Körperpsychotherapie: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 20. Juli 2024, 12:02 Uhr
Keyword: Körperpsychotherapie
Links: BIOS-Prinzip > Körper > Körperbild > Körpersprache > Leib-Psychotherapie > Prozessorientierte Psychologie > Psychosomatik
Definition: Mit Körperpsychotherapie wird ein breit gefächertes, vielfältiges Angebot von Behandlungsformen bezeichnet, in denen Körpererleben und Körperausdruck methodisch eine zentrale Stellung zukommen. (> Körper > Körperbild > Körpersprache) Sie umfasst so unterschiedliche Richtungen wie Bewegungs-, Tanz- und Atemtherapien, Heileurythmie, Yoga und Formen der Meditation, auch Feldenkrais, Rolfing u. a. Ferner gibt es verschiedene körperorientierte psychotherapeutische Richtungen, die von der engen Wechselbeziehung zwischen Körper und Seele (> Psyche) ausgehen, darunter Konzentrative Bewegungstherapie (KBT), Bioenergetik (Bioenergetische Analyse), Biodynamik, Funktionelle Entspannung (FE), > Gestalttherapie und psychoanalytisch orientierte Körperpsychotherapie. Letztere sieht insbesondere die therapeutische Beziehung (> Beziehung, therapeutische) als Basis der Arbeit und stellt Körpertechniken in den Dienst eines psychoanalytisch orientierten körperpsychotherapeutischen Prozesses.
Information: Bekannteste deutschsprachige Vertreter einer psychoanalytisch orientierten Körperpsychotherapie sind aus der Schule Freuds T. Moser, J. Scharff und G. Worm, von Adler herkommend G. Heisterkamp und auf dem Hintergrund der Analytischen Psychologie (> Analytische Psychologie) A. Mindell, P. Schellenbaum und R. Ware. Im interdisziplinären Steißlinger Arbeitskreis für psychoanalytische und tiefenpsychologische Körperpsychotherapie (von R. Heinzel und G. Heisterkamp gegründet) arbeiten Analytiker der drei klassischen psychoanalytischen Schulen, Tiefenpsychologen und Therapeuten der Bioenergetischen Analyse nach Alexander Lowen zusammen. Das Spezifische der analytisch orientierten Körperpsychotherapie ist die Ausrichtung auf Intersubjektivität und das szenische Verstehen und Gestalten (> Inszenieren/Inszenierung) sowie auf den Handlungs- und Handhabungsaspekt psychoanalytischer Arbeit im Umgang mit Übertragung und Gegenübertragung (> Übertragung/Gegenübertragung) > Regression und > Abwehr. Im konkreten, leibhaftigen Körpergeschehen manifestieren sich frühkindlich geprägte affektmotorische Schemata (vgl. Downing 1996), die dem Beziehungs- und Selbsterleben ein Leben lang zugrunde liegen. Neben verbaler Arbeit stellt ein aktiver Umgang mit dem Körper in der Therapie die Möglichkeit dar, > Regression, > Widerstand und Übertragung (> Übertragung/Gegenübertragung) nicht nur zu reflektieren, sondern direkt erlebbar werden zu lassen und unmittelbar körperlich wie seelisch zu bearbeiten. Der Körper tritt auf der Bühne therapeutischer Interaktion weit mehr als > Subjekt denn als > Objekt auf und ist zugleich Spiegel (> Spiegeln) und Sammelstelle frühkindlicher und lebensgeschichtlicher Erlebnisse. Im Körpererleben des Menschen schlagen sich frühe Beeinträchtigungen, Übergriffe, Überstimulationen u. a. existenzielle Traumata (> Trauma/Traumatisierung) nieder. Im Körper wird ebenso die Bedeutsamkeit von Liebkosungen, Wertschätzung, Anerkennung, Zuwendung und Förderungen für die Identitätsfindung (> Identität, personale) und das > Selbstwertgefühl eines Menschen ersichtlich.
Beiträge aus der Analytischen Psychologie (> Analytische Psychologie) zur Konzeptualisierung der Körperpsychotherapie liegen in den Bereichen der psychischen Energetik (> Energie) sowie der > Imagination (> Imagination, aktive). Insbesondere die aktive Imagination bietet ein Paradigma für die Symbolik und den Handlungsaspekt interpersoneller, seelischer und körpergebundener Aktivität. In den Schriften C. G. Jungs liegt ein reicher Fundus an Anregungen zur Bedeutsamkeit des Imaginativen für prä- und averbale körperpsychotherapeutische Symbolik und Kommunikation: "So ist die 'imaginatio' oder das Imaginieren auch eine physische Tätigkeit, die sich in den Kreislauf stofflicher Veränderungen einschalten lässt, solche bewirkt und von ihnen auch wieder bewirkt wird.. 'Imaginatio' ist also ein konzentrierter Extrakt der lebendigen körperlichen sowohl wie seelischen Kräfte" (Jung, GW 12, § 394). Genauso wie Malen (> Malen aus dem Unbewussten), Tonen (> Tonfeld, Arbeit am), Dichten (> Dichtung > Kunst), > Musik und > Tanz verkörpern die szenischen "Bilder" und "enactments" körperpsychotherapeutischer Interaktionen bzw. "Handlungsdialoge" (Heisterkamp 2002) ein reiches Betätigungsfeld für interpersonelle aktive Imagination. (> Gestaltungstherapie/Klinische Kunsttherapie) Sie implizieren ihrerseits wieder behandlungsmethodische Andeutungen und Hinweise auf die weitere basale Behandlung.
keine
Literatur: Heisterkamp, G. (1993): Heilsame Berührungen; Heisterkamp, G. (2002): Basales Verstehen; Mindell, A. (1993): Traumkörper-Arbeit oder Der Lauf des Flusses; Moser, T. (2001): Berührung auf der Couch; Schellenbaum, P. (1994): Nimm deine Couch und geh. Ware, R. C. (1984): C. G. Jung und der Körper: Vernachlässigte Möglichkeiten der Therapie?
Autor: R. Ware