Tanztherapie: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 20. Juli 2024, 12:02 Uhr
Keyword: Tanztherapie
Links: > Bewusstseinszustände, veränderte > Ekstase > Eros-Prinzip > Körper > Körpertherapie > Kreativität > Musik > Musiktherapie > Psychotherapie > Ritual > Tanz
Definition: Das Spektrum der Tanztherapie ist so vielfältig wie der Tanz im Allgemeinen. Sie greift den Kult- und Ritualtanz (> Ritual) ebenso auf, wie den Volks- und Gesellschaftstanz, auch wenn der klassische Schwerpunkt der Tanztherapie im individuellen Ausdruck (> Individualität) und der spontanen Bewegungsgestaltung liegt. Auf den eigenen Tanzerfahrungen baut sich das tanztherapeutische Konzept der jeweiligen Tanztherapeut:innen auf. M. Chace und M. Whitehouse - sie orientiert sich an der Analytischen Psychologie - können als Gründerinnen gesehen werden. C. G. Jung war der Auffassung, dass die Aktive imagination machnmal auch getanzt werden könne (Imagination, aktive Weiterentwickelt wird die Tanztherapie von J. Adler und L. Espenak (Individualpsychologie), sowie von T. Schoop und E. Siegel. Wesentliche Impulse kommen aud dem Ausdruckstanz zu Beginn des 20. Jh., wie auch des Modern Dance. Unter Berücksichtigung weiterer psychologischer und psychotherapeutischer Konzepte entwickeln sich aus den Anfängen die unterschiedlichen Richtungen der heutigen Tanztherapie.
Information:Die Tanztherapie gehört zu den kreativen (> Kreativität) und körperorientierten (> Körper) Therapieverfahren. Über eine Sensibilisierung des Körperbewusstseins als Ausdruckselement der seelischen Befindlichkeit werden Verhaltens- wie auch Bewusstseinsveränderungen angestrebt. Grundgedanke ist, dass sich psychische Verletzungen (> Trauma) im Körperlichen niedergeschlagen haben: der Körper leidet an der Seele. Emotionen sind immer körperlich und psychisch zugleich wirksam. Wo das Leben sich nicht mehr zu erneuern vermag, fehlt es an Bewegung (> Energie > Enantiodromie > Libido). Schrittweise wird der bisher eingeschränkte Bewegungsraum bewusst wahrgenommen, verstanden und erweitert und neu belebt. Lebensfreude wird geweckt und die affektive Flexibilität zur Nutzung der eigenen Ausdrucksmöglichkeiten erweitert. Wege werden angeregt, bisher Unaussprechliches, sogar Unerinnerbares zu verkörpern (> Symbol). Über den nonverbalen Ausdruck soll zu einer neuen Versprachlichung gefunden werden. Bewegung und Tanz werden genutzt, um Gefühle, Ängste und > Konflikte körperlich erlebbar werden zu lassen, neue Zugänge zu eröffnen, um lebenstauglichere Anpassungsleistungen (> Anpassung) zu kreieren. Der neu gewonnene Bewegungs- und Handlungsraum fördert und bejaht die eigenen Ressourcen und trägt somit zur psychischen und physischen Gesundung bei. Das Leben kann neu choreografiert, die psychischen Requisiten alter Inszenierungen können abgebaut werden. Anregungen, Anstöße und Entwicklungen im tanztherapeutischen Raum bedürfen oft uach der Rückführung in die biografische Analyse. Das körperliche Erleben bedarf der Sprache des Bewusstseins. Tanztherapie wird sowohl als eigenständiges Verfahren angewendet, als auch als begleitendes Psychotherapieverfahren.
Im Vergleich zum eher von innen nach außen orientierten Ausdrucks- und Bewegungsaspekt der klassischen Tanztherapie konzentriert sich der Therapeutische Tanz auf rituelle Tanzvorlagen (> Ritual > Ritualisieren). Vorgegebene Schritte wie strukturierte Wege dienen als Symbol, die über vielfaches Wiederholen zu einer ganzheitlichen Erfahrung (> Ganzheit) werden. Das Umkreisen der Mitte, die Zirkumambulation, versteht sich als Symbol für die Hinwendung zum > Selbst und "ist als eine Art amplifizierendes Symbol, das als psychisches Phänomen gedeutet werden will, aufzufassen. Es ist ein Akt höherer Bewusstwerdung, nämlich die Herstellung einer Verbindung zwischen dem Bewusstsein der Einzelnen und dem übergeordneten Symbol der Ganzheit." (Jung, GW 11, § 425]])
Literatur: Peter-Bolander, M. (1992): Tanz und Imagination; Siegel, E. V. (1986): Tanztherapie; Trautmann-Voigt, Voigt, B. (1997): Freud lernt laufen; Willke, E. Hölter, G. Petzold, H. (Hrsg.]]): (1991): Tanztherapie, Theorie und Praxis.
Autor: G. Hammerstein