Puella aeterna/Puer aeternus

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Keyword: Puella aeterna / Puer aeternus

Links: > Adoleszenz > Kindarchetyp > Kreativität > Pubertät > Spiritualität

Definition: Puella aeterna (lat. puella: Mädchen; lat. aeternus: ewig) und Puer aeternus (lat. puer: Knabe) sind archetypische Gestalten, die in einem Zusammenhang mit dem Archetyp des Kindes (> Kindarchetyp > Kind, göttliches) im Übergang zum Erwachsenen zu stehen. Die Bezeichnung stammt aus Ovids Metamorphosen, wo der Kind-Gott Eachus, der spätere Gott Eros und Dionysus, so genannt wird. Auf der einen Seite enthalten sie, wie alle Archetypen, final-prospektive positive Energien (> Finalität > Progression), auf der anderen Seite regressiv negative (> Regression).

Information: Ihre positiven Aspekte sind die Tendenz zur Erneuerung sowie Wachstum, Unabhängigkeit, Unbekümmertheit, Frische, Kreativität und Originalität. Dies bewahrt vor geistig-seelischem Stillstand und Erstarrung. Lebendige Spontanität eröffnet stets neue Lebensmöglichkeiten. Jugendlicher Charme, Begeisterungsfähigkeit und Freude an allem Neuen gehören zum typischen Einfluss dieses Archetyps. Häufig findet sich auch eine ursprüngliche spirituelle Offenheit und Sehnsucht (vgl. Franz, von, 1987). Das Göttliche ist, wie Meister Eckhart sagt, immer das Neue und der Anfang. Dieser Zauber und die Faszination des Anfangs bzw. des in die Welt aufbrechenden jugendlichen Lebens können sich in diesen Archetypen manifestieren. Die problematischen Seiten liegen in Eigenschaften, wie sie Jugendliche (> Adoleszenz > Pubertät) gehäuft zeigen und welche die, in der Adoleszentenpsychologie verbliebenen, Menschen später symptomatisch an den Tag legen.

Insbesondere im Zusammenhang mit dem Puer wird oft ein unverbindlicher, provisorischer, abenteuerlicher Lebensstil beschrieben, der bei vielen hochfliegenden Ideen und Plänen konkrete und festlegende Verpflichtungen scheut, verbunden mit einem magischen Wunschdenken. "Irgendwann" einmal wird die richtige Partnerschaft oder der richtige Beruf auftauchen; nur keine vollständige Bindung oder Übernahme von Verantwortung, das Leben soll offen und dynamisch bleiben. Größenfantasien und falsche Überlegenheitsgefühle sollen die, mit der mangelnden gesellschaftlichen Integration und Realitätsauffassung (> Realitätsprüfung) verbundenen, Minderwertigkeitsgefühle kompensieren (> Kompensation). Dies kann Schicksalsschläge mit sich bringen (z. B. Unfallneigung), die die von diesen Archetypen bestimmten, Menschen "erden". Für C. G. Jung wäre das richtige Heilmittel gegen die Neurose des Puer regelmäßige Alltagsarbeit - die dieser aber nur mit größten Widerständen aufnimmt, da er für etwas Größeres geboren ist. Jung sieht in den Eigenschaften des Puer einen stark aufgeladenen Mutterkomplex wirksam (auf der Flucht vor der fesselnden Macht der - oft verwöhnenden - Mutter), der auch Homosexualität oder Don Juanismus zur Folge haben könne.

J. Hillman (1967) weist auf eine mögliche Kontaminiertheit mit dem > Vaterkomplex hin. Dieser Typ des Puer identifiziert sich kritiklos und vertrauensselig mit Autoritäten, oder er rebelliert endlos gegen sie. Mit seinen positiven wie negativen Aspekten hat der Puer sein Gegenüber im Archetyp des > Senex, dem Alten mit dessen ambivalenten Aspekten wie dem Konservatismus und der Rigidität. Der positive Puer trifft im günstigen Fall mit seinem jugendlich idealistischen Fantasieleben, seiner Kreativität und seiner Lebendigsein auf den positiven Senex, der die Verbindung zur lebendigen Überlieferung, dem alten Wissen und den Kräften der Tradition herstellt. Im unglücklichen Fall kommt es zu einer Puer-Senex-Spannung, einem Vater-Sohn-Kampf, dem Generationen- und Kulturkampf, in dem Altes und Neues sich unversöhnlich und feindlich gegenüberstehen. In der >

Alchemie und der christlichen Symbolik (> Religion) wird deutlich, dass Puer und Senex gemeinsam zentrale Wirkbilder sind. Die Figur des alten Königs in der Alchemie wird vom Puer als Mercurius infans (> Hermes-Mercurius) erneuert und abgelöst. Die Psychologie der Puella aeterna wurde bislang wenig erforscht. Der ihr gegenüberstehende Pol würde den dem Senex entsprechenden älteren Aspekten des Mutterarchetyps (> Weise, Alte > Hexe) entsprechen. Mit diesen steht die Puella in einem Konflikt, da sie den Mutteraspekt nicht oder nur andeutungsweise leben möchte. Verbunden kann dies mit einem positiven Vater-Komplex sein. Wie der Puer sich häufig Frauen näher verbunden fühlt als Männern, so hat die Puella oft ein ausgesprochen gutes Verhältnis zu Männern und zum Männlichen und erscheint ihnen als ideale Gefährtin.

Literatur: Franz, M.-L. v. (1987): Der ewige Jüngling: der Puer aeternus und der kreative Genius im Erwachsenen; Pouplier, M. (1978): Zum Archetyp der puella aeterna.

Autor: D. Schnocks