Sandspieltherapie: Unterschied zwischen den Versionen
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<b>Definition:</b> Die Sandspieltherapie | <b>Definition:</b> Die Sandspieltherapie wurde von Dora M. Kalff (1904-1990) auf der Grundlage der Erkenntnisse und der Analytischen Psychologie, dem „Weltspiel“ von Margaret Lowenfeld und den spirituellen Traditionen des Buddhismus entwickelt. Es handelt sich dabei um ein projektives Verfahren ( > [[Testverfahren, projektive]]), das diagnostisch und therapeutisch als Instrument mit Menschen jeden Alters Anwendung findet, um die Selbstheilungskräfte und den Individuationsprozess ( > [[Individuationsprozess]]) der Seele in Gang zu bringen oder zu fördern. Bei dieser Therapieform gestalten die Patienten dreidimensionale Szenen in einem speziell proportionierten Sandkasten (ca. 72/52/7 cm) in Tischhöhe, der in seiner Ausdehnung etwa dem Blickfeld des Menschen entspricht. In diesem Raum werden die inneren Bilder geformt und gestaltet. Die Dimension des Kastens begrenzt die oft ins Grenzenlose strebende Fantasie des Spielenden und wirkt so als ordnender und beschützender Faktor. Der Sandkasten hat dazu noch einen blauen Grund, der es ermöglicht, im gestalteten Bild Wasser, etwa Flüsse und Meere darzustellen. | ||
Die Sandspieltherapie findet zunehmend weltweit Verbreitung. Die „International Society for Sandplay Therapy“ (ISST) hat die Richtlinien für die Weiterbildung festgelegt, die auch der „Deutschen Gesellschaft für Sandspieltherapie“ (DGST) zugrunde liegen. | |||
'''Information:''' Sand ist reine Natur, ein Symbol des Ewigen und als Urelement in Verbindung mit Wasser ist ein ideales Bau- und Formmaterial, mit dem. sich spielend, ohne jegliches Können, leicht formen und gestalten lässt. Ein dreidimensionaler Ausdruck ist möglich. Dies ist bedeutungsvoll, da die inneren Bilder die Außenwelt spiegeln können und diese so naturgetreu mit Höhen und Tiefen, z.B. Höhlen, Bergen, Tälern usw. darstellbar wird. | |||
Das ganz konkrete In-die-Hand-nehmen und Bearbeiten des Sandes, eines Stückes Natur, bewirkt eine direkte Kontaktnahme mit den inneren Welten. Im wahlweise feuchten oder trockenen Sand wird mit einer Vielzahl und Vielfalt von offen in Regalen stehenden kleinen Figuren aus allen Bereichen des Lebens (Maßstab ca. 1:25) und anderen Materialien spontan und ohne thematische Anleitung die innere Welt verwirklicht. Diese symbolischen Gestaltungen werden als Ausdruck bewusster und unbewusster seelischer Bilder, Gefühle und Konflikte verstanden, die oft tiefen Schichten der menschlichen Psyche entstammen. | |||
<b>Autor:</b> | Das Gestalten und Erleben dieser Sandbilder ermöglicht eine Lösung von inneren Spannungen und setzt Energien für einen ganzheitlichen, Seele, Geist und Körper umfassenden Heilungs- und Entwicklungsprozess frei. Im vom Therapeuten herzustellenden‚ freien und geschützten Raum ist über den Kontakt mit dem Sand eine Heilung fördernde Regression auch auf frühe Entwicklungsphasen möglich. | ||
Das innere Bild wird physisch im Sand gestaltet, so dass seelische Inhalte eine körperliche Form finden, oder dass eine Materialisierung innerer Bilder geschieht. So wird ein Bezug von Innen und Außen hergestellt, wird etwas im wahrsten Sinne des Wortes „begreifbar“ oder wahrnehmbar, was eine Bearbeitung von Komplexen ermöglicht. | |||
Ein Prozess gerät in Bewegung, in welchem die unbewusste und daher verborgene Ganzheit die Führung übernimmt. Das Unbewusste verhält sich kompensatorisch zum Bewusstsein. Das, was der Patient nicht oder zu wenig lebt, was das Bewusstsein aus den verschiedensten Gründen ablehnt, nicht sehen, nicht leben, nicht wahrhaben will, erwacht unter den Händen in den Bildern zum Leben, vom Gestaltenden unbeabsichtigt, unbemerkt. Eine dem inneren Zustand entsprechende Welt entsteht. Die heilende Wirkung wird vom Patienten als Wandlung der Energien und Einstellungen erlebt. Aufgabe des Therapeuten ist es, den Prozess verstehend und beschützend zu begleiten. | |||
<b>Literatur:</b> Ammann, R. (2001) Das Sandspiel – Der schöpferische Weg der Persönlichkeitsentwicklung; Bradway, K., McCord, B. (1997) Sandplay – Silent Workshop of the Psyche; Friedman, H., Mitchell, R.R. (1997): Konzepte und Anwendungen des Sandspiels; Gontard, A. von (2007): Theorie und Praxis der Sandspieltherapie; Kalff, D. M. (1966): Sandspiel – Seine therapeutische Wirkung auf die Psyche; Rasche, J. (2002): Das therapeutische Sandspiel in Diagnostik und Psychotherapie; Weinrib, E. (1983) Images of the Self; Zeitschrift ‚Sandspiel-Therapie‘ ISSN 1610-1715 | |||
<b>Autor:</b> Sigrid. Löwen-Seifert |
Aktuelle Version vom 25. Juli 2024, 11:19 Uhr
Keyword: Sandspieltherapie
Links: > A-H-System > Gestaltungstherapie/Klinische Kunsttherapie > Imagination > Kreativität > Kreativität, Phasen der > Spielen > Symbol > Testverfahren, projektive
Definition: Die Sandspieltherapie wurde von Dora M. Kalff (1904-1990) auf der Grundlage der Erkenntnisse und der Analytischen Psychologie, dem „Weltspiel“ von Margaret Lowenfeld und den spirituellen Traditionen des Buddhismus entwickelt. Es handelt sich dabei um ein projektives Verfahren ( > Testverfahren, projektive), das diagnostisch und therapeutisch als Instrument mit Menschen jeden Alters Anwendung findet, um die Selbstheilungskräfte und den Individuationsprozess ( > Individuationsprozess) der Seele in Gang zu bringen oder zu fördern. Bei dieser Therapieform gestalten die Patienten dreidimensionale Szenen in einem speziell proportionierten Sandkasten (ca. 72/52/7 cm) in Tischhöhe, der in seiner Ausdehnung etwa dem Blickfeld des Menschen entspricht. In diesem Raum werden die inneren Bilder geformt und gestaltet. Die Dimension des Kastens begrenzt die oft ins Grenzenlose strebende Fantasie des Spielenden und wirkt so als ordnender und beschützender Faktor. Der Sandkasten hat dazu noch einen blauen Grund, der es ermöglicht, im gestalteten Bild Wasser, etwa Flüsse und Meere darzustellen.
