Uroboros: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 20. Juli 2024, 12:02 Uhr

Keyword: Uroboros

Links: > Bewusstseinsentwicklung > Einheitswirklichkeit > Entwicklungspsychologie > Ganzheit > Mutter, Große > Participation mystique > Pleroma > Selbst > Vater, Großer

Definition: Der Uroboros (ägypt.: Schwanzfresser]]) ist ein altägyptisches Symbol der Kreisschlange, des Ur-Drachens des Anfangs, der sich selbst in den Schwanz beißt und in sich selber zeugt. Von ihm heißt es: "Er tötet sich selbst, heiratet sich selbst und befruchtet sich selbst. Er ist Mann und Frau, zeugend und empfangend, verschlingend und gebärend, aktiv und passiv, oben und unten zugleich." (Neumann, 1949a, S. 24) Er ist Symbol für die Ursprungseinheit, die Urfrühe, die Urvollkommenheit des Anfangs, das Paradies, das Allumfassende, den Schoß, das Pleroma, die > Participation mystique, die Ureltern, das Gegensatzenthaltende, das Hermaphroditische (> Hermaphrodit), das Runde, das in sich Autarke, das in sich Geschlossene, das ohne Anfang und ohne Ende ist, das Vorzeitlich-Ewige, das Vorräumlich-Unendliche und das Vorgeburtlich-Embryonale. Er steht für den Frühzustand der Psyche, in dem noch kein Ich-Bewusstsein vorhanden ist bzw. ein keimhaftes Ich mit dem Unbewussten noch völlig verschmolzen und ungetrennt ist.

Die Sehnsucht in diesen Zustand, aus dem das Ich entstanden ist, zurückzukehren, wird von Erich Neumann als uroborischer Inzest (> Inzest, uroborischer) genannt, in dem das schwache Ich wieder aufgelöst wird. Viele Formen der Sucht und der Sehnsucht meinen diese Rückkehr und uroborische Ich-Auflösung.

Information: E. Neumann verwendet auch den Begriff des mütterlichen und väterlichen Uroboros, weil der Uroboros nicht nur das Große Runde des Anfangs ist, sondern auch die Ureltern, Urmutter und Urvater uroborisch vereint enthält. So ist der Uroboros aktiv und passiv, nährend und zeugend und das Kind essend und aufnehmend wie auch ausscheidend und gebärend. Mit dem Begriff des Nahrungs-Uroboros betont Neumann den Kreislauf von aufnehmen, verdauen und ausscheiden von Nahrung, wobei die Nahrung auch seelische und geistige Inhalte umfasst, es also auch um die symbolische und spirituelle Dimension des Erlebens geht. Unter dem doppelten Uroboros - zwei Schlangen oder Drachen, die sich gegenseitig in den Schwanz beißen und so einen Kreis bilden - versteht Neumann die erste Differenzierung des Uroboros in einen unteren und einen oberen Teil. Die zwei Schlangen symbolisieren die Ureltern, den mütterlichen und den väterlichen Teil des Uroboros.

Aus diesem Ur-Paar und Urgegensatz des Uroboros entstehen in der weiteren Bewusstseinsentwicklung die Ur-Archetypen der Erde und des Himmels (> BIOS-Prinzip > Logos-Prinzip > Männliches und Weibliches Prinzip), der großen Mutter (> Mutterarchetyp) und des großen Vaters (> Vaterarchetyp).

Das Uroboros-Symbol, das im Anfang, vor der Ich-Entwicklung steht, kehrt in der 2. Lebenshälfte im Mandala (> Mandalasymbolik) wieder, wenn das Ich sich im Individuationsprozess wieder zum Selbst hin entwickelt. Innerhalb der christlichen Mythologie kann der Uroboros beispielsweise als Anfangssymbol in der Form des Paradieses auftauchen und nimmt am Ende, beim reifen Menschen, die des himmlischen Jerusalem an, als Symbol der wiedergewonnenen Ganzheit und Vollständigkeit.

In der Beschreibung der Entwicklung des weiblichen Bewusstseins (> Bewusstsseinsentwicklung, Phasen der weiblichen) verwendet Neumann auch den Begriff des patriarchalen Uroboros, der als männliches und fremdes Prinzip beunruhigend und faszinierend in die weibliche Psyche einbricht (> Todeshochzeit).

Diskussion : Keine

Literatur: Jacoby, M. (1980): Sehnsucht nach dem Paradies; Neumann, E. (1949 a): Ursprungsgeschichte des Bewusstseins.

Autor: G. Walch