Trickster

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Keyword: Trickster

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Definition: Trickster (engl. trick: listig ausgedachtes, geschicktes Vorgehen) sind mythologische Gestalten, die durch unberechenbares, betrügerisches oder auch schelmisches Wesen charakterisiert sind. Mit dem archetypischen Muster des Tricksters beschreibt die Analytische Psychologie sowohl eine Grundform der Ich-Entwicklung wie auch eine dauerhafte Form des > Schattens. C. G. Jung hat die Trickstergestalt und das dazugehörige archetypische Muster zuerst in einem amerikanischen Schelmen-Mythos, in der Beschreibung und Analyse Radins (Radin, P., Kerenyi, K.; Jung, C. G., 1979), entdeckt und kommentiert. Das gleiche archetypische Muster äußert sich in vielen Versionen des Schattens, auch im Schatten des > Gottesbildes, beispielsweise in tricksterhaften Teufelsgestalten. Ebenso gehören auch kulturschaffende Heldengestalten (> Heldenmythus) mit ihren Diebstählen in diesen Bereich: Prometheus und Odysseus, der amerikanische Kojote und der chinesische Mongki. Trickster verkörpern die Macht der klügeren und bewussteren Schwächeren gegenüber den Stärkeren. Sie vereinigen in sich phylogenetisch gesehen Überlebenstechniken aus der frühen Zeit der Menschheit, erscheinen in Träumen manchmal auch in urmenschlicher Gestalt, affenähnlich oder als Affen.

Information: De Costers Roman "Uilenspiegel in Flandern" zeigt exemplarisch, wie die unterlegenen Schwachen sich mithilfe des Trickstermusters zu wehren wissen und wehren müssen. Zum Trickster gehört auch das Phänomen der Guerillakämpfer. Dabei werden die Guerillakämpfer von deren Unterdrückern schnell zu Terroristen gestempelt. Nicht selten greifen sie auch zu terrorisierenden Methoden. Die Erfahrung mit solchen Ausprägungen des Tricksters hat Jung dazu veranlasst, den Trickster als Verkörperung des Schattens schlechthin zu bezeichnen.

Dieses archetypische Muster des Trickster bietet aber dem heranreifenden Ich onto- und phylogenetisch auch eine unerlässliche Hilfe zum Aufbau seiner Struktur: Mit dem tricksterhaften Spielen kann das kleine Ich seinen Spiel- und Bewegungsraum zu erweitern versuchen, um seinen Platz in Familie, Gruppe (> Kollektiv) und Welt zu finden und zu behaupten. Entwicklungspsychologisch gesehen spielt diese Situation in der Kindheit eine zentrale Rolle. Kollektiv können so, beispielsweise beim deutschen Eulenspiegel, die ständigen analen Witze und Materialien erklärt werden. Die Störung dieses Muster kann dazu führen, dass ein Mensch seine Autonomie und seinen Willen nicht entwickeln kann.

Das Gestalten und Ausleben des Musters ermöglicht Flexibilität, Kreativität, um die Ecke denken, Toleranz und Kritikfähigkeit. (Willeford, 1969) Deswegen können Trickstergestalten kompensatorisch zu zwanghaften Verfestigungen des individuellen und kollektiven Bewusstseins (> Bewusstsein, kollektives) führen.

Diskussion : Keine

Literatur: Feuerstein, G. (1996): Heilige Narren; Müller, L. (1981): Psi und der Archetyp des Tricksters; Radin, P., Kerenyi, K., Jung, C. G. (1979): Der göttliche Schelm.

Autor: G. Sauer