Kreativität: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 20. Juli 2024, 12:02 Uhr
Keyword: Kreativität
Links: > A-H-System > Funktion, transzendente > Imagination > Gestaltungstherapie/Klinische Kunsttherapie > Kreativität, Phasen der > Kunst > Schöpferisches
Definition: Die Kreativität (lat. creare: erschaffen, wählen; creatura: Schöpfung, Geschöpf) spielt in der Analytischen Psychologie (> Analytische Psychologie) im Zusammenhang mit der > Individuation und dem therapeutischen Prozess als das eigentlich Wirksame (> Wirkfaktoren, psychotherapeutische) eine entscheidende Rolle. Für C. G. Jung gibt es ein schöpferisches Prinzip, das alles auf dieser Welt durchwaltet und das natürlich auch im Menschen wirkt. (> Archetyp) Wenn der Mensch körperlich und seelisch an das Schöpferische angeschlossen ist, hat er Zugang zu seinen Ressourcen und seine Selbstheilungskräfte können wirksam werden. "Das Schöpferische lebt und wächst im Menschen wie ein Baum im Boden, dem er seine Nahrung abzwingt. Wir tun (daher) gut daran, den schöpferischen Gestaltungsprozess wie ein lebendiges Wesen anzusehen, das der Seele des Menschen eingepflanzt ist." (Jung, GW 15, § 115)
Information: Dieser schöpferische Impuls gestaltet auch die Persönlichkeit. Im Zarathustra Seminar sagt Jung pointiert: "In creation you are created." (Jung, 1938) Deshalb ist es notwendig, so Jung, dass jeder Mensch im > Individuationsprozess sich seines schöpferischen Instinkts (> Instinkt) bewusst wird - Instinkt versteht er als Antrieb ohne bewusste Motivierung - ungeachtet dessen, wie ausgeprägt dieser sein mag.
Archetypen sind einerseits alte, im Evolutionsprozess erworbene Erlebens- und Verhaltensbereitschaften und zugleich Ursprungsstätte schöpferischer Impulse. Sie tragen die Dynamik des Neuen in sich. Archetypische Kräfte sind ebenso konservativ und ideologieverdächtig wie kreativ und erneuernd. Sie können Fantasien (> Fantasie) wecken, die der psychischen Entwicklung des einzelnen dienen, Erlebnisse ermöglichen, die im konkreten Leben zu wenig erlebt worden sind. Die Fantasie kann bisher Ausgeschlossenes und Neues überhaupt initiieren oder zumindest verstärken, also den eigentlich schöpferischen Impuls hervorbringen. Der schöpferische Prozess besteht für Jung in einer "unbewussten Belebung des Archetypus und in einer Entwicklung und Ausgestaltung desselben bis zum vollendeten Werk", wobei "die Gestaltung des urtümlichen Bildes.. gewissermaßen eine Übersetzung in die Sprache der Gegenwart" sei. (vgl. Jung, GW 15 § 130) "Die ewige Wahrheit bedarf der menschlichen Sprache, die sich mit dem Zeitgeist ändert. Die Urbilder sind unendlicher Wandlung fähig und bleiben doch stets dieselben, aber nur in neuer Gestalt können sie aufs Neue begriffen werden. Immer erfordern sie neue Deutung, sollen sie nicht wegen zunehmender Altertümlichkeit ihres Begriffes ihre Bannkraft.. einbüßen." (Jung, GW 16, § 396) Diese neue Gestalt gewinnen sie jeweils in der aktuellen Interaktion mit den Mitmenschen und der Welt. Psychische Probleme werden oft gerade dadurch verursacht oder verschärft, dass eben keine schöpferische Veränderung möglich zu sein scheint. Immer wieder zeigen sich gleiche Reaktionen, komplexhaftes Erleben und Verhalten. Die Komplexe (> Komplex) machen als Energiezentren die Aktivität des psychischen Lebens aus und bezeichnen die krisenanfälligen Stellen im Individuum. Sie bewirken dann eine Hemmung des Lebens, wenn der Mensch emotional in stereotyper Weise überreagiert, nicht der aktuellen Situation angemessen, sondern mit einem lebensgeschichtlichen Überhang. Durch die Abwehr der Emotionen (> Emotion) entstehen stereotype Verhaltens - und Erlebensweisen. Wo ein Mensch seine größten Probleme hat, da ist er betont unschöpferisch. In den Komplexen liegen aber auch Keime neuer Lebensmöglichkeiten, die sich vor allem in der Fantasie zeigen. Deshalb ist es möglich, durch schöpferische Methoden zu einer schöpferischen Haltung zu gelangen. "Der schöpferische Weg ist der Beste, dem Unbewussten zu begegnen. Denken Sie sich z. B. eine Fantasie aus und gestalten Sie sie mit allen Ihnen zur Verfügung stehenden Kräften. Gestalten Sie sie, als wären Sie selber die Fantasie oder gehörten zu ihr, so wie Sie eine unentrinnbare Lebenssituation gestalten würden. Alle Schwierigkeiten, denen Sie in einer solchen Fantasie begegnen, sind symbolischer Ausdruck für lhre psychischen Schwierigkeiten und in dem Maße, wie Sie sie in der Imagination meistern, überwinden Sie sie in Ihrer Psyche." (Jung, Briefe 1, S. 146) Dieses Zitat stammt aus dem Jahr 1932, lange bevor alle die Therapieformen, die ausgesprochen mit dem Schöpferischen arbeiten, wie Maltherapie > Musiktherapie, Imaginationstherapie, > Tanztherapie, Gestaltungstherapie etc., entwickelt worden sind. Schöpferische Gestaltungen stellen Inneres dar, machen es sichtbar und im Gestalten auch veränderbar und verbinden mit den psychischen Ressourcen. Wenn Bilder in Bewegung gebracht werden, werden fixierte Vorstellungen bewegt, wird der Mensch flexibler.
Literatur: Kast, V. (1987): Der schöpferische Sprung; Kast (2002): Schöpferisch werden: Wege und Ziele des Individuationsprozesses.
Autor: V. Kast