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C. G. Jungs Einstellung und Haltung zum Nationalsozialismus (extrem nationalistische, rassistische und antisemitische völkische faschistische Bewegung, die sich nach dem 1. Weltkrieg unter Führung von A. Hitler zur NSDAP organisiert hat; ab 1933 wird durch die Partei ein totalitaristisches nationalsozialistisches System in Deutschland errichtet, 1945 wird es zerschlagen]]) wirft einen großen]] > [[Schatten auf seine Persönlichkeit. Sowohl Jungs Verhalten als Vorsitzender der Internationalen ärztlichen Gesellschaft für Psychotherapie wie auch als Herausgeber einer Fachzeitschrift gemeinsam mit einem Neffen des Reichsmarschalls Göring unterliegt massiver Kritik. Jung versucht nach 1933 offenbar mit den Gegebenheiten der Gleichschaltungspolitik der Nationalsozialisten gegenüber Fachgesellschaften und Verbänden so umzugehen, dass die gleichgeschalteten deutschen Psychiater innerhalb der internationalen Gemeinschaft bleiben können. Die Zusammenarbeit mit ihnen wird erst 1939, als diese auf politischem Wege die gesamte Internationale Gesellschaft gleichschalten wollen, beendet. Diese Art des Umgang mit den Nationalsozialisten - sie spiegelt sich auch in der offiziellen Politik als Apeacement- oder Beschwichtigungspolitik - zeugt von einer hohen Unreflektiertheit Jungs wie auch vieler Zeitgenossen im Umgang mit dem Totalitarismus und von einer Affiziertheit mit totalitaristischen, rassistischen und faschistischen Ideen. Zum politisch umstrittenen Verhalten Jungs kommen auch viele Äußerungen, die auf eine antisemitische und generell rassistische Haltung schließen lassen. | |||
<b>Information:</b >Ursprünglich sind solche Formulierungen über eine unterschiedliche jüdische und germanische Psyche im Zusammenhang mit seiner polemischen und affektgeladenen Auseinandersetzung und Abgrenzung gegenüberS. Freud und A. Adler zu finden, die beide Juden gewesen sind. Auch Freud äußert sich damals durchaus ähnlich über psychische Unterschiede (> [[Freud-Jung-Beziehung]]) zwischen Juden und Nichtjuden. Erheblich in ihrer Brisanz verschärft hat sich die Frage der antijüdischen Haltung Jungs dann in den 30er Jahren durch Äußerungen in Artikeln wie auch in Briefen. 1934 beschreibt Jung in „Zur gegenwärtigen Lage der Psychotherapie“ (vgl. Jung, GW 10]]) damals gängige Klischees über das "jüdische Wesen" und das "Judentum", ohne sich davon zu distanzieren. | |||
Angesichts des, schon lange vor dem Nationalsozialismus schwelenden und dann in Deutschland Politik gewordenen, Antisemitismus und Rassismus erscheint es aus heutiger Sicht schwer nachvollziehbar, dass Jung tatsächlich geglaubt hat, er könne wertfrei von einer germanischen oder jüdischen Psyche zu sprechen, indem er betont, es gehe ihm nur um die Feststellung der Andersartigkeit von psychischen Voraussetzungen. Zwar ist das hinter diesen Äußerungen sichtbar werdende Konzept der > [[Kollektivpsyche]] an sich nicht dazu angetan, menschenverachtend zu sein, aber eine ungenügende Distanzierung von kollektiven Vorgängen wie auch von persönlichen Komplexen aufgrund mangelnder Bewusstheit kann, das zeigt sich in dieser Diskussion deutlich, zur Untermauerung von destruktiven und menschenverachtenden Positionen beitragen. | |||
Nicht nur Antisemitismus und Rassismus werden Jung vorgeworfen, sondern auch Sympathie für die nationalsozialistische Ideologie und Bewegung. Zudem würden seine Archetypen- und Ganzheitskonzeption (> [[Archetyp]] > [[Ganzheit]]), seine unkritische Haltung gegenüber der Symbolik (> [[Symbol]]) des Unbewussten (> [[Unbewusstes, kollektives]]) generell und zu mythologischen Bildern, seine romantisch-gnostische Grundhaltung (> [[Gnosis]]) und seine Hinwendung zu religiösen und transzendenten Vorgängen (> [[Alchemie]] > [[Hermetik]] > [[Mystik]] > [[Religion]]) entsprechende Ideologien und Denkweisen fördern. | |||
