Autonomie
Keyword: Autonomie
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Definition: Autonomie (griech. autos: selbst; griech. nomos: das Gesetz) ist als Selbstgesetzlichkeit, Eigengesetzlichkeit, Selbstständigkeit und Unabhängigkeit zu übersetzen, meint also: sich selbst Gesetze gebend.
Information: Autonomie als Begriff findet sich in der Philosophie, der Wirtschaft, dem Recht, der Politik, aber vor allem auch in der Psychologie. Der philosophische Begriff ist wesentlich von Kant geprägt: Der sittliche Wille gibt sich selbst das Gesetz, er empfängt es nicht als äußeres Gebot. Nach Fichte bedeutet Autonomie die Existenz und Autonomie des Ich, eine Gesetzgebung des vernünftigen Wesens an sich selbst, eine absolute Unbestimmbarkeit durch irgendetwas außer dem Ich und eine absolute Reflexion auf sich. Im psychologischen Sinn bedeutet die allgemeine Bezeichnung für Autonomie, die Möglichkeit des Menschen, sein Verhalten in weitgehender Selbstbestimmung zu regeln. In der > Psychoanalyse wird dieser Begriff im Zusammenhang mit der Fähigkeit zu Trennung und > Individuation des Menschen gebraucht. Es ist damit die relative Freiheit der Ich-Funktionen von intrapsychischen Konflikten gemeint, allerdings ist dabei wichtig, dass es eine Relativität der Ich-Autonomie gibt. E. Erikson hat in seiner Einteilung der menschlichen Entwicklung in Lebensphasen, der Phase zwei (etwa von zwei bis drei Jahren) die Bezeichnung „Autonomie versus Scham und Zweifel“ gegeben. Der positive Pol dieser Phase, bei der es um weitere neurologische und muskuläre Entwicklung und die Kontrolle dieser Fähigkeiten und Funktionen (Sprache, Ausscheidung, Motorik) geht, ist die Autonomie, der negative Pol – Scham und Zweifel – kennzeichnet die Situation, in der dem Individuum etwas nicht so gelingt wie erwartet. In der Analytischen Psychologie (> Analytische Psychologie) findet sich der Begriff im Zusammenhang mit dem > Individuationsprozess einerseits und der Autonomie unbewusster Prozesse andererseits, bei den Komplexen (> Komplex), die der Bewusstseinsdisposition nur in geringem Maße unterworfen sind, beim > Traum, der seine eigene Autonomie hat und nicht vom Willen des Träumers abhängig ist, und auch beim Geist und den Instinkten, die beide in ihrer Art und Weise autonom sind und damit in gleicher Weise die Anwendungsgebiete des Willens (> Wille) beschränken.
Literatur: Standard
Autor: H. Stark-Völz