Spaltung
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Definition: Spaltung ist ein komplexer Abwehrvorgang (> Abwehr), an dem meist mehrere klassische Abwehrmechanismen beteiligt sind: > Verleugnung > Projektion u. a. (vgl. Dopart, 1979; Reich, 1995). Widersprüchliche Wahrnehmungen (insbesondere in Bezug auf wichtige Bezugspersonen) werden in diesem psychischen Vorgang voneinander getrennt gehalten bzw. werden nicht miteinander in Verbindung gebracht und integriert (> Integration). Dadurch entstehen Objektrepräsentanzen (> Objekt), die entweder "nur gut" oder "nur böse" sind (> Objektkonstanz).
Information: Bei leichteren Formen der Spaltung weiß der Betreffende kognitiv durchaus, dass seine Bezugsperson positive und negative Eigenschaften hat, kann dies aber emotional nicht spüren. Die Spaltung ist lange Zeit als archaischer, unreifer Abwehrmechanismus angesehen worden, der mit einer erheblichen strukturellen Ich-Schwäche verbunden ist und die Integrationsfähigkeit des Ichs für widersprüchliche Wahrnehmungen weiter schwächt (vgl. Klein, 1946; Kernberg, 1966). Neuerdings gibt es aber Hinweise, dass ein so komplexer Abwehrvorgang wie die Spaltung psychische Strukturen erfordert, die mit "Unreife" nicht vereinbar wären. Als Ursache für einen massiven Einsatz des Abwehrvorgangs der Spaltung wird eine ausgeprägte Ambivalenz-Intoleranz diskutiert. Beispiel: Im Verhalten bzw. Erleben der Betreffenden werden massive Spaltungsprozesse dadurch deutlich, dass starke emotionale Schwankungen wichtigen Bezugspersonen gegenüber auftreten, weil diese wechselnd idealisiert und entwertet werden. Menschen, die massiv zu Spaltung neigen, bewirken in Gruppen (z. B. in der Politik oder am Arbeitsplatz), dass diese sich in Untergruppen spalten und sich polarisieren.
Keine
Literatur: Freud, A. (1936): Das Ich und seine Abwehrmechanismen; König, K. (1996): Abwehrmechanismen; Mentzos, S. (1988): Interpersonelle und institutionalisierte Abwehr.
Autor: B. Banholzer