Einheitswirklichkeit: Unterschied zwischen den Versionen

Aus aip-lexikon.com
Zur Navigation springenZur Suche springen
K (1 Version importiert)
Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
Zeile 5: Zeile 5:
<b>Definition:</b> Der Begriff der Einheitswirklichkeit ist von E. Neumann in die > [[Analytische Psychologie]] eingeführt worden und bezeichnet die der polaren, in Psyche und Welt getrennte, Wirklichkeit des Bewusstseins zugrunde liegende einheitliche, archetypische Wirklichkeit, in der Psyche und Welt, Innen und Außen noch oder wieder als Einheit erfahren werden: dies vor allem beim Frühmenschen, in der frühen Kindheit, beim Mystiker (> [[Mystik]]) und insbesondere beim schöpferischen Menschen.  
<b>Definition:</b> Der Begriff der Einheitswirklichkeit ist von E. Neumann in die > [[Analytische Psychologie]] eingeführt worden und bezeichnet die der polaren, in Psyche und Welt getrennte, Wirklichkeit des Bewusstseins zugrunde liegende einheitliche, archetypische Wirklichkeit, in der Psyche und Welt, Innen und Außen noch oder wieder als Einheit erfahren werden: dies vor allem beim Frühmenschen, in der frühen Kindheit, beim Mystiker (> [[Mystik]]) und insbesondere beim schöpferischen Menschen.  


<b>Information:</b> Sie umfasst die Einheitserfahrung des > [[Uroboros]], des > [[Pleroma]] und der > „[[Participation mystique]]“. Sie kommt zum Ausdruck z. B. im Symbol des > [[Anthropos]], des Urmenschen, der Mensch und Welt zugleich ist, im > [[Mandala]] oder auch im Ureltern-Paar. “Ihre Einheit ist das von den Gegensätzen unabhängige und jenseitige göttliche Dasein, das gestaltlose Ejn Ssof der Kabbala, das die unendliche Fülle bedeutet und das Nichts.“ (Neumann, 1949a, S. 32) Sie erscheint in den Mythen und Religionen als göttliche Urzeit und als Paradies, als Friedenszeit des Anfangs, als Offenbarungszeit der Verbindung von Gott, Mensch und Welt, als die „hinter“ allem Erscheinenden liegende Wirklichkeit. Auch wenn die Einheitswirklichkeit niemals direkt erfahrbar ist, ist sie für Neumann doch indirekt erfahrbar über das archetypische, gegensatzvereinigende > [[Symbol]], im schöpferischen Prozess (> [[Schöpferische, das]] > [[Bewusstsein, schöpferisches]]), die transzendente Funktion (> [[Funktion, transzendente]]) und durch synchronistische (> [[Synchronizität]]) Ereignisse. “Die symbolische Einheitswirklichkeit ist nichts Mystisches und Un-Erfahrbares. Sie ist die Welt, welche immer da erlebt wird, wo die [..] Weltpolarisierung von Innen und Außen noch nicht oder nicht mehr vorhanden ist. Sie ist die eigentliche, ganzheitliche Welt der Wandlung, wie sie der schöpferische Mensch erlebt.“ (Neumann, 1954, S. 32)  
<b>Information:</b> Sie umfasst die Einheitserfahrung des > [[Uroboros]], des > [[Pleroma]] und der > „[[Participation mystique]]“. Sie kommt zum Ausdruck z. B. im Symbol des > [[Anthropos]], des Urmenschen, der Mensch und Welt zugleich ist, im > [[Mandala]] oder auch im Ureltern-Paar. “Ihre Einheit ist das von den Gegensätzen unabhängige und jenseitige göttliche Dasein, das gestaltlose Ejn Ssof der Kabbala, das die unendliche Fülle bedeutet und das Nichts.“ (Neumann, 1949a, S. 32) Sie erscheint in den Mythen und Religionen als göttliche Urzeit und als Paradies, als Friedenszeit des Anfangs, als Offenbarungszeit der Verbindung von Gott, Mensch und Welt, als die „hinter“ allem Erscheinenden liegende Wirklichkeit. Auch wenn die Einheitswirklichkeit niemals direkt erfahrbar ist, ist sie für Neumann doch indirekt erfahrbar über das archetypische, gegensatzvereinigende > [[Symbol]], im schöpferischen Prozess (> [[Schöpferische]] > [[Bewusstsein, schöpferisches]]), die transzendente Funktion (> [[Funktion, transzendente]]) und durch synchronistische (> [[Synchronizität]]) Ereignisse. “Die symbolische Einheitswirklichkeit ist nichts Mystisches und Un-Erfahrbares. Sie ist die Welt, welche immer da erlebt wird, wo die [..] Weltpolarisierung von Innen und Außen noch nicht oder nicht mehr vorhanden ist. Sie ist die eigentliche, ganzheitliche Welt der Wandlung, wie sie der schöpferische Mensch erlebt.“ (Neumann, 1954, S. 32)  


