Heiratsquaternio: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 20. Juli 2024, 12:02 Uhr
Keyword: Heiratsquaternio
Links: > Anima/Animus: Klassische Auffassung > Beziehungsquaternio > Beziehung, therapeutische > Ehe/Partnerschaft > Heilen/Heilung > Heiler, verwundeter > Übertragung/Gegenübertragung
Definition: Für C. G. Jung ist der Heiratsquaternio ein Archetypus (> Archetyp), welcher in einer symmetrischen, quadratischen Anordnung von gegensätzlichen Figuren die komplexe (ganzheitliche) Struktur von zwischenmenschlicher Beziehung und Übertragung wiedergibt.
Information: Der Heiratsquaternio hat seine archaische Vorstufe im so genannten "cross-cousin-marriage", wo aufgrund des Inzestverbots der Mann anstelle der Schwester die Cousine und deren Bruder wiederum die Schwester des Mannes heiratet. Dieses Schema einer Doppelhochzeit dient Jung zur Darstellung der bewussten und unbewussten Beziehungen von alchemistischem (> Alchemie) Adept und seiner soror mystica (mystische Schwester) einerseits und deren Anima/Animus(> Anima/Animus: Klassische Auffassung) andererseits. (Jung, GW 9/2, § 347f)
Heute wird, Jungs Vorgabe etwas modifizierend, weitgehend der Adept mit dem Bewusstsein des Analytikers und die soror mit dem des Patienten gleichgesetzt (vgl. Dieckmann, 1979, S. 207). Die vier Beziehungsaspekte bilden die Vorlage für die Übertragungsbeziehung und veranschaulichen die psychische Ganzheitsstruktur. Eine Erweiterung dieses Schemas ist durch V. Kast (vgl. Kast, 1995) erfolgt. Aus den Kommunikationsprozessen von Unbewusst zu Unbewusst entsteht ein gemeinsames Unbewusstes, welches die Basis bildet für das Partizipieren des Patienten an den Selbst-Regulierungs-Funktionen (> Selbstregulation) des Analytikers. (vgl. Kast, 1995) In diesem interaktiven Feld zwischen Patienten und Analytiker könne sich letzterer, in einem kreativen Akt, unbewusste Inhalte des Patienten bewusst machen. Die > Differenzierung und > Integration des Unbewussten beim Analytiker ist eng mit der Konzeption vom verwundeten Heiler (> Heiler, verwundeter) verbunden.
Literatur: Dieckmann, H. (Hrsg.) (1980): Übertragung und Gegenübertragung in der Analytischen Psychologie; Frick, E. (1996 b): Durch Verwundung heilen; Heisig, D. (1999): Wandlungsprozesse durch die therapeutische Beziehung; Jacoby, M. (1993): Übertragung und Beziehung in der Jungschen Praxis.
Autor: M. Krapp