Psychopharmakologie: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 20. Juli 2024, 12:02 Uhr

Keyword: Psychopharmakologie

Links: > Alchemie > Alchemie, Phasen des Werkes > Psycholyse

Definition: Die Psychopharmakologie (griech. pharmakon: Heilmittel, Gift, Zaubermittel; griech. logos: Wort, Rede, Sprache) ist im allgemeinen Sinne die Lehre von der Wirkung chemischer Stoffe auf die Psyche, im engeren Sinne die Arzneimittellehre psychotroper Substanzen zur Behandlung psychischer Störungen. Während vonseiten der analytischen Psychotherapeuten lange Zeit ein problematischer Widerspruch zwischen dem mehr als "aufdeckend" empfundenen analytischen Prozess und der mehr als sedierend und "zudeckend" empfundenen medikamentösen Behandlung gesehen worden ist, wird heute - insbesondere auch bei schwereren psychischen Erkrankungen - davon ausgegangen, das die kombinierte psychotherapeutische und psychopharmakologische Behandlung in vielen Fällen die besten Erfolgsaussichten hat.

Information: C. G. Jung hat sich zur Psychopharmakologie im heutigen Sinn, die ja so noch nicht bestand, nicht geäußert. Zum Thema der künstlichen Bewusstseinsveränderung durch Drogen bzw. psycholytische Substanzen (> Psycholyse) war Jung eher skeptisch eingestellt. Seine Äußerungen im Zusammenhang mit Meskalin sind aber durchaus in Übereinstimmung mit den modernen Forschungsergebnissen zur Kombination von Psychotherapie und Psychopharmakologie: Der Mensch kann durch psychisch wirksame Substanzen Einblick in seine psychischen Möglichkeiten bekommen, die ihm sonst verschlossen bleiben oder nur nach sehr langer therapeutischer Arbeit zu erreichen sind. Diese Abkürzung nützt aber nur dann dauerhaft, wenn die sich anbietenden Möglichkeiten auch zugleich erarbeitet, vertieft, integriert (> Integration) werden.

Außerdem hat er bei der Bearbeitung der mittelalterlichen und neuzeitlichen > Alchemie als Vorform der heutigen Pharmakologie ein psychopharmakologisches Konzept nachgewiesen, welches er entsprechend seinem psychotherapeutischen Verständnis der Individuation interpretiert. Die Alchemie sucht nach dem pharmakon athanasias (Heilmittel des Lebens) bzw. der medicina catholica (Universalmedizin), dem Arkanum, welches den Menschen in den inneren, ewigen Menschen bzw. filius philosophorum bzw., in Anlehnung an das Christliche, in den lebenden Christus verwandelte. Diese inkorruptible Substanz kann durch alchemistische Operationen gewonnen werden, die für Jung neben dem chemischen Aspekt auch einen kultisch-rituellen und symbolischen Aspekt aufweisen, so als Projektionsflächen des Unbewussten dienen, zur Wandlung der > Libido (> Funktion, transzendente) und zur Bewusstwerdung und Individuation führen können. So verwandelt sich der Alchemist im alchemistischen Geschehen selbst (Alchemie, Phasen des Werkes), befindet sich in einem psychotherapeutischen Geschehen. Die Analogie zwischen alchemistischem Prozess und > Individuation (> Individuationsprozess) zeigt sich für Jung auch darin, dass dieses psychische Pharmakon Symbol für den Retter, den > Anthropos, den sich selbst verzehrenden und gebärenden > Uroboros und die Unsterblichkeit ist. E. C. Whitmont (1993) weist außerdem auf die Analogie des Archetypus- und Synchronizitäts-Gedankens mit der Homöopathie hin, wobei er die Arzneimittelbilder der Homöopathie und die homöopathische Arzneiwirkung als Synchronizität, als metamorphe Verwirklichung der Archetypen versteht.

Literatur: Whitmont, E.C. (1993): Die Rückkehr der Göttin. Von der Kraft des Weiblichen in Inividuum und Gesellschaft.

Autor: J. Schlimme, H. Emrich