Mandala

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Keyword: Mandala

Links: > Ganzheit > Gottesbild > Individuation > Individuationsprozess > Mandalasymbolik > Quaternität > Selbst > Symbol

Definition: Das Mandala (sanskrit: heiliger Kreis) ist ein universales > Symbol, das auf die Einheit > Polarität und > Ganzheit des Universums, der Schöpfung und des Menschen hinweist. Überall auf der Welt, wo Menschen versuchen, etwas Einheitliches und Alles-Übergreifendes zu gestalten und in eine klar gegliederte Ordnung zu bringen, greifen sie spontan auf Mandala-Formen zurück.

Information: Mandalas finden sich in unendlichen Variationen in praktisch allen religiösen Traditionen, aber auch in der Kunst, der Architektur, der Wissenschaft, in der Gestaltung von Räumen, Fenstern, Gärten, Kirchen, in der Natur, z. B. in Blüten. In den Religionen (> Religion) symbolisiert das Mandala das Göttliche und das Universum, seine Einheit und Vielgestaltigkeit, sein Geheimnis und seine Offenbarung. C. G. Für Jung und in der Analytischen Psychologie (> Analytische Psychologie) ist das Mandala: zentrales Symbol für das Selbst als umfassendes Zentrum der ganzen Persönlichkeit; uraltes Symbol für die Gottheit und die Ganzheit; archetypische Form (Quadratur des Kreises) mit Mitte und Peripherie; Archetyp der inneren Ordnung, angesichts der > Komplexität der Psyche und der Welt, oft kompensatorisch auftauchend in Phasen von seelischer Verwirrung und > Chaos, Möglichkeiten zeigend, die vielen Aspekte des Universums, des Selbst, der Psyche zu strukturieren. (vgl. Jung, 1986, S. 149)

Jung hat selbst über viele Jahre Mandalas gemalt, ohne zunächst etwas von der Bedeutung der Mandalas als Meditationsgegenstand zu wissen, die sie z. B. in der östlichen Kultur seit Jahrtausenden haben. Ihm hilft das Mandala, vor allem in Krisensituationen, in die Fülle seiner Fantasien (> Fantasie) Ordnung und Orientierung zu bringen. Er hat den Eindruck, dass seine spontanen Mandalazeichnungen (> Malen aus dem Unbewussten) seiner jeweiligen inneren Verfassung entsprechen. Mandala sind für ihn symbolische Aussagen über den Zustand seines > Selbst, die ihm vom Unbewussten zugestellt werden und er hat den Eindruck, sein Selbst und seine Ganzheit am Werk zu sehen. "Erst als ich die Mandalas zu malen anfing, sah ich, dass alles, alle Wege, die ich ging, und alle Schritte, die ich tat, wieder zu einem Punkte zurückführten, nämlich zur Mitte. Es wurde mir immer deutlicher: das Mandala ist das Zentrum. Es ist der Ausdruck für alle Wege. Es ist der Weg zur Mitte, zur Individuation." (Jung, 1962, S. 199f) Allerdings hat das Mandala diese Bedeutung vor allem dann, wenn es tatsächlich als spontanes Bild in der Psyche auftaucht, wenn es Ausdruck der transzendenten Funktion ist, (> Funktion, transzendente) und weniger, wenn das Mandalazeichnen oder Mandalamalen als pädagogische oder therapeutische Methode oder religiöse Praktik eingesetzt wird, um einen Menschen "zum richtigen Punkt" zu führen (vgl. Jung, GW 12, § 126)

Literatur: Brauen, M. (1992): Das Mandala: der heilige Kreis im tantrischen Buddhismus; Müller, L. (2001): Lebe dein Bestes; Riedel, I. (2002): Formen: tiefenpsychologische Deutung von Kreis, Kreuz, Dreieck, Quadrat, Spirale und Mandala.

Autor: L. Müller