Schatten in den Gottesbildern: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 20. Juli 2024, 12:02 Uhr

Keyword: Schatten in den Gottesbildern

Links: > Bewusstsein, patriarchales > Böses > Ethik > Ganzheit > Gottesbild > Monismus > Moral > Polarität > Religion > Schatten > Schatten, archetypischer > Schatten persönlicher > Schuldgefühl > Selbst > Stimme, innere > Taoismus > Über-Ich-Entwicklung

Definition: Die Frage nach dem > Schatten, dem Dunklen in der Psyche des Menschen wird von C. G. Jung auch an den > Gottesbildern der Menschen immer wieder thematisiert. Nach seiner Überzeugung stammen die archetypischen Gottesbilder aus der tiefsten und mächtigsten Seelenschicht des Menschen. Sie alle enthalten jeweils unterschiedliche Vorstellungen vom Wesen des Göttlichen und des Bösen und Dunklen. Jung untersucht vor allem die Dualität (> Dualität) des christlichen Gottesbildes. Für ihn hat das vorchristliche Gottesbild seine dunkle Seite verloren, seit die Kirchenväter des frühen Christentums Gott als den Inbegriff des Guten, das "Summum Bonum" und die Liebe interpretierz und damit das Böse außerhalb Gottes im Satan angesiedelt haben. Die dunklen Mächte - vorher als göttlich geltend - werden dadurch entgöttlicht und dämonisiert. Die apollinische Lichtseite der antiken Götterwelt wird mit Christus identifiziert, das Dionysische und Dunkle mit dem Satan, den Christus besiegt. Der gefallene Engel Luzifer, der nach seinem Fall "Satan" genannt wird, ist für viele Christen teilweise heute noch das Bild für das absolut böse Prinzip (> Schatten, archetypischer).

Information: Der verteufelte Satan - Gegensatz des guten Gottes, nimmt das dionysische Prinzip, das sexuell Triebhafte und auch das dunkle, hexenhaft Weibliche (> Hexe) in sich auf. Jung hat sich mit dieser Thematik sehr intensiv befasst. In seinem Buch Antwort auf Hiob (vgl. Jung, GW 11) formuliert er seine Kritik am christlichen Gottesbild, in dem das Dunkle abgespalten wird. Im Buch Hiob ist es Jahwe selbst, der, den Einflüsterungen Satans gehorchend, den gerechten Hiob verdirbt. Gott ist also selbst Urheber des Bösen. Mit diesem anstößigen Paradox (> Paradoxie) setzt sich Jung intensiv auseinander, er nennt sie auch den furchtbaren Doppelaspekt Gottes und betont die Berechtigung der Furcht vor Jahwe, die seiner Meinung nach die Gottesliebe ergänzt.

Heute erscheint Jungs Hiob-Buch vielen als ein mutiger Meilenstein auf dem langen Wege zu einem um die dunkle Seite ergänzten und somit ganzheitlicheren Gottesbild. Aus tiefenpsychologischer Sicht entspricht ein solches polares Gottesbild, eine hell-dunkle Ganzheit des Göttlichen, der Wirklichkeit der Psyche mehr als ein dualistisches.

Keine

Literatur: Franz, M.-L. v. (1985 b): Der Schatten und das Böse im Märchen; Kast, V. (2001): Der Schatten in uns; Schnocks, D. (1998): Der Schatten unserer Seele; Zweig, C., Abrams, J. (Hrsg.) (1993): Die Schattenseite der Seele.

Autor: D. Schnocks