Bewusstsein, patriarchales: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 20. Juli 2024, 12:02 Uhr
Keyword: Bewusstsein, patriarchales
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Definition: Den Begriff des patriarchalen Bewusstseins (lat. pater: Vater und griech. archos, archein: Gewalt, Herrschaft, Recht) verwendet E. Neumann im Zusammenhang mit den von ihm ausgearbeiteten Stadien der menschlichen Bewusstseinsentwicklung. Das patriarchales Bewusstsein sei eine Einstellung, die für das moderne abendländische Gesellschaft kennzeichnend ist und die in einem gewissen Gegensatz zum matriarchalen Bewusstsein stehe (> Bewusstsein, matriarchales > Matriarchat).
Information: Für Neumann verläuft die Entwicklung des Ich-Bewusstseins bei Mann und Frau in unserer Kultur zunächst unter „männlichem“ Vorzeichen, da in ihr die Unterscheidung, Abgrenzung, Trennung und Loslösung betont sei. Im Verlaufe dieses Differenzierungsprozesses wird das Unbewusste (> Unbewusstes) und auch das mit ihm verbundene matriarchale Bewusstsein als eine übermächtige, dunkle, chaotische, feindliche, festhaltende und desorientierende Dimension erlebt, aus dem sich das „heroische“ (> Heros-Prinzip) Ich-Bewusstsein in immer neuen Drachenkämpfen (> Drachenkampf) zu befreien sucht. Wenn dem Ich-Bewusstsein die Ablösung aus der Ursprungseinheit gelingt – Neumann spricht auch von der „Mutter-Tötung“ und damit verbundenen „Heldengeburt“ des Ichs – ist die Stufe des Patriarchats erreicht. Das Ich-Bewusstsein ist von einer vorwiegend magisch-mythischen und noch passiv-abhängigen Ebene des matriarchalen Bewusstseins zur Ebene des aktiven Handelns und auf die („solar“-) rationale Ebene des Bewusstseins gelangt. Ihr entspricht z. B. das rationale, abstrahierende und wissenschaftliche Denken, das zu einer gewissen Objektivierung, Distanzierung und > Ent-Emotionalisierung in der Lage ist und damit gewisse Freiheitsgrade im Umgang mit unbewussten und triebhaften Kräfte gewinnt. “Erst dieses solare Ich ist ein „oberes“ Ich: es erfährt sich als einer höheren himmlisch geistigen Welt angehörig und kann sich deswegen der ‚unteren Welt‘ als dem Erdhaften, Körperlichen und Unbewussten entgegenstellen. Dieses solar-rationale Ich ist für die Entwicklung des Patriarchats und der patriarchalen Kultur charakteristisch.“ (Neumann, 1963, S. 197).
Das patriarchale Bewusstsein ist aber nicht die letzte Phase in der > Bewusstseinsentwicklung, denn die mit ihr, in gewissem Ausmaße, notwendig verbundene Abwertung und Unterdrückung des Unbewussten muss im nächsten Schritt überwunden werden, damit der Mensch zu einem integrativen, ganzheitlichen und schöpferischen Bewusstsein (> Bewusstsein, schöpferisches) finden kann.
Literatur: Neumann, E. (1949 a): Ursprungsgeschichte des Bewusstseins; Neumann, E. (1975): Zur Psychologie des Weiblichen; Neumann, E. (1959): Der schöpferische Mensch.
Autor: A. Müller