Hysterie

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Keyword: Hysterie

Links: > Ätiologie > Diagnostik > Geschlechtsidentität > Neurose > Ödipuskomplex > Sexualität > Sexueller Missbrauch > Trauma/Traumatisierung

Definition: Die Hysterie ist eine psychische Störung bei der neben psychischen Auffälligkeiten (Dämmerzustände, starke Erregung, Schrei- und Weinkrämpfe, Ohnmachten, Gedächtnisstörungen) körperliche Beschwerden (heftige Herz- oder Magenschmerzen, Zitteranfälle, Lähmungen, Nachahmung vieler Krankheitsbilder) ohne organische Ursachen auftreten können. Der Begriff ist von griech. hystera: Gebärmutter abgeleitet, weil man früher glaubte, es handle sich um eine Art epileptischen Anfall der Gebärmutter. Frauen sind von der Hysterie häufiger betroffen als Männer und es handelt sich oft um erotische (> Eros-Prinzip > Geschlechtsidentität > Ödipuskomplex > Sexualität) Komplexthemen (> Komplex), die mit relativ typischen > Abwehrmechanismen bewältigt werden sollen (> Identifikation > Dissoziation > Emotionalisierung > Konversion > Projektion > Verdrängung und > Verleugnung).

Information: Die Hysterie ist in der Frühzeit der Erforschung seelischer Krankheiten das bevorzugte Objekt gewesen (Charcot, Freud). Vor einem großen Publikum fielen Hysterikerinnen in Trance und produzierten ihre typischen Symptome (arc de cercle: Kreisbogen. Eine extreme Rückwärtsneigung, bei der nur Fersen und Hinterhaupt aufliegen). Erst viel später ist aufgefallen, dass Hysterikerinnen meist extravertiert (> Extraversion) sind, sich gerne vor Publikum zur Schau stellen, um ihr Ziel zu erreichen. Gerade an diesem Neurosetyp kann man oft die traumatische > Ätiologie, aber auch den finalen Zweck (> Finalität) der > Neurose aufzeigen (vgl. Jung, GW 7). Diese Neurosenform ist typisch für den extravertierten Fühltypus (> Fühlen > Orientierungsfunktionen). Die klassische Hysterie mit diesen demonstrativen Manifestationen ist sehr selten geworden, seit ihre Ätiologie bekannt ist. Statt der Hysterie sind jetzt die Essstörungen mit dem Schleier des Unbekannten umgeben. Aber was man noch häufig sieht, sind hysterische Charakterzüge, heute wegen der abwertenden Bedeutung des Hysterie-Begriffs unter der Diagnose der "histrionischen" (lat. histrione: Schauspieler) Persönlichkeit gefasst. Solche Menschen haben etwas Egozentrisches, Theatralisches, süßlich Erotisches, Appellatives, Aufdringliches, Dramatisierendes an sich, oft verbunden mit einem Machtkomplex (> Komplex > Macht), der die Welt für seine Zwecke manipulieren will. Fällt man auf die, von plump bis virtuos reichenden, Manöver herein, so wird durch den, damit verbundenen, Krankheitsgewinn die Krankheit in einem Teufelskreis verstärkt, aus welchem ohne psychotherapeutische Hilfe kaum herausgefunden werden kann. Die Therapie hat speziell auf die Übertragungs-Gegenübertragungs-Situation (> Übertragung/Gegenübertragung) zu achten, denn die Hysterie ist ein Hilferuf an die Umwelt mit falschen Mitteln.

keine

Literatur: Ribi, A. (2002): Der normal kranke Mensch. Die Neurosen aus der Sicht Jungs.

Autor: A. Ribi