Bedürfnishierarchie

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Keyword: Bedürfnishierarchie

Links: > Ganzheit > Integrative Psychologie > Humanistische Psychologie > Transpersonale Psychologie

Definition: A. H. Maslow, einer der Begründer der Humanistischen Psychologie (> Humanistische Psychologie) und der Transpersonalen Psychologie (> Transpersonale Psychologie) hat die verschiedenen Bedürfnisse des Menschen in einer Werte- bzw. Bedürfnishierarchie angeordnet. Jedes in der Hierarchie höher stehende Grundbedürfnis kann nur dann befriedigt bzw. ausgelebt werden, wenn alle in der Hierarchie tiefer stehenden Bedürfnisse eine Mindesterfüllung erfahren haben.

Information: Die Hierarchie besteht aus sechs Stufen. Es werden unterschieden:

1. Biologische (physiologische) Grundbedürfnisse (Atmung, Aufrechterhaltung der Körpertemperatur, Schlaf, Nahrung und Ausscheidung, Bewegung, Sexualität),

2. Bedürfnisse nach Sicherheit, Ordnung und Stabilität (Abwesenheit von Gefahr und Bedrohung, Schutz finden zu können; das Bedürfnis, abhängig und hilflos sein zu können, ohne sich bedroht zu fühlen, Vertrauen entwickeln können),

3. Bedürfnisse nach Liebe und Zugehörigkeit,

4. Bedürfnisse nach Achtung (Selbstachtungsvertrauen, Kompetenz, Unabhängigkeit, Freiheit und Achtung von anderen, Prestige, Status, Anerkennung, Akzeptanz, Wertschätzung),

5. Bedürfnisse nach Selbstverwirklichung (Wachstum, Entwicklung und Entfaltung der eigenen Fähigkeiten, Verlangen nach Wissen und Verstehen, Bedürfnisse nach Erleben von Schönheit und Ästhetik).

6. Diese Grundbedürfnisse ergänzt Maslow später mit einer noch höheren Kategorie, die er als Wachstumsbedürfnisse (Seins-Werte) bezeichnet, im Unterschied zu den grundlegenden Mangelbedürfnissen. Er ist der Auffassung, dass diese „höhere Natur“ die „niedrigere“ als Grundlage brauche. Der Mensch würde anfangs von Grundbedürfnissen motiviert, sobald diese ausreichend gut befriedigt seien, bewege er sich auf ein Niveau der Wachstumsbedürfnisse zu. Zu diesen Seins-Werten rechnet er: Transzendenz, Selbsttranszendenz, Ganzheit, Vollkommenheit (C. G. Jung würde hier von Vollständigkeit sprechen), Notwendigkeit, Gerechtigkeit, Lebendigkeit, Reichhaltigkeit, Einfachheit, Schönheit, Güte, Einzigartigkeit, Mühelosigkeit, Verspieltheit, Wahrheit, Selbstgenügsamkeit. Diese Hierarchie, die mit vielen Aspekten der Analytischen Psychologie (> Analytische Psychologie) übereinstimmt, wird wegen ihrer fehlenden wissenschaftlichen Untermauerung verschiedentlich kritisiert, hat aber die > Humanistische Psychologie und die > Transpersonale Psychologie sehr beeinflusst und geholfen, die Vorstellung von der > Ganzheit des Menschen zu differenzieren und auf Mängel einseitiger Therapierichtungen hinzuweisen.

Literatur: Goble, F. (1979): Die dritte Kraft.; Maslow, A. H. (1973): Psychologie des Seins; Maslow, A. H. (1977): Motivation und Persönlichkeit.

Autor: L. Müller