Himmelfahrt

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Keyword: Himmelfahrt

Links: > Christentum > Coniunctio/Mysterium Coniunctionis > Hierosgamos > Männliches und Weibliches Prinzip > Mutterarchetyp > Religion

Definition: Mit Himmelfahrt wird die Vorstellung eines - manchmal ekstatischen - Aufstiegs, oft auch einer langen Reise der Seele in den Himmel als Bild, einer zeitlichen oder (nach dem Tod) ewigen Vereinigung mit den Seligen und dem Göttlichen, verbunden. Dieses Motiv, das sich in vielen Mythen, Religionen und auch in den hermetischen Traditionen (> Alchemie > Gnosis > Hermetik) findet, weist hin auf die Coniunctio (> Coniunctio/Mysterium Coniunctionis), die Vereinigung von Erde und Himmel, von > Materie und > Geist, von Mensch und Gott, von Personalem und Transpersonalem, von Unbewusstem und Bewusstem und Männlichem und Weiblichen (> Männliches und Weibliches Prinzip). Von der Himmelfahrt zu unterscheiden ist die Aufnahme (Assumptio), beziehungsweise die Entrückung des ganzen Menschen (mit Leib und Seele) in den Himmel.

Information: Im Neuen Testament berichtet die, dem Evangelisten Lukas zugeschriebene, Apostelgeschichte von einer Himmelfahrt Jesu: "Als er das gesagt hatte, wurde er vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf und entzog ihn ihren Blicken" (Apg. 1, 9). In seinem Brief an den Karmeliterpater Bruno bezeichnet C. G. Jung den zum Himmel erhobenen Elija (2 Kön. 2) als konstellierten lebendigen Archetypus (> Archetyp), der sich kompensatorisch "erwählen" lasse: "Was auf der Seite des Bewusstseins fehlt, ist die unmittelbare Beziehung zu Gott: Insofern Elia ein engelgleiches und mit göttlicher Macht ausgestattetes Wesen ist, das den magischen Namen Eli -JHWH- trägt, der Verderblichkeit enthoben, allwissend und allgegenwärtig ist, stellt er den idealen Ausgleich dar, nicht nur für die Christen, sondern auch für die Juden und die Muselmanen" (Jung, GW 18, 2, §1529).

Jung begrüßt die Dogmatisierung der Aufnahme (assumptio) Marias in den Himmel durch Papst Pius XII im Jahre 1950 nachdrücklich. "Die Psychologie neigt dazu, im Dogma der assumptio ein Symbol zu erblicken, welches die angedeutete Entwicklung in einem gewissen Sinn vorausnimmt. Sie hält die Beziehungen zur Erde und zur Materie für eine unabdingbare Eigenschaft des Mutterarchetypus. Wenn also eine durch diesen bedingte Gestalt als in den Himmel, das heißt in das Reich des Geistes aufgenommen dargestellt wird, so ist damit eine Vereinigung von Erde und Himmel beziehungsweise von Materie und Geist angedeutet." (Jung, GW 9, 1, §195).

Die Analogie zwischen der Himmelfahrt Christi und der Aufnahme Marias bildet einen Zentralgedanken des Spätwerkes „Antwort auf Hiob“ (vgl. Jung, GW 11). der > Hierosgamos , die Hochzeit des Sohnes mit der Mutter-Braut sei das Programm des christlichen Äons, "das erfüllt werden muss, bevor Gott im kreatürlichen Menschen sich inkarnieren kann. Erst in der Endzeit wird sich die Vision vom Sonnenweibe erfüllen. In Anerkennung dieser Wahrheit und offensichtlich bewogen vom Wirken des Heiligen Geistes hat der Papst, sehr zum Erstaunen aller Rationalisten, das Dogma der Assumptio Mariae verkündet: Maria ist als die Braut mit dem Sohne und als Sophia mit der Gottheit im himmlischen Brautgemach [thalamus] vereinigt. " (Jung, GW 11, § 743)

Ist die assumptio eine metaphysische oder eine psychologische Tatsache? Jung setzt sich ausführlich mit dem gegen ihn gerichteten Vorwurf des Psychologismus auseinander, er zeigt Verständnis für die Tendenz, die Wirklichkeit des metaphysischen Geschehens durch Abweisung symbolhaften "Wegerklärens" zu schützen. Jung wendet sich gegen die protestantische "Männerreligion" und formuliert: "Der Protestantismus hat offenbar die Zeichen der Zeit, die auf die Gleichberechtigung der Frau hinweisen, nicht genügend beachtet. Die Gleichberechtigung verlangt nämlich ihre metaphysische Verankerung in der Gestalt einer "göttlichen" Frau, der Braut Christi" (Jung, GW 11, § 753).

Literatur:

Autor: E. Frick