Hass
Keyword: Hass
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Definition: Die Emotionen (> Emotion) > Hass und > Liebe müssen in einem engen Zusammenhang gesehen werden. So ist etwa Liebe zur Freiheit verbunden mit einem Hass auf Unterdrückung. Liebe führt zum Ideal hin, zeigt, was angestrebt wird, womit man sich verbinden will, Hass ist der Schatten von dem, was erstrebt wird und was zerstört oder zumindest vermieden werden soll.
Information: Der Gegenstand des Hasses geht einen ebenso unmittelbar etwas an, wie der der Liebe und deshalb fühlt man sich auch aufgerufen, das Gehasste mit seiner ganzen Existenz zu bekämpfen oder gar zu vernichten. Die Fantasien, die mit Hass verbunden sind, sind im Gegensatz zu Ärger – und Wutfantasien viel beständiger. Es gibt verschiedene Schweregrade von Hass: Bei sehr enttäuschenden frühen Beziehungen, in denen ein Kleinkind viel Ablehnung und Aggression erlebt hat, kann der Hass verinnerlicht (> Introjektion) werden, sodass er zu einer relativ konstanten Persönlichkeitseigenschaft wird. Es gibt aber auch den alltäglicheren Hass. In der Liebe zu einem Menschen gehören Liebe und Hass als normale Ambivalenz zusammen, niemand kann so gehasst werden wie der Mensch, der geliebt wird (z. B. wenn er uns verletzt). Das Füreinander sein in der Liebe kann ins Gegeneinander sein umschlagen. Dies ermöglicht aber auch, sich in der Abgrenzung zu erleben und das Problem, das den Hass ausgelöst hat, gemeinsam in die Verantwortung zu nehmen. Liebe und Hass müssen beide akzeptiert werden, sonst kann man nicht lieben, und wenn die Liebe stark genug ist, ist es möglich, die Versuchung zu destruktivem, entwertendem Verhalten zu kontrollieren. Wie sehr Liebe und Hass zusammengehören, lässt sich auch daraus erschließen, dass nicht erwiderte Liebe leicht in Hass umschlägt. Droht man einen Menschen zu verlieren, oder stellt man sich vor, dass man ihn oder sie verliert, dann kann eine tiefe Reaktion von Eifersucht, Hass und Rache entstehen, mit dem Wunsch, den Nebenbuhler, die Nebenbuhlerin zu vernichten. Auch der Neid kann mit Hass verbunden sein: Man kann das Beneidete nicht lieben, also hasst man es, und möchte es zerstören. Unbewusster Hass kann sich in einer zerstörerischen Haltung, sich selber und anderen gegenüber, zeigen.
Literatur: Fromm, E. (1977): Die Anatomie der menschlichen Destruktivität; Kutter, P. (1994): Liebe, Hass, Neid, Eifersucht.
Autor: V. Kast