Cyberspace: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 20. Juli 2024, 12:02 Uhr

Keyword: Cyberspace

Links: > Bild > Fantasie > Cybertherapie > Imagination > Internet > Konstruktivismus

Definition: Der Ausdruck Cyberspace (griech. cyber: steuern; engl. space: Raum, Zwischenraum, Leerraum, Zeitraum, auch Weltraum) ist ein Kunstwort. Es wurde von dem Science-Fiction-Autor W. Gibson in seinem Buch „Neuromancer“ (1984) zum ersten Mal verwendet, der es in Anlehnung an die Kybernetik gewählt hat. Kybernetik ist die interdisziplinäre Wissenschaft, die sich mit Kommunikations- und Steuerungssystemen in lebenden Systemen, Organisationen und Maschinen beschäftigt. Cyberspace bezeichnet eine künstliche Umgebung, einen metaphorischen Raum, in dem die Online-Kommunikation zwischen Computern stattfindet. Der Informationsaustausch zwischen Computern wird als Gehen durch den Cyberspace beschrieben.

Information: Dieser imaginäre Raum kann auch als eine eigene Welt oder virtuelle Realität gedacht werden. In dieser virtuellen Welt sind der menschlichen > Fantasie keine Grenzen gesetzt. Sie ist ein Spiel- und Experimentierfeld, in der Projekte lebensnah geplant, durchgespielt und analysiert werden können, bevor sie in der konkreten äußeren Realität Anwendung finden. Sie ist zugleich eine Erweiterung und Ausdehnung der menschlichen Fantasie, weit über die bisherigen Möglichkeiten hinaus, weil sie es Menschen ermöglicht, über die Schranken von Zeit, Raum, Sprache und Kultur hinaus miteinander zu interagieren und zu fantasieren (> Internet). Im Vergleich zur virtuellen Welt des Fernsehens tritt hier die Möglichkeit der Interaktion mit dem Geschehen und anderen Menschen hinzu. Das ermöglicht die rasche Entwicklung gemeinsamer Fantasien und Projekte und hebt die virtuelle Realität aus der Sphäre des Scheins, des Spiels (> Spielen) und der Fantasie heraus, andererseits perfektioniert sie diese.

Das Phänomen des Cyberspace ist für die > Analytische Psychologie von großem Interesse, weil es viele Parallelen zu den inneren psychischen Welten der Fantasie, der > Imagination, des Traums (> Traum), der > Märchen und Mythen (> Mythos) gibt. In den verschiedenen Welten des Cyberspace, z. B. den Computerspielen, den Chatrooms, dem Internet, lassen sich dementsprechend viele archetypische Symbole und Aspekte finden. Cyberspace bedient sich eher einer räumlichen Metapher, während bei Geschichten und Träumen oft die zeitliche Dimension von größerer Bedeutung ist. Märchen beginnen oft mit „es war einmal“, manchmal wird von „Traumzeit“ gesprochen. Räumliche Vorstellungen werden oft dann verwendet, wenn das Unbewusste als ein „Ort“ aufgefasst wird, in dem Dinge existieren und sich ereignen. Im Grunde hat man es, wenn man von psychischen Prozessen oder vom Unbewussten und seinen unterschiedlichsten Erscheinungs- und Äußerungsformen spricht, immer mit einer virtuellen, konstruierten Welt oder Realität (> Konstruktivismus) zu tun.

Literatur: Batinic, B. (2000): Internet für Psychologen; Stefik, M. (1996): Internet Dreams: Archetypes, Myths and Metaphor.

Autor: J. Granrose