Set

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Keyword: Set

Links: > Arbeitsbündnis > Beziehungsquaternio > Setting > Prozess, dialektischer

Definition: Set (engl. to set: setzen, stellen, legen, einrichten, Hoffnung setzen auf, Wert legen auf, auch Satz von zusammengehörigen oder zusammenpassenden Dingen) bezeichnet in der Psychotherapie die innere Verfassung, das Ausgerichtetsein, den Erwartungszustand, die Einstellung oder Bereitschaft, in spezieller Weise auf eine spezielle Situation zu reagieren; alles, was der Patient an Voraussetzungen und Projektionen in die Psychotherapie und gegenüber dem Therapeuten mitbringt. Die > Verhaltenstherapie unterscheidet unterschiedliche Bereitschaften zu reagieren als Sets. In der Tiefenpsychologie wird Set als ein den Therapieverlauf, Widerstand und Übertragung in hohem Maße beeinflussender Faktor gesehen. Das drückt sich z. B. in der bewussten Gestaltung eines Arbeitsbündnisses und der Wahl des > Settings wie auch in der Besprechung von Therapiezielen und dem Umgang mit der Realbeziehung aus (> Beziehung, therapeutische).

Information: Darüber hinaus sind aber die Introspektionsfähigkeit, die Fähigkeit, Konflikte auszuhalten und die Bereitschaft, eine besondere therapeutische Beziehungsform aufzunehmen und zu akzeptieren, und die Therapiemotivation nicht statisch und nicht planbar. Die gegenseitigen bewussten und unbewussten Erwartungen und Einstellungen von Patient und Therapeut an die Therapie und an das Gegenüber entwickeln, optimieren und verändern sich im Laufe des Prozesses und stellen einen wesentlichen Wirkfaktor (> Wirkfaktoren, psychotherapeutische) in jeder Psychotherapie dar. Sie werden insbesondere auch in der Übertragungs- und Gegenübertragungsdynamik sichtbar (> Beziehungsquaternio). Die Bedeutung des Set in der analytischen Psychotherapie spiegelt sich z. B. in der Forderung nach Einschätzung der Prognose einer Psychotherapie wider. Diese verlangt vom Therapeuten, das Set zu Behandlungsbeginn zu beschreiben, also den Leidensdruck, die Motivation, Einsichtsfähigkeit und Flexibilität des Patienten, Regressionsbereitschaft und Widerstandsreaktionen, Übertragungs- und Gegenübertragungsreaktionen in der Anfangsphase der Behandlung wahrzunehmen und zu reflektieren. Die Frage nach Vorerfahrungen mit Therapie und Selbsterfahrung muss bedacht werden. Die Wahl eines Behandlungsplans, also beispielsweise die Entscheidung für eine tiefenpsychologisch fundierte oder eine analytische Psychotherapie ist nicht nur eine Frage der Symptomatik, sondern auch des Sets. In der Analytischen Psychologie gehört z. B. das dialektische Verfahren (> Prozess, dialektischer) und das spezifische Verständnis der Übertragung und des Unbewussten zum Set des Therapeuten. Generell ist nicht nur die theoretische Ausrichtung des Therapeuten von Wichtigkeit, sondern mehr noch seine Flexibilität, Offenheit, Empathie und Vertrauaenswürdigkeitdem Patienten gegenüber.

Keine

Literatur: Dieckmann, H. (1979): Methoden der Analytischen Psychologie; Müller, A., Müller, L. (2018): Praxis der Analytischen Psychologie; Senf, W., Broda, M. (1996): Praxis der Psychotherapie.

Autor: A. Müller