Vaterkomplex: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 20. Juli 2024, 12:02 Uhr
Keyword: Vaterkomplex
Links: > Bewusstsein, patriarchales > Gottesbild > Komplex > Logos-Prinzip > Männliches und Weibliches Prinzip > Mutterkomplex > Patriarchat > Vaterarchetyp > Vaterbild > Vater, Großer
Definition: Der Vaterkomplex ist eine seelische Struktur, die sich als Niederschlag von Erfahrungen mit dem realen Vater, anderen als Vater erlebten Gestalten und auch aus dem Mangel solcher Erfahrungen bildet. Der Vaterkomplex entsteht und wirkt also analog zum > Mutterkomplex. Der > Ich-Komplex eines Kindes entwickelt sich in der Auseinandersetzung mit beiden Elternkomplexen (> Eltern) vor dem Hintergrund der jeweiligen Archetypen, ihrer Aspekte und ihrer Beziehung. Die Leerstellen wegen fehlender realer Vatererfahrung werden aus dem archetypischen Fundus ersetzt, häufig in idealisierender Weise (> Idealisierung). Es wird hier also mit dem Begriff des Komplexes keine Pathologie beschrieben, sondern ein komplexes Zusammengehören entsprechender Inhalte in der Psyche.
Information: Allerdings kann der Vaterkomplex energetisch (> Assoziationsexperiment > Energie > Libido) so aufgeladen sein, dass er eine Art Eigenleben als autonomer Komplex (> Teilpersönlichkeit > Geister > Seele) und eine störende Symptomatik entfaltet. Das ist z. B. der Fall bei einem dominierenden Vaterkomplex, der je nach subjektivem Erleben des Betreffenden, und dem Doppelaspekt des Vaterarchetyps entsprechend, als positiver oder negativer Vaterkomplex in Erscheinung tritt. Es ist ein Anliegen der analytischen Therapie, solche dominierenden Komplexbildungen durch Nutzung von Übertragung und Gegenübertragung und durch z. B. Amplifikationen aufzulockern und den Ich-Komplex zu stärken.
Neben der > Amplifikation spielt das > Lernen am Modell (> Identifikation) eine besondere Rolle. Aus der häufig anzutreffenden engen Vaterbindung z..B. bei anorektischen Mädchen und junger Frauen kann man schließen, dass hier öfter ein positiver Vaterkomplex mit Elementarcharakter (> Elementarcharakter / Wandlungscharakter) im Vordergrund steht und die Patientinnen eine Anima-Thematik (> Anima) des Vaters leben (Rasche, 2003), während bei der Bulimie häufiger ein negativer Mutterkomplex mit Wandlungscharakter dominiert: Es geht hier, wie z. B. bei demMärchen "Schneewittchen", um vergiftete mütterliche Zuwendung (vgl. Keppler, 1995). Diskussion : Keine
Literatur: Monick, E. (1990): Die Wurzeln der Männlichkeit; Rasche, J. (1988): Prometheus. Der Kampf zwischen Sohn und Vater; Zoja, L. (2002): Das Verschwinden der Väter.
Autor: J. Rasche