Not-Ich: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 20. Juli 2024, 12:02 Uhr

Keyword: Not-Ich

Links: > Anthropozentrismus > Bewusstseinsentwicklung: Kindliche Stadien > Container/Contained > Entwicklungspsychologie > Ich/Ich-Bewusstsein > Kindheit, frühe / Kindheitsphasen

Definition: E. Neumann unterscheidet bei der Entwicklung des kindlichen Ichs aus der > Urbeziehung heraus das integrale Ich (> Ich, integrales), das negative Ich und das negativierte oder das Not-Ich. Das negative Ich kann, muss aber nicht zum Not-Ich werden.

Information: Das negative Ich ist ein nicht zu vermeidender Teil des Ich, es ist der Teil des Ich, der Affekte (> Affekt > Emotion) hat, aggressiv (> Aggression > Macht) und destruktiv (> Gewalt > Hass) ist, von Natur aus oder auch reaktiv. In der Urbeziehung gelingt es der Mutter, diese negativen Anteile zu akzeptieren und als wichtig für die Entwicklung zu verstehen (> Container/Contained), sodass das Kind auch selber diese Anteile akzeptieren und integrieren (> Ich, integrales > Integration) kann. Diese negativen Impulse stören die Beziehung zur Mutter und zum > Selbst nicht grundlegend, sodass die Basis für die Entwicklung der eigenen > Persönlichkeit und der Individuation (> Automorphismus > Zentroversion) erhalten bleibt. Das integrale Ich bedarf einer gewissen Aggression als > Energie nach außen (sich behaupten, sich durchsetzen, sich einsetzen, sich entwickeln) und nach innen (sich auch kritisch sehen, sich steuern und kontrollieren). Diese - vom Selbst gesteuerte Aggression - ermöglicht erst die Verselbstständigung. (> Autonomie > Bewusstsein) Bei gestörter Urbeziehung aber werden diese Aggressionen so stark, dass sie vom Ich nicht mehr toleriert und integriert werden können. Das Not-Ich oder negativierte Ich entwickelt sich also aus der negativen Urbeziehung, d. h. seine "Welt-, Eigen, und Du-Erfahrung" sind geprägt durch "Hunger, Unsicherheit und Ohnmacht" (vgl. Neumann, 1963, S. 84). Es ist ein Ich, dass sich nicht auf die gute Mutter und deren Schutz, Vertrauen, Nähe, Liebe, Halt, Sicherheit, Nahrung verlassen kann und deshalb "vorzeitig geweckt und durch die Angst-, Hunger- und Notsituation zu einer verfrühten Selbstständigkeit gedrängt" wird. Ein solches Ich wird kalt, rigide, starr und voller Abwehr. Aus Verlassenheit und Ohnmacht heraus verstärken sich im negativierten Ich Angst, Aggression, unsoziales und uneinfühlsames Verhalten und Erleben, Verlassenheits- und Minderwertigkeitsgefühle. Dieses Phänomen, eine Notreaktion, so Neumann, sei > Narzissmus im eigentlichen Sinne und vom natürlichen Anthropozentrismus zu unterscheiden.

keine

Literatur: Neumann, E. (1963): Das Kind

Autor: A. Müller