Urbild
Keyword: Urbild
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Definition: Mit Urbild (ahd. bilodi, -adi, -idi: Wesen, Gestaltetes, auch Abbild, Nachbildung; germ. bil: ungewöhnliche Kraft, Wunderkraft) wird allgemein ein Vorbild oder eine Vorlage oder ein Original bezeichnet. Erkenntnistheoretisch (> Erkenntnistheorie) ist ein Bild (> Imago > Repräsentanz) die Abbildung der Wirklichkeit im erkennenden Bewusstsein. In der Literaturwissenschaft wird der Begriff Bild auch für das Sprachbild -]] ( > Metapher > Symbol) - verwendet.
C. G. Jung verwendet den Begriff Urbild früher als den des Archetyps und synonym dafür. In „Wandlungen und Symbole der Libido“ (vgl. Jung, GW 5) versteht Jung das Urbild als apriorische Möglichkeitsbedingung des Psychischen. Innere Bilder und Fantasien sind an diese präformierten, also archetypischen Möglichkeiten gebunden und drücken zugleich als Symbol die psychische Gesamtsituation aus. Im Unterschied zu persönlichen Bildern sind Urbilder als Strukturen im kollektiven Unbewussten vorhanden. Sie sind als Strukturen transgenerationell und transkulturell.
Information: Jung geht in seinen anfänglichen Gedanken noch davon aus, dass Urbilder Engramme seien, also ein Niederschlag, eine Verdichtung oder typische Grundform von unzähligen immer wieder ähnlichen psychischen Erlebnissen. Das Urbild ist Ergebnis des Einwirkens einer äußeren Realität auf einen lebendigen schöpferischen Stoff wie auch Ausdruck der erschaffenden Kraft des menschlichen Geistes und der menschlichen Psyche. Es fasst den sinnlichen und geistigen Prozess im Menschen zusammen, ordnet und verbindet und schafft Sinn. Insofern ist es die lebendige "Vorstufe der Idee" (vgl. Jung, GW 6, § 765f). Im Urbild kann die psychische Energie organisiert werden, d. h. es ermöglicht einen regelmäßigen Ablauf eines Prozesses in wiederkehrenden Situationen. Es unterscheidet sich aber vom Instinkt dadurch, dass es ermöglicht, Situationen von ihren Möglichkeiten her auch immer neu zu erfassen und zu gestalten, etwa wenn es in der Auseinandersetzung mit dem Bewusstsein und der Welt in ein Symbol mündet.
Das Urbild ist in urtümlichen Bildern etwa im]] > [[Mythos greifbar, zugleich aber als konkrete apriorische Möglichkeitsbedingung, - als Urbild per se - zu verstehen. Als solche steht es gleichsam über dem einzelnen Menschen und strukturiert ihn im Vorhinein in seinem Dasein tief greifend, ermöglicht ihn innerhalb seiner individuellen Grenzen. Im Individuationsprozess findet das Urbild zu einer eigenen individuellen Symbolisierung und Gestaltung sodass es nicht als innere Möglichkeitsbedingung abgewehrt oder es als inhaltliche Festlegung des eigenen Daseins missverstanden werden muss.
Literatur: Hillman, J. (1983 a): Am Anfang war das Bild; Jacobi, J. (1957): Komplex - Archetypus – Symbol.
Autor: J. Schlimme