In der Zeit zwischen 1933 und 1945 hat Jung, teilweise das Böse ahnend, teilweise immer noch fasziniert und mit einer durchaus zynisch erscheinenden Distanz, das Archetypische der germanischen Bewegung verfolgt, nachzulesen in seinem Aufsatz „Wotan“ von 1936 (Jung, GW 10). | |||
In „Nach der Katastrophe“ (vgl. Jung, GW 10]]) versucht er sich 1945 auch angesichts von Vorwürfen, die gegen ihn erhoben werden, zu rechtfertigen. Er beschreibt die Verantwortung aller, nicht nur der Deutschen, für die Katastrophe in Nazi-Deutschland, schließt sich und alle Nicht-Deutschen in „ein Wir“ mit ein. Erst jetzt sei ihm klar geworden, inwieweit ihn die gesamte Katastrophe angehe. Aber weder hier noch später nimmt er so eindeutig wie es - auch für das Ansehen der > [[Analytischen Psychologie - nötig gewesen wäre, zu seinem eigenen Verhalten direkt Stellung. In den Schriften nach 1945 wird aber sein Ringen mit dieser Thematik häufig spürbar. A. Jaffé gesteht Jung zu, dass nicht nur er, sondern auch sehr viele andere die nationalsozialistische Gefahr nicht rechtzeitig ernst genug genommen haben, und dass er später unter den Zeitumständen und seiner hoffnungsvoll abwartenden Haltung sehr gelitten und seine Auffassungen verändert habe (vgl. Jaffé, 1968]]). | |||
<b>Diskussion:</b > Im Rahmen der Aufarbeitung dieser Thematik haben im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Analytische Psychologie M. von der Tann und A. Erlenmeyer 1991 (erweitert 1993), eine ausführliche Dokumentation zusammengestellt. Darüber hinaus liegen zahlreiche weitere Auseinandersetzungen zum Thema Jung und der Nationalsozialismus vor, z. B. A. Erlenmeyer (2001) T. Evers (1987), M. Jacoby (1992) ; R. Lesmeister (1992), M. Neumann (1992). B. Spillmann fasst ihre Gedanken und Ergebnisse so zusammen: "Jung geriet in eine politische Zeit, der er nicht gewachsen war - und wenn es auch Menschen gab, die ihr aufrecht haben begegnen können, bleibt die Frage an jeden einzelnen von uns, wie wir wohl bestanden hätten. Persönliche seelische Disposition trug zusätzlich dazu bei, dass Jung in einen Strudel von Kräften geriet, die ihn zeitweise mit sich fortrissen. Dennoch bleibt er daneben in seiner Genialität und als Schöpfer eines unabsehbar reichhaltigen Werks, aber auch in seiner Menschlichkeit bestehen. Das beschattete Bild Jungs mag uns Nachgeborene vor verhängnisvoll blinder Gefolgschaft und unseliger Verschmelzung mit dem idealisierten Objekt bewahren. Es setzt uns überdies einen Stachel, der jederzeit schmerzhaft an Zerrissenheit und Scheitern erinnert und uns auch stets an eigene Schattenhaftigkeit, Begrenztheit und Unzulänglichkeit mahnt." (Spillmann, 1998, S. 293]]) | |||
<b>Literatur:</b>Evers, T. (1987]]): Mythos und Emanzipation; Jaffé, A. (1985): Parapsychologie, Individuation, Nationalsozialismus; Spillmann, B. (1998): Die Wirklichkeit des Schattens; Tann, M., v. d., Erlenmeyer, A. (1993): C. G. Jung und der Nationalsozialismus. | |||
<b>Autor:</b>A. Müller | |||
Die Beziehung des Tiefenpsychologen Carl Gustav Jung zum Nationalsozialismus ist ein kontroverses Thema, das von verschiedenen Experten und Forschern unterschiedlich interpretiert wurde. Jung selbst hatte eine komplexe Beziehung zur Politik und zu den politischen Bewegungen seiner Zeit, einschließlich des Nationalsozialismus. Hier sind einige wichtige Punkte zur Einschätzung seiner Beziehung zum Nationalsozialismus: | Die Beziehung des Tiefenpsychologen Carl Gustav Jung zum Nationalsozialismus ist ein kontroverses Thema, das von verschiedenen Experten und Forschern unterschiedlich interpretiert wurde. Jung selbst hatte eine komplexe Beziehung zur Politik und zu den politischen Bewegungen seiner Zeit, einschließlich des Nationalsozialismus. Hier sind einige wichtige Punkte zur Einschätzung seiner Beziehung zum Nationalsozialismus: | ||
