Weltelterntrennung/Trennung der Ureltern: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 20. Juli 2024, 12:02 Uhr

Keyword:Weltelterntrennung

Links: > Bewusstseinsentwicklung: Mythologische Stadien > Coniunctio > Einheitswirklichkeit > Hermaphrodit > Uroborus

Definition: E. Neumann verwendet den Begriff Weltelterntrennung ebenso wie Trennung der Ureltern, um die ontogentische und phylogenetische Phase der Ich- und > Bewusstseinsentwicklung zu kennzeichnen, in der die ursprünglich erlebte Verbundenheit, Einheit und Ganzheit der Welt der > Participation mystique, der > Urbeziehung oder Dualunion endet. Der gegensatzenthaltende > Uroboros des Unbewusstseins tritt in seine Gegensätze auseinander, das > Ich-Bewusstsein entsteht. Die Weltelterntrennung ist die eigentliche Geburt des Ich als individueller > Persönlichkeit.

In der Mythologie (> Mythos) wird dieses Stadium z. B. dadurch beschrieben, dass in der Schöpfung Himmel und Erde getrennt werden, ein Oben und ein Unten, ein Hell und ein Dunkel, Tag und Nacht, Außen und Innen, > Subjekt und > Objekt bzw. Ich und Du, Gut und > Böse, Heilig und Profan entstehen. Großer Vater (> Vater, großer) und Große Mutter (> Mutter, Große), zunächst im Uroboros vereint, erscheinen nun getrennt. Licht, Kultur und Bewusstsein werden möglich, und im Gegensatz (> Polarität) dazu erscheint das Dunkel, die Natur und das > Unbewusste als > Chaos oder Chaosdrache (> Drachenkampf).

Information:Die phylogentische Entwicklung von Bewusstsein (Bewusstseinsentwicklung, mythologische Stadien) und Kultur spiegelt sich in der Ontogenese (> Bewusstseinsentwicklung, Phasen der kindlichen). Ontogenetisch ist das Ich-Bewusstsein in der ersten, der matriarchalen Phase (> Bewusstsein, matriarchales > Matriarchat) seiner Entwicklung zunächst weitgehend passiv enthalten und vom > Unbewussten gesteuert. Durch > Automorphismus und > Zentroversion und eine positive > Urbeziehung entwickelt sich der anfängliche Ich-Keim bis zu dem Augenblick, an dem das Ich selbstständig aktiv sein und sich selber als Ich setzen kann. Es erkennt, aufgrund seiner motorischen und geistigen Entwicklungen, allmählich seine Unabhängigkeit (> Autonomie) und Eigenständigkeit gegenüber der Welt außen und dem Unbewussten innen. Es entdeckt seine Möglichkeiten, auf diese Welt Einfluss zu nehmen und sie zu beherrschen. Es kann sich nun als anders erleben, es kann Kopf und > Körper, > Willen und Trieb (> Instinkt) trennen, d. h. es kann > Macht über die Welt außen und innen ausüben.

Damit kann es sich aus dem uroborischen Zustand entfernen, den Vater- und Mutter-Archetyp differenzieren und in seiner Unterschiedlichkeit wahrnehmen. In dieser Gegensatzspannung, in der es sich als Ich und Drittes (> Triade) wahrnimmt, verbindet es sich mit einem der beiden archetypischen Gegensätze, alleine wäre es noch nicht stark genug, um sich unabhängig als Drittes zu setzen.

In der gesunden, progressiven Entwicklung entsteht die Verbindung mit dem]] > Archetyp des Großen Vaters, mit dem Oben, dem Geist, dem Licht, der Sonne (> Logos-Prinzip), also mit den Faktoren, die seinem bisherigen Stadium des Unbewusst-Seins entgegengesetzt sind. Da der Große Vater als gut erscheint, wird das bisher Gewesene zur negativen Großen Mutter geformt, damit es abgewehrt und verlassen werden kann. Körper und Kopf werden als voneinander unabhängig erlebt. Der Körper wird zum Anderen und Unbewussten, der mit dem Kopf und dem Willen regiert werden soll. Das Ich-Bewusstsein identifiziert sich im Laufe dieser Entwicklung so weitgehend mit dem Pol des Großen Vaters, dass der Pol der Großen Mutter (> BIOS-Prinzip) insgesamt abgewehrt werden muss. Durch diese > Identifikation, so E. Neumann, erlebt das Ich sich als patriarchal (> Bewusstsein, patriarchales > Patriarchat), d. h. zum Vater gehörend, aber gleichzeitig auch als eigene, sich selber steuernde Persönlichkeit. Das Bewusstseinsstadium des Patriarchats mit dem autonomen Helden-Ich der Tat, Kraft und des Geistes ist geboren (Heldenmythos) > Heros-Prinzip). (vgl. Neumann, 1949a]])

Diskussion: keine

Literatur: Jacoby, M. (1980): Sehnsucht nach dem Paradies; Neumann, E. (1949 a): Ursprungsgeschichte des Bewusstseins; Neumann, E. (1963): Das Kind; Wilber, K. (1984): Halbzeit der Evolution.

Autorin: A. Müller