Konflikt

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Keyword: Konflikt

Links: > Analyse > Komplex > Krise > Neurose > OPD: Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik > Polarität > Psychoanalyse > Psychotherapie, analytische

Definition: Konflikt (lat. confligere: zusammenstoßen, zusammenschlagen) bezeichnet ein Aufeinandertreffen von unvereinbaren psychischen Inhalten oder gegensätzlichen Handlungstendenzen. Dieses Erleben führt zu emotionalen Spannungen, die oft als unangenehm empfunden werden und zu einer Lösung drängen. Es lassen sich folgende Konfliktformen unterscheiden: 1. zwischen Personen (interpersonaler Konflikt) ; 2. zwischen unterschiedlichen bewussten Strebungen, Persönlichkeitsteilen, Rollen oder 3. zwischen gegenläufigen unbewussten Tendenzen einer Person (intrapersonaler Konflikt).

Information: Latente bzw. unbewusste und damit unbewältigte Konflikte werden nach psychoanalytischer Auffassung als Ursachen für die Entwicklung von Neurosen, Persönlichkeits- bzw. Verhaltensstörungen angesehen (> Ätiologie > Kausalität > Neurose). Die > OPD: Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik - unterscheidet sieben zentrale Konfliktfelder in je aktivem und passivem Modus: Abhängigkeit vs Autonomie; Unterwerfung vs Kontrolle; Versorgung vs Autarkie; Selbstwertkonflikte; Über-Ich und Schuldkonflikte; Ödipal-sexuelle Konflikte; Identitätskonflikte.

Die > Analytische Psychologie teilt die Auffassung von der pathogenen Wirkung ungelöster Konflikte, denn für sie ist das Polaritätsprinzip (> Polarität) fundamental. Sie beschreibt auf der Basis grundlegender Polaritätspaare (Bewusst-Unbewusst, Persona-Schatten, Natur-Geist, Individuell-Kollektiv usw.) vielfältige Konfliktmöglichkeiten, die zu einer Entzweiung der Persönlichkeit mit sich selbst und damit zu einer Erkrankung (> Neurose) führen können. Da die biopsychische Gegensätzlichkeit aber lebensnotwendig ist (> Enantiodromie > Energie > Gegensatz > Polarität), wird in der Analytischen Psychologie der finale Aspekt (> Finalität) der Konfliktspannung stärker betont als der kausal-pathogene (> Reduktion), der im klassischen psychoanalytischen Denken im Vordergrund steht. Äußere Konflikte sind häufig Externalisierungen innerer Konflikt-Spannungen, besonders wenn sich ein zentraler > Komplex zwischen zwei Menschen konstelliert. Eine Lösung kann darin bestehen, dass die belastende innerpsychische Gegensatzspannung durch die transzendente Funktion (> Funktion, transzendente) des Symbols (> Symbol) einen neuen Ausdruck findet und zu einer neuen Verhältnisbestimmung zwischen bewusster und unbewusster Psyche führt. Damit wird auch der äußere Konflikt bereinigt. Den pathogenen Wirkungen von Konflikten, insbesondere der unbewussten, sind immer wieder traumatisierende Faktoren (> Trauma/Traumatisierung) gegenüber gestellt worden. Es handelt sich hier aber nicht um sich gegenseitig ausschließende Ursachen. Defiziterfahrungen, traumatische Erlebnisse und innere Konflikte sind in der Regel eng miteinander verflochten. Im Komplexbegriff der Analytischen Psychologie (> Analytische Psychologie), der dem Konfliktbegriff übergeordnet ist, stellt sich diese Verbundenheit deutlich dar. Pathogene Komplexe können aus Defizit- und Traumaerfahrungen, wie auch aus Konflikten entstehen, und sie rufen oft innere und äußere Konflikte hervor.

Literatur: Arbeitskreis OPD (1996): Operationalisierte Psychodynamische Diagnostik; Mentzos, S. (1984): Neurotische Konfliktverarbeitung; Schlösser, A., Höhfeld, K. (1998): Trauma und Konflikt.

Autor: E. Frick