Es
Keyword: Es
Links: > Ich > Überich > Unbewusstes > Primär/Sekundprozess > Psychoanalyse
Definition: S. Freud konzipiert das Es im Zusammenhang mit den Instanzen > Ich und > Überich in seiner zweiten Theorie des psychischen Apparates, dem Strukturmodell von 1923. Das Es ist der Trieb-Pol der Persönlichkeit und wird von ihm als ein unorganisiertes, primäres Triebenergiereservoir verstanden, das vom Bestreben, den Lustbedürfnissen und der Einhaltung des Lustprinzips Befriedigung zu schaffen, bestimmt wird.
Information: Es funktioniere weitgehend nach den Prinzipien des Primärprozesses (> Primärprozess/Sekundärprozess). “Für die Vorgänge im Es gelten die logischen Denkgesetze nicht, vor allem nicht der Satz des Widerspruchs. Gegensätzliche Regungen bestehen nebeneinander, ohne einander aufzuheben oder sich voneinander abzuziehen [..] Im Es findet sich nichts, was der Zeitvorstellung entspricht, keine Anerkennung des zeitlichen Ablaufs [..] Selbstverständlich kennt das Es keine Wertungen, kein Gut und Böse, keine Moral [..] Von den Trieben her erfüllt es sich mit Energie, aber es hat keine Organisation, bringt keinen Gesamtwillen auf [..] „ (Freud, GW 15, S. 80f).
Neuere Ansätze der > Psychoanalyse sehen jedoch Hinweise dafür, dass sich Ich und Es aus einer „Ur-Stufe“ der frühesten Kindheit entwickeln (Hartmann et. al. 1946; Hoffmann, 2000). Seine Entwicklung werde nicht nur durch die Auseinandersetzung mit der äußeren Realität und den eigenen Trieben, sondern auch durch ererbte Ich-Merkmale bestimmt (vgl. Hartmann, 1964, S. 335). C. G. Jung grenzt sich klar gegen Freuds Terminologie ab: „Es ist das Unbewusste, und das ist etwas, das wir nicht kennen. Warum es das Es nennen?“ (Jung, GW 18/1, § 281).
Literatur: Frey-Rohn, L. (1969): Von Freud zu C. G. Jung; Mertens, W. (1998): Psychoanalytische Grundbegriffe.
Autor: H. Obleser