Dissoziation

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Keyword: Dissoziation

Links: > Abwehrmechanismen > Anpassung > Besessenheit > Differenzierung > Depersonalisation/Derealisation > Integration > Komplex > Teilpersönlichkeiten > Trauma/Traumatisierung

Definition: Dissoziation (lat.: Trennung, Aufspaltung) bezeichnet die regressive Auflösung, das Zerfallen von Zusammengehörendem zu getrennten Teilsystemen auf niedererem Komplexitätsgrad. die > Analytische Psychologie sieht in der Dissoziation einen wesentlichen Aspekt der > Neurose; sie sei Ausdruck einer Unvereinbarkeit und Diskrepanz zwischen Teilen der Persönlichkeit (z. B. zwischen > Persona und > Schatten, zwischen bewusster Einstellung und unbewussten Tendenzen, z. B. Komplexen (> Komplex). “Man darf heutzutage wohl die Hypothese als gesichert betrachten, dass Komplexe abgesprengte Teilpsychen sind. Die Ätiologie ihres Ursprungs ist ja häufig ein sogenanntes Trauma, ein emotionaler Schock und ähnliches, wodurch ein Stück Psyche abgespalten wurde. Eine der häufigsten Ursachen allerdings ist der moralische Konflikt, welcher seinen letzten Grund in der anscheinenden Unmöglichkeit hat, das Ganze des menschlichen Wesens zu bejahen.“ (Jung, GW 8, § 204)

Information: Ein wesentliches Ziel der > Analyse ist deshalb die Vereinigung (> Coniunctio/Mysterium Coniunctionis) und > Integration der zuvor unvereinbaren Teilaspekte (> Teilpersönlichkeiten). Bei manchen Psychosen (> Psychose) sei allerdings das Maß der Dissoziation zu groß, um dieses Ziel erreichen zu können. In der > Psychoanalyse bezeichnet Dissoziation einen Abwehrvorgang (> Abwehrmechanismen), der die > Selbstrepräsentanz betrifft. Im Unterschied dazu betrifft die > Spaltung die Objektrepräsentanzen (> Objektrepräsentanz), die > Konversion hingegen die Repräsentanz des eigenen Körpers. Bei der Dissoziation wird die Selbstwahrnehmung bzw. Selbsteinschätzung vorübergehend so verändert, dass der Betreffende ein anderes Bild von sich selbst erhält. Die Dissoziation dient dazu, interpersonelle oder intrapsychische Spannungen, die durch mit dem Selbstbild zusammenhängende Konflikte ausgelöst werden, zu reduzieren. Stärkere dissoziative Phänomene treten häufig nach Traumatisierungen in Erscheinung.

Autor: B. Banholzer