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<b>Keyword: </b> Erleben
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<b>Definition:</b> Den Analytischen Psychotherapieverfahren wird gelegentlich zum Vorwurf gemacht, sie würden sich – indem z. B. die > [[Deutung]] eine ihrer zentralen Methoden und das > [[Verstehen]] einer ihrer Ziele ist – vor allem an das Denken und den Intellekt des Menschen richten und seine emotionalen und körperlichen Aspekte vernachlässigen. Dies trifft nur partiell zu und scheint eher eine Frage des persönlichen Stils des jeweiligen Therapeuten oder der Abwehrstruktur des jeweiligen Patienten zu sein, als eine der Therapierichtung.
<b>Definition:</b> Den Analytischen Psychotherapieverfahren wird gelegentlich zum Vorwurf gemacht, sie würden sich – indem z. B. die > [[Deutung]] eine ihrer zentralen Methoden und das > [[Verstehen]] einer ihrer Ziele ist – vor allem an das Denken und den Intellekt des Menschen richten und seine emotionalen und körperlichen Aspekte vernachlässigen. Dies trifft nur partiell zu und scheint eher eine Frage des persönlichen Stils des jeweiligen Therapeuten oder der Abwehrstruktur des jeweiligen Patienten zu sein, als eine der Therapierichtung.

Aktuelle Version vom 20. Juli 2024, 16:15 Uhr

Keyword: Erleben

Links: > Analyse > Deutung > Durcharbeiten > Emotion > Empathie > Erinnern > Katharsis > Psychotherapie > Verstehen

Definition: Den Analytischen Psychotherapieverfahren wird gelegentlich zum Vorwurf gemacht, sie würden sich – indem z. B. die > Deutung eine ihrer zentralen Methoden und das > Verstehen einer ihrer Ziele ist – vor allem an das Denken und den Intellekt des Menschen richten und seine emotionalen und körperlichen Aspekte vernachlässigen. Dies trifft nur partiell zu und scheint eher eine Frage des persönlichen Stils des jeweiligen Therapeuten oder der Abwehrstruktur des jeweiligen Patienten zu sein, als eine der Therapierichtung.

Information: S. Freud beispielsweise hat schon früh erkannt, dass der eigentlich heilsame Aspekt im affektiven Bereich liegt. Die, an den seelischen Störungen beteiligten, Affekte (> Affekt) sollen deshalb wie ursprünglich ablaufen, so lebhaft als möglich wiederholt (> Wiederholung/Wiederholungszwang) und damit abreagiert (> Katharsis) werden. Auch die freie Assoziation (> Assoziation, freie) als weitere Standardmethode der Analytischen Verfahren ist alles andere als ein rationaler Denkvorgang, denn sie läuft in kürzester Zeit auf das Erleben zentraler Konflikte (> Konflikt) und gefühlsgeladene Komplexe (> Komplex) hin und kann heftige Emotionen (> Emotion), Fantasien (> Fantasie) und Körperreaktionen auslösen. Das Interesse des Analytikers richtet sich ganz wesentlich auf die emotionalen Komponenten psychischer Vorgänge und auf die, mit ihnen verbundenen, körperlichen Reaktionen. Häufiges Ziel der Analyse ist deshalb, die Abwehrvorgänge (z. B. > Intellektualisierung, > Rationalisierung) und Widerstände (> Widerstand), die sich gegen ein emotionales Erleben richten, zu erkennen und aufzuheben. “Es mag für viele Fälle auch ganz wesentlich sein, dass der Patient eine Ahnung hat von der Bedeutung der hervorgebrachten Fantasien. Es ist aber von ausschlaggebender Wichtigkeit, dass der Patient die Fantasien vollständig erlebt und sie, insofern ein intellektuelles Verstehen zur Totalität des Erlebnisses gehört, auch versteht. Aber dem Verstehen möchte ich nicht den Vorrang einräumen. Der Arzt muss natürlich dem Patienten zum Verständnis behilflich sein können, er wird und kann aber nicht alles verstehen und sollte sich vor Deutungskünsten tunlichst in Acht nehmen. Denn das Wesentliche in erster Linie ist nicht die Deutung und das Verstehen der Fantasien, sondern vielmehr ihr Erleben.“ (Jung, GW 7, § 341) Um das Erleben zu fördern und eine frühzeitige > Intellektualisierung zu verhindern, verwendet die > Analytische Psychologie verschiedene weitere Methoden, wie z. B. die Aktive Imagination (> Imagination, aktive) oder gestalterische Methoden (vgl. > A-H-System). Auch die Arbeit mit Symbolen (> Symbol), die in der Analytischen Psychologie (> Analytische Psychologie) eine entscheidende Rolle spielt, unterstützt den Erlebensprozess, da Symbole den Menschen immer auf den verschiedensten bewussten und unbewussten Ebenen zugleich ansprechen.

Literatur: Freud, S. (1914): Erinnern, Wiederholen und Durcharbeiten; Müller, L., Knoll, D. (1998): Ins Innere der Dinge schauen; Streeck, U. (Hrsg.) (2000): Erinnern, Agieren und Inszenieren.

Autor: L. Müller