Version vom 24. April 2025, 14:53 Uhr
Keyword: Nationalsozialismus
Links:> Archetyp > Böses > Inflation > Kollektivpsyche > Schatten > Unbewusstes, kollektives
Definition:
C. G. Jungs Einstellung und Haltung zum Nationalsozialismus (extrem nationalistische, rassistische und antisemitische völkische faschistische Bewegung, die sich nach dem 1. Weltkrieg unter Führung von A. Hitler zur NSDAP organisiert hat; ab 1933 wird durch die Partei ein totalitaristisches nationalsozialistisches System in Deutschland errichtet, 1945 wird es zerschlagen]]) wirft einen großen]] > [[Schatten auf seine Persönlichkeit. Sowohl Jungs Verhalten als Vorsitzender der Internationalen ärztlichen Gesellschaft für Psychotherapie wie auch als Herausgeber einer Fachzeitschrift gemeinsam mit einem Neffen des Reichsmarschalls Göring unterliegt massiver Kritik. Jung versucht nach 1933 offenbar mit den Gegebenheiten der Gleichschaltungspolitik der Nationalsozialisten gegenüber Fachgesellschaften und Verbänden so umzugehen, dass die gleichgeschalteten deutschen Psychiater innerhalb der internationalen Gemeinschaft bleiben können. Die Zusammenarbeit mit ihnen wird erst 1939, als diese auf politischem Wege die gesamte Internationale Gesellschaft gleichschalten wollen, beendet. Diese Art des Umgang mit den Nationalsozialisten - sie spiegelt sich auch in der offiziellen Politik als Apeacement- oder Beschwichtigungspolitik - zeugt von einer hohen Unreflektiertheit Jungs wie auch vieler Zeitgenossen im Umgang mit dem Totalitarismus und von einer Affiziertheit mit totalitaristischen, rassistischen und faschistischen Ideen. Zum politisch umstrittenen Verhalten Jungs kommen auch viele Äußerungen, die auf eine antisemitische und generell rassistische Haltung schließen lassen.
Information:Ursprünglich sind solche Formulierungen über eine unterschiedliche jüdische und germanische Psyche im Zusammenhang mit seiner polemischen und affektgeladenen Auseinandersetzung und Abgrenzung gegenüberS. Freud und A. Adler zu finden, die beide Juden gewesen sind. Auch Freud äußert sich damals durchaus ähnlich über psychische Unterschiede (> Freud-Jung-Beziehung) zwischen Juden und Nichtjuden. Erheblich in ihrer Brisanz verschärft hat sich die Frage der antijüdischen Haltung Jungs dann in den 30er Jahren durch Äußerungen in Artikeln wie auch in Briefen. 1934 beschreibt Jung in „Zur gegenwärtigen Lage der Psychotherapie“ (vgl. Jung, GW 10]]) damals gängige Klischees über das "jüdische Wesen" und das "Judentum", ohne sich davon zu distanzieren.
Angesichts des, schon lange vor dem Nationalsozialismus schwelenden und dann in Deutschland Politik gewordenen, Antisemitismus und Rassismus erscheint es aus heutiger Sicht schwer nachvollziehbar, dass Jung tatsächlich geglaubt hat, er könne wertfrei von einer germanischen oder jüdischen Psyche zu sprechen, indem er betont, es gehe ihm nur um die Feststellung der Andersartigkeit von psychischen Voraussetzungen. Zwar ist das hinter diesen Äußerungen sichtbar werdende Konzept der > Kollektivpsyche an sich nicht dazu angetan, menschenverachtend zu sein, aber eine ungenügende Distanzierung von kollektiven Vorgängen wie auch von persönlichen Komplexen aufgrund mangelnder Bewusstheit kann, das zeigt sich in dieser Diskussion deutlich, zur Untermauerung von destruktiven und menschenverachtenden Positionen beitragen.
