Wirklichkeit, psychische
Keyword: Wirklichkeit, psychische
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Definition: Der Begriff Wirklichkeit ist von Meister Eckhart geprägt worden, der das lateinische actualitas (eigentlich Wirksamkeit]]) mit Wirklichkeit übersetzt. Der Begriff Wirklichkeit erhält damit in der deutschen Sprache - im Gegensatz zu vielen anderen Sprachen, in der er entweder mit Realität oder mit Wahrheit gekoppelt ist, im Deutschen auch die Komponente des Wirkens. Mit dem Begriff Wirklichkeit kann die Realität, beispielsweise die physikalische und die über die Sinneswahrnehmung (> Empfinden) erfahrbare Realität im Gegensatz zum Scheinbaren bezeichnet werden. Wirklichkeit kann als Gegenbegriff zur bloßen Möglichkeit, zum Wunsch, zur > [[Fantasie]] und zur Illusion oder Täuschung stehen. Das Verständnis vom Psychischen in der Analytischen Psychologie umfasst die bewusste (> Bewusstsein) und die unbewusste (> Unbewusstes) > [[Psyche]] (> Seele) und prägt dadurch das Verständnis dessen, was psychisch wirklich und wirkend bzw. wirksam ist.
Information: Der Begriff der psychischen Wirklichkeit umfasst alles, was ein Mensch bewusst und unbewusst erfährt und erlebt, was dem Menschen als subjektiv (> Subjekt) wirklich begegnet, ihn als wirklich überzeugt oder auf ihn wirkt: "Die Seele kümmert sich wahrscheinlich nicht um unsere Wirklichkeitskategorien. Für sie scheint in erster Linie wirklich zu sein, was wirkt.. Man muss im Gegenteil noch entdecken, wie verschieden die Seele vom Bewusstsein ist, um sie erkennen zu können. Nichts ist daher möglicher, als dass jenes, das für uns Illusion heißt, für sie Wirklichkeit ist, weshalb nichts inkommensurabler wäre, als die seelische Wirklichkeit an unserer Bewusstseinswirklichkeit zu messen.. Im Seelischen sind, wie überall in unserer Erfahrung, wirkende Dinge Wirklichkeiten, gleichgültig, welche Namen ihnen der Mensch gibt." (Jung, GW 16, § 111).
Psychisch wirklich ist all das, was direkt oder indirekt der, durch die Sinne erschließbaren, Welt entstammt oder wenigstens zu entstammen scheint. Dem Psychischen kommt dabei unmittelbare Realität zu, selbst wenn es sich um scheinbar unreale Vorstellungen und Gedanken handelt, die sich auf kein reales oder materielles Außen beziehen. (vgl. Jung, GW 8, § 742f) Die Sinneswahrnehmung allein schafft noch keine Wirklichkeit. Es ist die psychische Fantasietätigkeit, die psychische > Energie bzw.> Libido , die über die Einzelwahrnehmung hinaus ständig die Wirklichkeit erschafft und die Brücke schlägt zwischen > Objekt und > Subjekt, zwischen > Geist und Stoff oder > Materie. Dabei kommt dem]] > Bild eine besondere Bedeutung zu. Es besitzt zwar keinen Wirklichkeitswert, aber einen großen psychologischen Wert, weil es eine innere Wirklichkeit (> Imago > Repräsentanz) darstellt, die gegebenenfalls die Bedeutung der äußeren Wirklichkeit überwiegt. Das Bild ist ein in sich einheitliches Produkt, das seinen eigenen, selbstständigen > Sinn hat. Es ist ein konzentrierter Ausdruck der psychischen Gesamtsituation (Funktion, transzendente]] > Symbol). Die einzige Wirklichkeit, die der Mensch besitzt, ist die psychische Wirklichkeit.
keine
Literatur: Neumann, E. (1953 c): Die Psyche und die Wandlung der Wirklichkeitsebenen; Roth, G. (1994): Das Gehirn und seine Wirklichkeit; Watzlawick, P. (1976): Wie wirklich ist die Wirklichkeit?
Autor: H. Obleser