Authentizität

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Keyword: Authentizität

Links: > Abstinenz > Beziehung, therapeutische > Gesprächspsychotherapie > Wirkfaktoren, psychotherapeutische

Definition: Authentizität (griech.: vom Verfasser stammend, eigenhändig geschrieben, echt, glaubwürdig) ist ein zentrales Ziel der > Individuation, bei dem es darum geht, ganz zu dem zu werden, „der man vom Wesen her ist“. Authentizität als Wesensmerkmal der Individuation steht in einem dialektischen Spannungsverhältnis zur > Persona, mit der sich das Individuum den Notwendigkeiten und Gegebenheiten der sozialen Umwelt anpasst (> Anpassung). Auch istg es in vielen sozialen Situationen nicht angebracht, eigene Schattenanteile ( >[[Schatten] zum Ausdruck zu bringen. Im Idealfall behindert eine flexible, „gut sitzende“ Persona den einigeermaßen authentischen Ausdruck der Persönlichkeit nicht, sondern ermöglicht es vielmehr, Authentizität in differenzierter und abgestufter Weise zu zeigen. Im Wesentlichen geht es dabei um Offenheit, Ehrlichkeit und Aufrichtigkeit sich selbst gegenüber-

Information: Für die Entwicklung der Authentizität im therapeutischen Prozess bedarf es eines authentischen Beziehungsverhältnisses. Nicht nur wird der Patient immer wieder dazu ermutigt, sich und seine individuelle Wahrheit und Eigenart wahrzunehmen und zu leben, sondern es bedarf auch eines authentischen Therapeuten, der sich nicht hinter einer übermäßig abstinenten, neutralen Therapeuten-Persona verbirgt (> Abstinenz). Der Therapeut hat auch hier eine Vorbildfunktion. Für C. G. Jung gipfeln alle therapeutischen Leitideen in der einen Wahrheit: „Du musst der sein, als der du wirken willst. Das bloße Reden hat von jeher als hohl gegolten, und es gibt schlechterdings keinen Kunstgriff, der um diese einfache Wahrheit auf die Dauer herum betrügen könnte.“ (Jung, GW 16, § 167) Wie es notwendig ist, den Patienten in seinem So-Sein anzunehmen, so sollte sich auch der Therapeut in seinem So-Sein angenommen haben. (Jung, GW 11, § 519) Zur therapeutischen Authentizität gehört auch das Wissen um den eigenen Schatten, die eigenen Einseitigkeiten, Mängel und Grenzen, das Eingeständnis der Hilflosigkeit und Ohnmacht. Die Echtheit und Natürlichkeit des Therapeuten bedarf zugleich aber auch seiner Integrität und > Abstinenz, denn, trotz aller bewusst/unbewusster Wechselwirkungen und gemeinsamer Lernprozesse geht es in der Analyse doch primär um den Patienten und seine Entwicklung. C. Rogers hat die Authentizität als Echtheit und Kongruenz neben > Akzeptanz (Wertschätzung) und > Empathie (einfühlendes Verstehen) als Grundvariable der > Gesprächspsychotherapie beschrieben. Überhaupt bestehen zwischen der therapeutischen Haltung der Gesprächspsychotherapie und der Analytischen Psychologie > Analytische Psychologie (> Beziehung, therapeutische) viele Gemeinsamkeiten.

Literatur: Keine.

Autor: L. Müller