Nicht nur Antisemitismus und Rassismus werden Jung vorgeworfen, sondern auch Sympathie für die nationalsozialistische Ideologie und Bewegung. Zudem würden seine Archetypen- und Ganzheitskonzeption (> Archetyp > Ganzheit), seine unkritische Haltung gegenüber der Symbolik (> Symbol) des Unbewussten (> Unbewusstes, kollektives) generell und zu mythologischen Bildern, seine romantisch-gnostische Grundhaltung (> Gnosis) und seine Hinwendung zu religiösen und transzendenten Vorgängen (> Alchemie > Hermetik > Mystik > Religion) entsprechende Ideologien und Denkweisen fördern.
In der Zeit zwischen 1933 und 1945 hat Jung, teilweise das Böse ahnend, teilweise immer noch fasziniert und mit einer durchaus zynisch erscheinenden Distanz, das Archetypische der germanischen Bewegung verfolgt, nachzulesen in seinem Aufsatz „Wotan“ von 1936 (Jung, GW 10).
In „Nach der Katastrophe“ (vgl. Jung, GW 10]]) versucht er sich 1945 auch angesichts von Vorwürfen, die gegen ihn erhoben werden, zu rechtfertigen. Er beschreibt die Verantwortung aller, nicht nur der Deutschen, für die Katastrophe in Nazi-Deutschland, schließt sich und alle Nicht-Deutschen in „ein Wir“ mit ein. Erst jetzt sei ihm klar geworden, inwieweit ihn die gesamte Katastrophe angehe. Aber weder hier noch später nimmt er so eindeutig wie es - auch für das Ansehen der > [[Analytischen Psychologie - nötig gewesen wäre, zu seinem eigenen Verhalten direkt Stellung. In den Schriften nach 1945 wird aber sein Ringen mit dieser Thematik häufig spürbar. A. Jaffé gesteht Jung zu, dass nicht nur er, sondern auch sehr viele andere die nationalsozialistische Gefahr nicht rechtzeitig ernst genug genommen haben, und dass er später unter den Zeitumständen und seiner hoffnungsvoll abwartenden Haltung sehr gelitten und seine Auffassungen verändert habe (vgl. Jaffé, 1968]]).
Diskussion: Im Rahmen der Aufarbeitung dieser Thematik haben im Auftrag der Deutschen Gesellschaft für Analytische Psychologie M. von der Tann und A. Erlenmeyer 1991 (erweitert 1993), eine ausführliche Dokumentation zusammengestellt. Darüber hinaus liegen zahlreiche weitere Auseinandersetzungen zum Thema Jung und der Nationalsozialismus vor, z. B. A. Erlenmeyer (2001) T. Evers (1987), M. Jacoby (1992) ; R. Lesmeister (1992), M. Neumann (1992). B. Spillmann fasst ihre Gedanken und Ergebnisse so zusammen: "Jung geriet in eine politische Zeit, der er nicht gewachsen war - und wenn es auch Menschen gab, die ihr aufrecht haben begegnen können, bleibt die Frage an jeden einzelnen von uns, wie wir wohl bestanden hätten. Persönliche seelische Disposition trug zusätzlich dazu bei, dass Jung in einen Strudel von Kräften geriet, die ihn zeitweise mit sich fortrissen. Dennoch bleibt er daneben in seiner Genialität und als Schöpfer eines unabsehbar reichhaltigen Werks, aber auch in seiner Menschlichkeit bestehen. Das beschattete Bild Jungs mag uns Nachgeborene vor verhängnisvoll blinder Gefolgschaft und unseliger Verschmelzung mit dem idealisierten Objekt bewahren. Es setzt uns überdies einen Stachel, der jederzeit schmerzhaft an Zerrissenheit und Scheitern erinnert und uns auch stets an eigene Schattenhaftigkeit, Begrenztheit und Unzulänglichkeit mahnt." (Spillmann, 1998, S. 293]])
Literatur:Evers, T. (1987]]): Mythos und Emanzipation; Jaffé, A. (1985): Parapsychologie, Individuation, Nationalsozialismus; Spillmann, B. (1998): Die Wirklichkeit des Schattens; Tann, M., v. d., Erlenmeyer, A. (1993): C. G. Jung und der Nationalsozialismus.
