Geschwisterkomplex: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 20. Juli 2024, 12:02 Uhr

Keyword: Geschwisterkomplex

Links: > Beziehung > Eifersucht > Eltern > Familie > Geschwisterbeziehung > Neid > Ödipuskomplex > Rivalität

Definition: Geschwister spielen für viele Menschen eine wichtige Rolle. Im Laufe der Kindheitsentwicklung kommt es mit den Geschwistern immer wieder zu hoch emotionalen Erfahrungen in positiver wie negativer Hinsicht. Diese sind immer wieder von vergleichbaren Gefühlen, Bildern, Kommunikationsformen und Abwehrstrategien begleitet, sodass sich typische komplexhafte (> Komplex) Erlebens- und Verhaltensmuster herausbilden, die dann das weitere Leben, insbesondere in Bezug auf Partner, Freunde und Rivalen mitbestimmen.

Information: Auch das Fehlen von Geschwistern kann zu einer starken Komplexbildung führen, sei es beispielsweise als idealisierende Sehnsucht nach einem Geschwister oder als Angst vor der Auseinandersetzung mit Gleichaltrigen, wobei dann – durch fehlende mangelnde Erfahrungen – der Geschwisterkomplex archetypisch überhöht sein kann. Außerdem können Geschwisterkonstellationen auch innerhalb anderer Beziehungen, z. B. Freundschafts- und Feindschafts-Beziehungen gelebt werden. In Therapiesituationen beispielsweise werden > Neid, > Eifersucht und > Rivalität, aber auch die Sehnsucht nach Verbundenheit häufig an den „Therapiegeschwistern“, den anderen Patienten, bearbeitet, wobei dann der Therapeut in der Übertragung zu einer Elternfigur wird, der sich auf die Seite des jeweiligen Patienten stellen und ihn zu seinem Lieblingskind erklären soll. Geschwisterkomplexe werden oft sichtbar über andere Komplexe, wie Minderwertigkeits-, Rivalitäts-, Überwertigkeits- und Selbstwertkomplexe, über Komplexe, die mit „Sich-zu-kurz-gekommen-Fühlen“ verbunden sind oder mit Schuldgefühlen, z. B. dann, wenn man es besser hatte als ein Geschwister. Brüder und Schwestern werden oft zum Symbol dessen, was einem fehlt, was man gerne auch noch wäre. Es werden häufig Aspekte des eigenen Schattens (> Schatten) auf sie übertragen. Ähnlichkeiten werden dann nicht mehr gesehen. Der Bruder / die Schwester ist dann ein Schattenbruder / eine Schattenschwester. Der eigene Schatten wird in der Projektion gelassen, weil der > Ich-Komplex sonst zu sehr bedroht wäre. Daraus können intensive Bindungen und Abhängigkeiten entstehen, in denen der eine das lebt, was der andere nicht zu leben wagt oder auch schwer überwindbare Feindseligkeiten.

Literatur: Bank, S., Kahn, M. (1989): Geschwister-Bindung; Kast, V. (1996 a): Neid und Eifersucht; Petri, H. (1994): Geschwister-Liebe und Rivalität.

Autor: A. Kuptz-Klimpel