Idee

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Keyword: Idee

Links: > Archetyp > Bild > Zahl

Definition: Als Idee (griech. idea: Erscheinung, Form, Plan, Urbild) wird allgemein entweder eine unanschauliche Vorstellung oder ein Begriff auf höchstem Abstraktionsniveau verstanden oder aber, im Sinne Platons, die hinter den konkreten Erscheinungen liegende Urvorstellung der Dinge.

Information: Für C. G. Jung ist der Begriff der Idee in naher Beziehung zu dem des Bildes (> Bild) und dem des Archetypus (> Archetyp). Das Bild ist anschaulich und kann persönliche oder unpersönliche Qualität haben. Der Idee zugrunde liegt ein urtümliches, also unpersönliches Bild, das nicht mehr anschaulich und konkret ist wie etwa ein mythologisches Motiv. Die Idee enthält, abstrahiert von der konkreten Anschauung, nur noch den Sinn des Bildes. Insofern kann sie also als das Ergebnis eines Denkprozesses, einer rationalen und damit sekundären Ableitung aufgefasst werden. Andererseits ist die Idee auch primär oder a priori enthalten, weil schon das Bild, in dem sie symbolisch dargestellt ist, den Sinn des Bildes enthält bzw. ihn darstellt. Nur aufgrund der a priori vorhandenen Idee können strukturierende, verknüpfende rationale und emotionale Abläufe das Bild hervorbringen. Jung sieht es als eine Frage der > Extraversion und > Introversion, ob die Idee als a priori vorhanden angesehen wird - wie es der Introvertierte tun würde - oder ob sie eine sekundäre Ableitung ist - wie der Extravertierte sie eher erleben würde (vgl. Jung, GW 6, § 811 f).

Die platonische Idee findet sich als solcher Terminus zwar nicht in Platons Schriften, ist dort aber vielfältig umschrieben. Als introvertierter Denktypus ist für Platon die materielle Welt lediglich eine vielfältige Abwandlung eines Urbildes, einer Idee. Diese Theorie übt eine ungeheure Wirkung auf die Nachwelt aus, nicht nur in der Philosophiegeschichte, sondern auch auf anderen religiös-mystischen Gebieten (> Alchemie > Gnosis > Hermetik > Mystik > Religion). Es handelt sich im Grunde um die uralte Vorstellung, dass alle Schöpfung zuerst in einem Zustand der Idee vor ihrer Schöpfung bereits vorhanden war. Dahinter kann die Vorstellung einer Sophia (Weisheit) oder des Logos-Prinzips (> Logos-Prinzip) stehen, die den Plan der Schöpfung entwirft, bevor der Plan oder die Idee vom Schöpfer verwirklicht wird. Wie jedes Haus zunächst in der Fantasie des Architekten bestehen muss, bevor es nach seinen Plänen gebaut wird, bestehen alle Dinge zuerst bloß als Möglichkeit, bevor sie Wirklichkeit werden. Transformiert auf die psychologische Ebene bedeuten diese uralten Gedanken, dass jeder Handlung ein Instinkt und jedem Instinkt ein Bild der Handlung, ein Archetypus (>Archetyp), zugrunde liegt. Im Begriff des Archetypus (Urbild) ist Jung unabsichtlich der platonischen Idee sehr nahe gekommen. Der Unterschied besteht darin, dass Platon durch Abstraktion vom > Konkretismus der äußeren Wirklichkeit zum Urbild kommt, Jung dagegen von der Empirie unbewusster Vorstellungen zum Begriff des Archetypus. Beide Vorgehen sind introvertierte Weisen der Welterfahrung, die hinter der manifesten Wirklichkeit eine, diese anordnende, Instanz vermuten. Der Archetypus an sich ist unanschaulich, sozusagen die angeborene Matrize für die zu allen Zeiten und an allen Orten der Welt, unabhängig von Tradition, auftretenden ähnlichen archetypischen Vorstellungen. Die Vorstellungen sind nicht angeboren und werden von den jeweiligen Zeitumständen variiert. Aber ihr Keim, eben die Idee, bleibt sich gleich. Jung enthält sich der Versuchung, eine Zahl für die Archetypen zu nennen, der I Ging hat deren 64. Die Archetypen sind sozusagen das Inventar unseres Geistes, aus welchem alle möglichen menschlichen Fantasien entstehen; M. L. v. Franz hat das anhand der Märchen der Weltliteratur nachgewiesen. Das ist der Grund, weshalb es nur eine begrenzte Anzahl von Motiven und Ideen gibt. Weil sie auf die Instinkte abgestimmt sind, stimmen sie bestens mit der äußeren Realität überein und sind so einigermaßen zu erkennen.

Literatur:

Autor: A. Ribi