Autor:A. Müller
Die Beziehung des Tiefenpsychologen Carl Gustav Jung zum Nationalsozialismus ist ein kontroverses Thema, das von verschiedenen Experten und Forschern unterschiedlich interpretiert wurde. Jung selbst hatte eine komplexe Beziehung zur Politik und zu den politischen Bewegungen seiner Zeit, einschließlich des Nationalsozialismus. Hier sind einige wichtige Punkte zur Einschätzung seiner Beziehung zum Nationalsozialismus:
- Ambivalenz: Jung äußerte gemischte Meinungen zum Nationalsozialismus. Er schien hin- und hergerissen zwischen einer gewissen Sympathie für einige seiner Ideen und einer Ablehnung anderer Aspekte. Einige seiner Schriften und Äußerungen lassen darauf schließen, dass er die Idee eines deutschen Nationalbewusstseins unterstützte, jedoch die extremistischen und rassistischen Elemente des Nationalsozialismus ablehnte.
- Akademische Entfremdung: Jung hatte sich in den 1930er Jahren zunehmend von der deutschen akademischen Welt entfremdet, teilweise aufgrund seiner Differenzen mit der psychoanalytischen Bewegung und Sigmund Freud. Dies könnte dazu beigetragen haben, dass er sich von politischen Entwicklungen entfernte und sich stattdessen auf seine eigene Arbeit und Praxis konzentrierte.
- Versuch der Neutralität: Es gibt Berichte, dass Jung versuchte, sich politisch neutral zu verhalten und sich von politischen Fragen fernzuhalten. Er behauptete, dass seine Arbeit in der Psychotherapie über politische Ideologien hinausgehe.
- Kritik: Jung wurde später von einigen Kritikern dafür kritisiert, dass er sich nicht entschieden genug gegen den Nationalsozialismus ausgesprochen habe. Einige werfen ihm vor, dass seine Haltung während dieser Zeit opportunistisch gewesen sei, um seine eigene Position zu schützen.
Es ist wichtig zu beachten, dass Jungs Beziehung zum Nationalsozialismus bis heute ein umstrittenes Thema ist. Einige behaupten, dass er versuchte, seine eigene Position zu schützen, während andere argumentieren, dass er zumindest in gewissem Maße Sympathie für nationalistische Ideen zeigte. In jedem Fall ist die Interpretation seiner Beziehung zum Nationalsozialismus Gegenstand anhaltender Diskussion und Debatte in der Literatur und unter Historikern.
Kann man C. G. Jung eine antisemitische Haltung vorwerfen?
Die Frage, ob C. G. Jung eine antisemitische Haltung hatte, ist Gegenstand anhaltender Kontroverse und Diskussion unter Historikern, Psychologen und anderen Forschern. Jung selbst hat sich zu verschiedenen Zeiten seines Lebens zu diesem Thema geäußert, und seine Äußerungen wurden unterschiedlich interpretiert. Hier sind einige wichtige Punkte zu berücksichtigen:
- Frühe Äußerungen: In seinen frühen Schriften, insbesondere in seinem Werk "Wandlungen und Symbole der Libido" von 1912, äußerte Jung einige kontroverse Ansichten über jüdische Menschen und deren Einfluss auf die Gesellschaft. Einige dieser Äußerungen wurden als stereotypisch und abwertend gegenüber Juden interpretiert.
- Spätere Distanzierung: Jung distanzierte sich später von einigen seiner früheren Ansichten und äußerte sich differenzierter über das Thema. Er behauptete, dass er sich von den stereotypischen Vorstellungen, die er in seiner Jugend hatte, entfernt habe.
- Kollegiale Beziehungen: Jung hatte enge berufliche Beziehungen zu einigen jüdischen Kollegen, darunter Sigmund Freud und Erich Neumann. Diese Beziehungen könnten darauf hindeuten, dass er nicht grundsätzlich antisemitisch war.
- Interpretationen: Die Interpretation von Jungs Haltung gegenüber Juden ist umstritten. Einige argumentieren, dass er tatsächlich antisemitisch war, während andere glauben, dass seine Ansichten komplexer waren und sich im Laufe der Zeit geändert haben könnten.
Es ist wichtig zu betonen, dass die Frage nach Jungs Haltung gegenüber Juden nicht eindeutig beantwortet werden kann. Einige seiner Äußerungen und Ansichten sind zweifellos problematisch, und sie wurden von vielen als antisemitisch angesehen. Gleichzeitig gibt es auch Argumente dafür, dass Jung im Laufe seines Lebens eine differenziertere Sichtweise entwickelte und sich von seinen früheren Positionen entfernte. Dies bleibt ein kontroverses und umstrittenes Thema in der Jung-Forschung.