Identitätserleben (> Identität) zu erfahren (vgl. Emde, 1991). Emotionen regulieren Erfahrungen von uns mit den Mitmenschen, mit dem Unbewussten (> Unbewusstes, unseren Komplexen (> Komplex), und der damit verbundenen archetypischen Dynamik, die auch in den Symbolen (> Symbol) sichtbar wird.

Emotionen regulieren auch unsere Beziehung zum > Körper und durch die Wechselwirkung von Gehirn und Körper werden die Emotionen auch wieder verändert. Emotionen sind biologisch determiniert. Sie sind angeborene Funktionen des Gehirns, die durch die evolutionäre Geschichte aus der Interaktion mit der Umwelt entstanden sind, und somit also archetypisch (> Archetyp). Gewisse archetypische Bilder könnten als innere Repräsentanzen von entsprechenden Emotionen verstanden und studiert werden (z. B. das Feuer der Leidenschaft, die Dunkelheit und Schwere der > Depression, das Fliegen in der > Ekstase).

Emotionen sind spezifische vorübergehende Veränderungen im Organismus, die von außen wahrgenommen und gemessen werden können. Werden diese Veränderungen des Organismus vom Subjekt bewusst wahrgenommen, spricht man von Gefühlen (vgl. Damasio, 2000). Man kann also ängstlich gestimmt sein, kurzfristig oder überdauernd, man kann Angst haben, und diese Emotion kann von außen wahrgenommen und im Körper endokrinologisch, muskulär etc. nachgewiesen werden. Sie kann aber auch vom Subjekt bewusst wahrgenommen werden und wird dann Gefühl genannt. So verstanden ist das Gefühl die Repräsentation der vorübergehenden Veränderungen im Organismus in Form von neuronalen Mustern und den damit verbundenen Vorstellungen (vgl. Damasio, 2000). Gefühle sind demnach immer auch mit Fantasien (> Fantasie) und Kognitionen verbunden. Der Prozess des Fühlens (> Fühlen/Fühlfunktion > Orientierungsfunktionen) macht den Organismus aufmerksam auf ein Problem, mit dessen Lösung die Emotion begonnen hat.

In seiner Auseinandersetzung mit dem gefühlsbetonten > Komplex sieht C. G. Jung die Affektivität als wesentliche Grundlage der Persönlichkeit. (Jung, GW 3, §77ff.) Unter Affektivität versteht er in Anlehnung an E. Bleuler Gefühl, Gemüt, Affekt und Emotion. Die Elemente des psychischen Lebens seien dem Bewusstsein in Form gewisser Einheiten gegeben: Sinnesempfindung (heute als Verarbeitung der Sinnesempfindung verstanden, Empfindung (> Empfinden/Empfindungsfunktion), intellektuelle Komponenten (> Denken/Denkfunktion) und Gefühlston (> Assoziationsexperiment, > Orientierungsfunktionen).

Emotionen, als ein zentrales Thema der Psychologie, haben große Bedeutung in der Tiefenpsychologie und der Psychotherapie: Sie haben eine tief reichende Wirkung auf unsere Lebensgeschichte, sie zeigen vor allem auch in den Komplexen, die wir in im Laufe unseres Lebens entwickelt haben. Damit verbunden sind die Probleme der abgespaltenen Gefühle, der verdrängten Gefühle, der gefühlsmäßigen Überreaktionen usw., die weitgehend Thema therapeutischen Handelns sind. Es geht darum, einen Spielraum für die Emotion zuzulassen, der Spontanität und Lebendigkeit erlaubt. Sprechen wir von Emotionen, dann sprechen wir also von etwas, das uns ganz unmittelbar angeht, uns ausmacht und zwar unser ganzes Leben hindurch. Emotionen müssen immer lebenslauforientiert studiert werden. Die Emotionsbiografie ist ein wichtiger Aspekt des Selbstverständnisses jedes Menschen.

Literatur: Damasio, A. R. (2000): Ich fühle, also bin ich; Izard, C. E. (1981): Die Emotionen des Menschen; Kast, V. (1991): Freude, Inspiration, Hoffnung.

Autor: Verena Kast