Persönlichkeit

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Keyword: Persönlichkeit

Links: > Charakter > Individuation > Individuationsprozess > Individuum > MBTI:Myers-Briggs-Typen-Indikator > Orientierungsfunktionen > Pentaolon-System > Persona > Typologie

Definition: Unter Persönlichkeit (lat. personare: durchscheinen, durchtönen; persona: die Maske eines Schauspielers, der Schauspieler; die Rolle, die jemand aufgrund seiner Eigenschaften, seines Ansehens und seiner Würde im Leben spielt) wird im allgemeinen ein in sich gefestigter, ein besonders profilierter Mensch mit charakterlich ausgeprägten, meist positiv bewerteten Zügen verstanden, ebenso auch eine bedeutsame Person des öffentlichen Lebens. C. G. Jung verwendet den Begriff teilweise in dieser Bedeutung, häufiger aber im erweiterten Sinn, nämlich Persönlichkeit als die > Ganzheit des individuellen Menschen (> Individualität > Individuation > Selbst), als Summe seiner angeborenen und erworbenen relativ überdauernden Eigenschaften: "Persönlichkeit ist höchste Verwirklichung der eingeborenen Eigenart des besonderen lebenden Wesens. Persönlichkeit ist die Tat des höchsten Lebensmutes, der absoluten Bejahung des individuell Seienden und der erfolgreichsten Anpassung an das universal Gegebene bei größtmöglicher Freiheit der eigenen Entscheidung." (Jung, GW 17, § 289) Und: "Alles Gute ist kostbar, und die Entwicklung der Persönlichkeit gehört zu den kostspieligsten Dingen. Es handelt sich um das Ja sagen zu sich selber - sich selbst als ernsthafteste Aufgabe sich vorsetzen und sich dessen, was man tut, stets bewusst bleiben und es in allen seinen zweifelhaften Aspekten sich stets vor Augen halten -, wahrlich eine Aufgabe, die ans Mark geht." (Jung, GW 13, § 24)

Information: In der modernen Persönlichkeitspsychologie sucht man mithilfe faktorenanalytischer Verfahren typische Persönlichkeitsfaktoren zu extrahieren, mit deren Hilfe man Persönlichkeitsdiagramme erstellen kann. Diese erweisen sich vor allem für die praktische diagnostische Arbeit als hilfreich, blenden aber komplexere Zusammenhänge (> Komplexität) hinter den vordergründigen Persönlichkeitsäußerungen weitgehend aus. Je nach Methode werden 4 bis 16 Faktoren beschrieben. Die von Jung beschriebenen Persönlichkeitfaktoren > Extraversion und > Introversion werden dabei weitgehend bestätigt. Sie finden sich auch in den "big five" (vgl. Amelang/Bartussek, 1997), den fünf grundlegenden Persönlichkeitfaktoren, die über alle Untersuchungen hinweg am häufigsten herauskristalliert werden.

Der Faktor Extraversion(-Introversion) umfasst dabei z. B. die Attribute: gesprächig, bestimmt, aktiv, offen, sozial, abenteuerlustig versus still, reserviert, scheu und zurückgezogen; der Faktor Verträglichkeit: mitfühlend, herzlich, warm, großzügig, freundlich, kooperativ versus kalt, streitsüchtig grausam, hartherzig; der Faktor Gewissenhaftigkeit: sorgfältig, planend, zuverlässig, genau, gewissenhaft versus sorglos, unordentlich, leichtsinnig, unzuverlässig, vergesslich; der Faktor Neurotizismus: gespannt, ängstlich, neverös, launisch, empfindlich, unstabil versus stabil, ruhig, zufrieden; der Faktor Offenheit: interessiert, einfallsreich, fantasievoll, künstlerisch, geistreich versus gewöhnlich, unintelligent, einseitig interessiert, ohne Tiefgang. Diese Faktoren, die allerdings nicht polar aufgebaut sind, wie man an dem relativ negativen Abschneiden der Introversion ersehen kann, haben Gemeinsamkeiten mit dem Modell von F. Riemann der depressive, schizoide, zwanghafte und hysterische Persönlichkeitsstrukturen unterscheidet. (Riemann, 1987) Sie lassen sich auch mit den > Orientierungsfunktionen und dem > Pentaolon-System in eine gewisse Verbindung bringen, wobei diese Zusammenhänge aber erst noch weiter untersucht werden müssten.

Literatur: Amelang, M. Bartussek, D. (1997): Differenzielle Psychologie und Persönlichkeitsforschung; Meier, C. A. (1986): Persönlichkeit; Müller, L. (2001): Lebe dein Bestes; Riemann, F. (1987): Grundformen der Angst.

Autor: L. Müller