Katharsis: Unterschied zwischen den Versionen

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Aktuelle Version vom 20. Juli 2024, 12:02 Uhr

Keyword: Katharsis

Links: > Affekt > Affektregulation > Emotion > Durcharbeiten > Integration

Definition: Katharsis (griech.: Reinigung) und "kathartische Methode" bezeichnen die psychotherapeutische Methode des (Wieder-)Erlebens und Durcharbeitens (> Durcharbeiten) pathogener Affekte und deren Abfuhr. C. G. Jung beschreibt ideengeschichtlich den Zusammenhang der Katharsis mit der ,zu Beginn der > Psychoanalyse vorherrschenden, traumatischen Neurosentheorie (> Trauma), bevor diese von der Verdrängungstheorie - die die Neurose als Entwicklungsstörung versteht - abgelöst worden ist. (Jung, GW 16, § 33f).

Information: Danach werden Affekte (> Affekt), die als Folge eines traumatischen Erlebnisses zum Zeitpunkt ihrer Entstehung nicht ausgelebt werden können, durch die emotionale - zunächst meist nur teilweise bewusste - > Wiederholung und Erinnerung (> Erinnern) des traumatischen Moments, allmählich abgeschwächt und verlieren dadurch ihren störenden, pathogenen Einfluss.

Schon von S. Freud als nur symptomatisch und nicht kausal wirksam betrachtet, von Jung (vgl. Jung, GW 16, § 255 ff) aufgrund der Suggestibilität infrage gestellt, wird die Katharsis bis heute kritisch ,insbesondere dann, betrachtet (vgl. Mentzos, 1984, S. 288), wenn sie das ausschließliche Ziel einer therapeutischen Methode darstellt. Das bloße Abreagieren eines Komplexes (> Komplex) ohne ein > Verstehen und > Durcharbeiten der unbewussten Dynamik kann zwar vorübergehend erleichternde Wirkung haben - und von daher immer wieder angestrebt werden -, aber durch die fehlende > Integration in das psychische Gesamtsystem bleibt die > Autonomie des Komplexes möglicherweise erhalten. Dies kann zu wiederholtem > Agieren und Inszenieren (> Inszenieren/Inszenierung) führen. Gleichwohl bildet das emotionale Zulassen > Erleben und Aushalten von vor- und unbewussten Inhalten eine notwendige therapeutische Vorbedingung zu deren Integration und wird in praktisch allen psychotherapeutischen Richtungen in der einen oder anderen Weise angestrebt (> Wirkfaktoren, psychotherapeutische).

Literatur: Freud, S., Mentzos, S. (1984): Neurotische Konfliktverarbeitung.

Autor: B. Gramich