Konfrontation
Keyword: Konfrontation
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Definition: Unter Konfrontation (lat. confrontare: Stirn gegen Stirn gegenüberstehen; Gegenüberstellung von einander widersprechenden Meinungen, Sachverhalten oder Personengruppen) wird in der Psychotherapie eine > Intervention verstanden, in der der Patient sich mit Ereignissen, Phänomenen, Eigenschaften, Handlungen, Widersprüchen etc. auseinandersetzen soll, deren Kenntnisnahme und Bewusstmachung (> Bewusstheit > Bewusstsein) er in der Regel einen > Widerstand entgegensetzt. In der klassischen > Psychoanalyse stellte die Konfrontation neben der Klärung, dem Herausarbeiten und dem Demonstrieren des Widerstandes eine wesentliche Vorbedingung für die > Deutung dar. (vgl. Greenson, 1975, S. 116f)
Information: Konfrontation als Begriff für eine therapeutische Intervention wird in der Analytischen Psychologie (> Analytische Psychologie) selten verwendet, was hauptsächlich in einem anderen Verständnis der Funktion des Widerstandes (> Widerstand) und einer anderen therapeutischen Art und Weise mit Unbewusstem umzugehen, begründet liegt. Dies heißt aber nicht, dass der analytische Prozess den Patienten nicht mit den verschiedensten Widersprüchen, Konflikten (> Konflikt) und unbewussten Aspekten konfrontieren würde. Diese Konfrontation erfolgt aber nicht primär durch den Therapeuten, sondern durch die Auseinandersetzung mit dem Unbewussten. Der Therapeut steht dabei mehr auf der Seite des Patienten, "geht mit dem Widerstand", provoziert keinen zusätzlichen Widerstand, begleitet den Prozess der Auseinandersetzung mit dem Unbewussten fragend, stützend, ermutigend, fördert die kritische Selbsthinterfragung und das Wahrnehmen und Aushalten der, durch die kompensatorische Funktion des Unbewussten (> Kompensation) bedingten, Konflikte (> Konflikt). Es ist wichtig, dass der Patient den Therapeuten überwiegend als empathischen (> Empathie), grundsätzlich akzeptierenden Begleiter und nicht als kritisch verfolgenden, verdächtigenden und misstrauischen Inquisitor erlebt, der den Patienten einer schlechten Absicht oder Tat überführen will. Der Patient benötigt das Vertrauen und die Sicherheit, dass er belastende und beschämende Aspekte zeigen kann, ohne eine erneute Abwertung oder Beschuldigung zu erfahren.
Konfrontationen und Widerstandsdeutungen geschehen häufig vor dem Hintergrund bestimmter theoretischer Modelle. Der Patient verhält sich nicht so, wie die Theorie oder das Setting es verlangen oder wie es dem Menschenbild des Therapeuten entspricht, dementsprechend wird sein Abweichen von diesen bewussten oder unbewussten Voraussetzungen als, gegen die Therapie gerichtet, empfunden. Aber: "Der Patient ist nämlich dazu da, um behandelt zu werden, und nicht, um eine Theorie zu verifizieren. Es gibt keine Theorie im weiten Felde der praktischen Psychologie, die nicht gegebenenfalls grundfalsch sein kann. Namentlich ist die Ansicht, die Widerstände des Patienten seien unter allen Umständen unberechtigt, durchaus zu verwerfen. Der Widerstand kann nämlich auch beweisen, dass die therapeutische Prozedur auf unrichtigen Voraussetzungen beruht." (Jung, GW 16, § 237)
Literatur:
Autor: L. Müller