Personifikation

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Keyword: Personifikation

Links: > Komplex > Objektiv Psychisches > Objektstufe, Deutung auf der > Subjektstufe, Deutung auf der > Teilpersönlichkeiten > Wirklichkeit, psychische

Definition: Personifikation (lat. persona: Maske, Schauspieler, Person; lat. facere: machen) bezeichnet die Verkörperung von Begriffen, Naturkräften oder -erscheinungen, Gegenständen oder auch des Göttlichen in menschlicher Gestalt (> Mythos > Religion). Das Unbewusste (> Unbewusstes) äußert sich in Bildern und Symbolen (> Bild > Symbol). So sind auch die handelnden Personen unserer Träume oft als Personifikationen der eigenen Komplexe (> Komplex > Geister) und unbewussten Inhalte zu verstehen, als Akteure auf der Bühne unseres eigenen inneren Seelentheaters. Gelegentlich wird bei der Trauminterpretation (> Traum > Hermeneutik) der Fehler gemacht, dass die darin auftretenden Personen nur als die realen äußeren aufgefasst werden, das heißt, auf der reinen Objektstufe verstanden werden. Das Leben wird vom Unbewussten (> Unbewusstes) aber immer symbolisch (> Einstellung, symbolische) verarbeitet. Alles ist ein Gleichnis für etwas Tieferes. Mein Feind ist vielleicht deshalb für mich mit > Aggression verknüpft, weil er etwas in mir darstellt, dass ich nicht annehmen kann. Wenn es daher in der Bibel heißt, man soll "seine Feinde lieben" (Math. 5, 44), so weist es genau auf diese schwierige innere Aufgabe einer Aussöhnung und > Integration der Gegensätze (> Gegensatz) hin. Der > Individuationsprozess ist im Wesentlichen ein Ausgleich der Gegensätze, welcher zur geeinten > Persönlichkeit führt. Unsere westliche Kultur ist extravertiert (> Extraversion) und deswegen geneigt, die ganze Psychologie auf der Objektstufe zu verstehen.

Information: C. G. Jung hat mit der Betonung der > Introversion und der Subjektstufe einen zwar unpopulären, aber entscheidenden Schritt getan. Der > Ödipuskomplex beispielsweise, der bei S. Freud objektstufig verstanden wird, symbolisiert für Jung ein Enthaltensein im > Mutterkomplex, ganz gleichgültig, ob die reale Mutter diese Bindung gefördert hat oder nicht. Der Begriff > Komplex drückt eben aus, dass die Trennung in eine äußere Person und den inneren Anteil eine künstliche, vom > Bewusstsein hervorgebrachte ist. Der Komplex entsteht aus der Interaktion mit einer äußeren Person (> Objekt), den eigenen Erfahrungen und einem archetypischen Hintergrund (> Archetyp > Wirklichkeit, psychische). Die Integration der Komplexe und > Teilpersönlichkeiten in die bewusste Persönlichkeit führt zur > Ganzheit.

Literatur: Jacobi, J. (1957): Komplex - Archetypus - Symbol; Ribi, A. (1989): Was tun mit unseren Komplexen?; Ribi, A. (2002): Der normal kranke Mensch.

Autor: A. Ribi