Die Sandspieltherapie findet zunehmend weltweit Verbreitung. Die „International Society for Sandplay Therapy“ (ISST) hat die Richtlinien für die Weiterbildung festgelegt, die auch der „Deutschen Gesellschaft für Sandspieltherapie“ (DGST) zugrunde liegen.
Information: Sand ist reine Natur, ein Symbol des Ewigen und als Urelement in Verbindung mit Wasser ist ein ideales Bau- und Formmaterial, mit dem. sich spielend, ohne jegliches Können, leicht formen und gestalten lässt. Ein dreidimensionaler Ausdruck ist möglich. Dies ist bedeutungsvoll, da die inneren Bilder die Außenwelt spiegeln können und diese so naturgetreu mit Höhen und Tiefen, z.B. Höhlen, Bergen, Tälern usw. darstellbar wird.
Das ganz konkrete In-die-Hand-nehmen und Bearbeiten des Sandes, eines Stückes Natur, bewirkt eine direkte Kontaktnahme mit den inneren Welten. Im wahlweise feuchten oder trockenen Sand wird mit einer Vielzahl und Vielfalt von offen in Regalen stehenden kleinen Figuren aus allen Bereichen des Lebens (Maßstab ca. 1:25) und anderen Materialien spontan und ohne thematische Anleitung die innere Welt verwirklicht. Diese symbolischen Gestaltungen werden als Ausdruck bewusster und unbewusster seelischer Bilder, Gefühle und Konflikte verstanden, die oft tiefen Schichten der menschlichen Psyche entstammen.
Das Gestalten und Erleben dieser Sandbilder ermöglicht eine Lösung von inneren Spannungen und setzt Energien für einen ganzheitlichen, Seele, Geist und Körper umfassenden Heilungs- und Entwicklungsprozess frei. Im vom Therapeuten herzustellenden‚ freien und geschützten Raum ist über den Kontakt mit dem Sand eine Heilung fördernde Regression auch auf frühe Entwicklungsphasen möglich.
Das innere Bild wird physisch im Sand gestaltet, so dass seelische Inhalte eine körperliche Form finden, oder dass eine Materialisierung innerer Bilder geschieht. So wird ein Bezug von Innen und Außen hergestellt, wird etwas im wahrsten Sinne des Wortes „begreifbar“ oder wahrnehmbar, was eine Bearbeitung von Komplexen ermöglicht.
Ein Prozess gerät in Bewegung, in welchem die unbewusste und daher verborgene Ganzheit die Führung übernimmt. Das Unbewusste verhält sich kompensatorisch zum Bewusstsein. Das, was der Patient nicht oder zu wenig lebt, was das Bewusstsein aus den verschiedensten Gründen ablehnt, nicht sehen, nicht leben, nicht wahrhaben will, erwacht unter den Händen in den Bildern zum Leben, vom Gestaltenden unbeabsichtigt, unbemerkt. Eine dem inneren Zustand entsprechende Welt entsteht. Die heilende Wirkung wird vom Patienten als Wandlung der Energien und Einstellungen erlebt. Aufgabe des Therapeuten ist es, den Prozess verstehend und beschützend zu begleiten.
Literatur: Ammann, R. (2001) Das Sandspiel – Der schöpferische Weg der Persönlichkeitsentwicklung; Bradway, K., McCord, B. (1997) Sandplay – Silent Workshop of the Psyche; Friedman, H., Mitchell, R.R. (1997): Konzepte und Anwendungen des Sandspiels; Gontard, A. von (2007): Theorie und Praxis der Sandspieltherapie; Kalff, D. M. (1966): Sandspiel – Seine therapeutische Wirkung auf die Psyche; Rasche, J. (2002): Das therapeutische Sandspiel in Diagnostik und Psychotherapie; Weinrib, E. (1983) Images of the Self; Zeitschrift ‚Sandspiel-Therapie‘ ISSN 1610-1715
Autor: Sigrid. Löwen-Seifert