Visualisierung: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 20. Juli 2024, 12:02 Uhr

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Definition: Die Visualisierung (lat. visere: besichtigen) - Bezeichnung für bildliche anschauliche Vorstellung, Gestaltung, Formulierung und Kommunikation - ist eine imaginative Methode (> Imagination), bei der reale zukünftige Erlebens- und Verhaltensweisen und Ereignisse zielorientiert projektiert, vorwegnehmend ausgestaltet und geistig eingeübt werden. Es geht nicht primär um die Erfahrung und Auseinandersetzung mit symbolischen Aspekten der eigenen Persönlichkeit, wie z. B. bei der Aktiven Imagination (> Imagination, aktive) oder der > Katathym imaginativen Psychotherapie. Die Visualisierung ist aus dem Alltagsleben vertraut als eine spontane Fantasietätigkeit (> Fantasie), z. B. als Tagesfantasie, mit der man sich auf zukünftige Situationen innerlich einstellt. Systematisch ausgearbeitet worden ist die Visualisierung insbesondere im Autogenen Training (Mittelstufe) und in der > Verhaltenstherapie. Sie findet als mentales Training auch im nicht-therapeutischen Bereich (Management, Sport, mentales Training) Verwendung.

Information:Der Visualisierende stellt sich so genau und realistisch wie möglich vor, - unter Beteiligung aller Sinnesmodalitäten - dass er in einer bestimmten Situation die erwünschten Reaktionen und Verhaltensweisen zeigt. Unterstützt wird das Visualisieren durch bekräftigende, autosuggestive Formeln, sog. Affirmationen. Diese Affirmationen sollen den Übenden ansprechen, sie sollen prägnant, in eindrücklichem Rhythmus und positiv ausdrücken, was er erreichen will. Auch ein Schuss Humor wie in manchen Werbespots kann förderlich sein. Bei der Visualisierung geht man in kleinen, bewältigbaren Schritten vor, malt sich in der Fantasie nur solche Situationen und Verhaltensweisen aus, die realistisch sind und tatsächlich den eigenen Möglichkeiten entsprechen.

Beim klassischen Desensibilisieren, einem Standardverfahren der Verhaltenstherapie, das insbesondere gegen konkrete > Ängste eingesetzt wird, wird zuerst eine Angsthierarchie aufgestellt. Es werden die wichtigsten Situationen zusammengestellt, in denen die Angst auftritt und diese werden dann in eine Rangfolge gebracht. Die Situationen, die am wenigsten Angst bereiten, kommen an erster Stelle, die schwierigsten zuletzt. Dann beginnt man mit der ersten, einfachsten Situation. Man konfrontiert sich mit der Angst so lange, bis man sie bewältigt, d. h. bis man der Situation einigermaßen entspannt entgegentreten und adäquate Verhaltensweisen zeigen kann. Dann geht man zur nächstschwierigen Situation. Dieses Vorgehen wird sowohl als Visualisierung in der Fantasie als auch in der Realität durchgeführt.

Die Visualisierung lässt sich aber nicht nur für einzelne, fest umschriebene Verhaltensabläufe einsetzen, sondern auch für allgemeinere Entwicklungswünsche, für umfassendere Lebensentwürfe und für geistige Ziele. Hierbei kommen dann auch oft > Symbole in Anwendung - Symbole, die das versinnbildlichen, was in der Zukunft erreicht werden soll. Bei zahlreichen spirituellen Verfahren (> Spiritualität) visualisiert der Übende ein religiöses Symbol (> Religion), z. B. eine Gottheit, einen religiösen Führer, ein]] > Mandala, identifiziert (> Identifikation) sich mit ihm und erhofft sich dadurch, das Wesen und die Kraft dieses Symbols ganz in sich aufnehmen und verwirklichen zu können.

Mit der Visualisierung werden in manchen religiösen und psychologischen Richtungen oft überhöhte, fast magische Vorstellungen (> Magie) verbunden, so als könne man mit ihrer Hilfe mühelos und schnell Dinge erreichen, die sonst nur durch hohen persönlichen Einsatz zu realisieren sind. Man spricht von einer Hilfedurch das Universum, der Macht des Glaubens, des positiven Denkens, der selbsthypnotischen Beeinflussung, hofft darauf, das eigene Unbewusste so programmieren zu können, dass es das von alleine verwirklicht, was man sich wünscht. Dahinter steht meist ein naives magisches Wunschdenken. Visualisationen und Affirmationen erscheinen aus der Sicht der Analytischen Psychologie am ehesten hilfreich, wenn sie mit den Tendenzen des Selbst und der Individuation übereinstimmen und nicht gegen diese gerichtet sind.

Keine

Literatur:

Autor:L. Müller