<b>Literatur:</b> Jacoby, M. (1980): Sehnsucht nach dem Paradies; Jaffé, A. (1982 b): Die Einheitswirklichkeit und das Schöpferische; Neumann, E. (1955 b): Die Erfahrung der Einheitswirklichkeit und die Sympathie aller Dinge.
<b>Literatur:</b> Jacoby, M. (1980): Sehnsucht nach dem Paradies; Jaffé, A. (1982 b): Die Einheitswirklichkeit und das Schöpferische; Neumann, E. (1955 b): Die Erfahrung der Einheitswirklichkeit und die Sympathie aller Dinge.


<b>Autor:</b> G. Walch
<b>Autor:</b> G. Walch

Aktuelle Version vom 20. Juli 2024, 12:19 Uhr

Keyword: Einheitswirklichkeit

Links: > Anthropos > Bewusstsein, schöpferisches > Coniunctio/Mysterium Coniunctionis > Ganzheit > Mandala > Pleroma > Schöpferisches > Selbst > Unus mundus > Synchronizität > Uroboros

Definition: Der Begriff der Einheitswirklichkeit ist von E. Neumann in die > Analytische Psychologie eingeführt worden und bezeichnet die der polaren, in Psyche und Welt getrennte, Wirklichkeit des Bewusstseins zugrunde liegende einheitliche, archetypische Wirklichkeit, in der Psyche und Welt, Innen und Außen noch oder wieder als Einheit erfahren werden: dies vor allem beim Frühmenschen, in der frühen Kindheit, beim Mystiker (> Mystik) und insbesondere beim schöpferischen Menschen.

Information: Sie umfasst die Einheitserfahrung des > Uroboros, des > Pleroma und der > „Participation mystique“. Sie kommt zum Ausdruck z. B. im Symbol des > Anthropos, des Urmenschen, der Mensch und Welt zugleich ist, im > Mandala oder auch im Ureltern-Paar. “Ihre Einheit ist das von den Gegensätzen unabhängige und jenseitige göttliche Dasein, das gestaltlose Ejn Ssof der Kabbala, das die unendliche Fülle bedeutet und das Nichts.“ (Neumann, 1949a, S. 32) Sie erscheint in den Mythen und Religionen als göttliche Urzeit und als Paradies, als Friedenszeit des Anfangs, als Offenbarungszeit der Verbindung von Gott, Mensch und Welt, als die „hinter“ allem Erscheinenden liegende Wirklichkeit. Auch wenn die Einheitswirklichkeit niemals direkt erfahrbar ist, ist sie für Neumann doch indirekt erfahrbar über das archetypische, gegensatzvereinigende > Symbol, im schöpferischen Prozess (> Schöpferische > Bewusstsein, schöpferisches), die transzendente Funktion (> Funktion, transzendente) und durch synchronistische (> Synchronizität) Ereignisse. “Die symbolische Einheitswirklichkeit ist nichts Mystisches und Un-Erfahrbares. Sie ist die Welt, welche immer da erlebt wird, wo die [..] Weltpolarisierung von Innen und Außen noch nicht oder nicht mehr vorhanden ist. Sie ist die eigentliche, ganzheitliche Welt der Wandlung, wie sie der schöpferische Mensch erlebt.“ (Neumann, 1954, S. 32)

Literatur: Jacoby, M. (1980): Sehnsucht nach dem Paradies; Jaffé, A. (1982 b): Die Einheitswirklichkeit und das Schöpferische; Neumann, E. (1955 b): Die Erfahrung der Einheitswirklichkeit und die Sympathie aller Dinge.

Autor: G. Walch