Magie

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Keyword: Magie

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Definition: Magie (lat. magia: Lehre der Zauberer, Zauberei) bezeichnet Praktiken, durch die der Mensch seinen eigenen Willen (> Wille > Macht) in einer Weise auf die Umwelt übertragen und das Tun, Wollen und Schicksal anderer Menschen bestimmen will, die nach naturwissenschaftlicher Betrachtungsweise irrational erscheint. Hinsichtlich der Zielsetzung ihrer Anwendung wird unterschieden zwischen der schwarzen Magie, die eine Schädigung, und der weißen Magie, die einen Nutzen für Einzelne oder Gruppen erzielen will. In allen Kulturen und zu allen Zeiten finden sich magische Rituale und Praktiken, um die Grundbedürfnisse (> Bedürfnishierarchie > Instinkt) wie Nahrung, Fortpflanzung (> Sexualität), Sicherheit, Schutz, Gesundheit, > Liebe, Bewunderung (> Größenfantasie > Narzissmus) und Macht zu realisieren und zu sichern. Das der Magie zugrunde liegende analogische magische Denken (> Analogie > Weltsicht, archaische > Bewusstseinsentwicklung) vertraut auf eine den magische Handlungen, Worten und Dingen innewohnende wirkende Kraft. (> Energie > Mana). Misserfolge werden aus Nichtbeachtung des richtigen magischen Rituals (> Ritual/Ritus >Ritualisierung) oder aus Gegenzauber erklärt.

Information: Magie ist charakteristisch für Stammesreligionen; auch im altorientalischen und hellenistischen Kulturkreis ist sie stark verbreitet. Bei Naturvölkern findet man aber keineswegs nur ein prälogisches, magisches Denken, wie man früher häufig geglaubt hat. Auf vielen Gebieten, die mit ihrer praktischen Lebensbewältigung zu tun haben, denken sie rational und logisch. Nur dort, wo sie mit ihrem Wissen und Handeln an unüberwindliche Grenzen stoßen, bedienen sie sich magischer Vorstellungsmuster. Darin gleichen sie dem modernen Menschen weitgehend, denn auch er greift instinktiv, sobald er vor unlösbar erscheinenden Problemen steht, auf magische Erlebensweisen und Bewältigungsstrategien zurück. Diese erscheinen nämlich nur von einem einseitigen, rationalen Bewusstsein her als unangemessen. Psychisch gesehen sind sie gelegentlich durchaus wirkungsvoll und hilfreich, besonders in allen Bereichen, in die das Psychische hineinwirkt, z. B. bei Störungen psychosomatischer und seelischer Art oder bei Fragen der Moral, der Beziehungsregelung, der Religion. Die Wirksamkeit des magischen Denkens beruht nach Auffassung der Analytischen Psychologie (> Analytische Psychologie) auf der Wirkung des Symbolischen (> Symbol) und seinen damit verbundenen vielfältigen bewusst-unbewussten energetischen Regulationen. Viele moderne Psychotherapien verwenden - ohne es zu wissen - Techniken, die aus den magischen Traditionen entstammen - in neuem Gewand (> Bewusstseinszustände, veränderte > Imagination > Ritual/Ritus > Traum > Traum, luzider > Visualisation). Auch der frühe Mensch hat bemerkt, dass von seinen magischen Handlungen bestimmte Wirkungen ausgehen konnten. Er hat beobachten können, wie sich andere Menschen und Tiere von bestimmten Lauten, Worten, körpersprachlichem Ausdruck, Gesten und einer ausdruckstarken Mimik ("Der böse Blick“) beeindrucken und beeinflussen lassen und er hat -vermutlich unbewusst- deren starke Wirkung auch umgekehrt auf sich selbst erfahren. Nicht zuletzt hat er durch magische Handlungen eine Veränderung seines Bewusstseins erleben können, z. B. eine Besserung seines Selbstvertrauens, Mut, Motivation, Hoffnung, Heilung. Die magischen Rituale sind sicher die ersten Formen von Therapie und Psychotherapie.

E. Neumann betont, dass der magische Ritus des Frühmenschen - z. B. der Jagdritus, mit dem er sich auf die Jagd vorbereitet - keineswegs illusionistisch, infantil und Wunschdenken sei. Allerdings beeinflusst er nicht das Tier, sondern den Menschen, indem der sich durch seine rituellen Handlungen ganz auf die kommende Aufgabe der Jagd konzentriert und einstellt. So gesehen hängt durchaus auch objektiv der Ausgang eines Tuns von der Wirkung des magischen Rituals ab, wenn auch nicht die äußere Welt und das Objekt, sondern die innere Welt, die Psyche, das Subjekt beeinflusst werden. Auch heute noch verstehen viele Menschen etwa ein Gebet als eine Beeinflussung Gottes und nicht als eine Veränderung der innerpsychischen Haltung. Sowohl die magische Haltung, die glaube, ein äußeres Objekt verändern zu können, wie auch eine rationalistische, die darauf beharre, Objekte seien unbeeinflussbar, hält Neumann für falsch. Er sieht in einer Veränderung des Subjekts eine reale Auswirkung auch auf das Objekt. (Neumann 1949a, S. 229f)

Literatur: Müller, L. (1980): Para, Psi und Pseudo; Müller, L. (1989): Magie.

Autor: L. Müller