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Aktuelle Version vom 20. Juli 2024, 12:02 Uhr
Keyword: Persona
Links: > Anpassung > Charakter > Gesellschaft > Individuation > Individuationsprozess > Individuum > Kollektiv > Persönlichkeit
Definition: Der Begriff Persona (lat. personare: durchscheinen, durchtönen; persona: die Maske eines Schauspielers, der Schauspieler; die Rolle, die jemand aufgrund seiner Eigenschaften, seines Ansehens und seiner Würde im Leben spielt) bezieht sich in der Analytischen Psychologie (> Analytische Psychologie) auf den nach außen dargestellten Aspekt der > Persönlichkeit, auf die Schnittstelle zwischen dem Einzelnen (> Individualität) und seiner Um- und Mitwelt (> Kollektiv): "Die Persona ist ein Kompromiss zwischen Individuum und Sozietät über das, als was einer erscheint." (Jung, GW 7, § 246)
Information: Wie ein guter Mediator soll die Persona eine Mittlerfunktion übernehmen zwischen den eigenen Bedürfnissen, dem > Ideal-Ich und den Erfordernissen der Um- und Mitwelt, die durch die kollektiven Einstellungen an den Einzelnen herangetragen werden (> Bewusstsein, kollektives > Kollektivpsyche). Die Persona wird auch mit einer "gut durchbluteten" Haut verglichen, die einerseits das Individuum gegen Umwelteinflüsse abgrenzt und schützt und gleichzeitig elastisch und anpassungsfähig ist und einen lebendigen Kontakt und Austausch mit der Umwelt ermöglicht. Eine differenzierte und flexible Persona ist von großer Bedeutung, um sich in verschiedensten sozialen Feldern sicher bewegen zu können. Sie sollte jedoch mit dem > Selbst verbunden sein, sodass die Persönlichkeit authentisch (> Authentizität) bleibt. Bei einer übermäßigen > Identifikation mit der Persona bleibt zu wenig eigene Substanz übrig, der Mensch wirkt unpersönlich, ohne eigene Identität (> Identität, personale) oder aufgebläht (> Inflation). Ein teures Statussymbol lässt den Menschen vielleicht stark, groß und mächtig erscheinen, bewirkt im Menschen aber eben noch keine wirkliche Potenz (> Macht) und starke Persönlichkeit.
Häufig wird im > Individuationsprozess die Aufmerksamkeit vor allem auf innere seelische Prozesse gerichtet und die Entwicklung und Differenzierung einer flexiblen, gut angepassten Persona gerät in den Hintergrund. Bei einer zu wenig entwickelten Persona können soziale Schwierigkeiten wegen mangelnder > Anpassung und > Akzeptanz entstehen. Selbst gute Ideen finden dann keine Anerkennung und können oft nicht verwirklicht werden, weil der Gesamtkontext der Persönlichkeit vielleicht als zu vernachlässigt, schwach oder schrullig, schräg und sozial nicht akzeptabel erscheint. In Verbindung zum Selbst ist eine flexible Persona ein Zeichen psychischer Gesundheit und von Einsicht in notwendige soziale Anpassungen. Ohne die Verbindung zum Selbst flottiert die Persona und ist den Einflüssen des kollektiven Bewusstseins (> Bewusstsein, kollektives) wie des Unbewussten (> Unbewusstes) hilflos ausgeliefert. Dann kann der Einzelne leicht zum Spielball von Ideologien oder Werbestrategien werden.
Literatur: Jacobi, J. (1971): Die Seelenmaske; Meier, C. A. (1986): Persönlichkeit.
Autor: B. Leibig