Identifikation mit dem Aggressor

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Keyword: Identifikation mit dem Aggressor

Links: > Abwehrmechanismen > Identifikation

Definition: Identifikation mit dem Aggressor ist ein Spezialfall der > Identifikation. Ohnmachts- und Hilflosigkeitsgefühle, wie starke Angst gegenüber einem Angreifer (Aggressor) können bewirken, dass der Angegriffene seine eigene Position verlässt (im Selbsterleben) und die Position des ihn bedrohenden Angreifers einnimmt. Dadurch, dass das angegriffene Opfer sich nicht mehr als solches erlebt, wird die, mit der Opferperspektive verbundene, Angst ebenfalls eliminiert.

Information: Milde Formen der Identifikation sind für die Über-Ich-Entwicklung und Gewissensbildung wichtig, weil dem Kind durch die Identifikation eine Integration der elterlichen Werte und Normen möglich wird, die zunächst seinen Bedürfnissen entgegenstehen. Bei massiven Formen der Identifikation fühlt sich das Opfer gegenüber dem Angreifer ohnmächtig und muss sich deswegen selbst verleugnen. Hierbei kommt es nicht zu einer Integration der Vorstellungen des Angreifers ins eigene Selbstbild, sondern zu einer "feindlichen Übernahme" des Selbst des Opfers durch den Angreifer, dessen Vorstellungen dann anstelle der Vorstellungen des Opfers installiert werden. Beispiele: Das missbrauchte Kind wird später selbst zum Täter. Der Erwachsene, der als Kind unter den Leistungsanforderungen seiner Eltern gelitten hat, stellt extreme Leistungsansprüche an seine eigenen Kinder.


Literatur: Freud, A. (1936): Das Ich und seine Abwehrmechanismen; König, K. (1996): Abwehrmechanismen; Mentzos, S. (1984): Neurotische Konfliktverarbeitung.

Autor: B. Banholzer